Test: Remember Me

Ein futuristisches Cyber-Abenteuer mit stimmiger Atmosphäre, viel Action aber sehr geradem Spiel-Verlauf.

Aufgewacht in einer Zelle, schwach und mit höllischen Schmerzen im Kopf erinnert sich “Nilin” nach Rückfrage eines Aufsehers nur noch an Ihren Namen. Eine erneute Löschung der Erinnerungen soll auch den Namen in Vergessenheit geraten lassen und so folgt Ihr völlig benommen der leuchtenden Spur auf dem Boden sowie den Anweisungen der Flugdrohen. Angekommen am Ort des Geschehens stellt Ihr euch brav in der Schlange auf, beobachtet die Löschungsvorgänge der anderen Gefangenen und wartet auf euer Ende. Plötzlich ertönt die Stimme von “Edge“, einem Freund der euch helfen will. Er sorgt für Ablenkung und schafft euch einen Weg heraus, so dass Ihr flüchten könnt um der Löschung zu entgehen. Mit dem hindruchzwängen unter einem leicht geöffneten Tor beginnt euer Abenteuer…

Grafik

Um es direkt vorweg zu sagen, sieht Remember Me einfach verflucht gut aus. Bereits bei mittleren Grafikeinstellungen kommt Ihr in den Genuß einer sehr schönen Optik. Das anfangs ungewohnte Bildrauschen, welches dem Spiel sicher einen Cinematischen touch verleihen soll, störte im weiteren Spielverlauf nicht weiter. In punkto Charakterdesign haben sich die Franzosen tüchtig ans Werk gemacht. Mit Ausnahme der “Madame” sehen alle Protagonisten wirklich eindrucksvoll und detailiert aus.

Nilin

Das Material des Outfits wirkt fast schon realistisch und im Gesicht sind einzelne Poren, Falten und Narben zu sehen. Würden die Haare sich nun noch realistisch bewegen, wäre es perfekt! Auch das Leveldesign überzeugt und es wurde an vielen Stellen mit Liebe zum Detail gearbeitet. Große Minuspunkte gibt es von mir bezüglich der Zwischensequenzen. Obwohl diese als Video abgespielt werden, wirkt die Grafik im Vergleich zum Spiel nicht mehr so solide. Auch ist die Sprache nicht Synchron mit den Lippenbewegungen. Hier hätte “Dontnod” wirklich auf geskriptete Zwischensequenzen bauen sollen. Ein weiteren Abzug gibt es bei den beiden Flugzeugen (Raumschiffen), da die groben Texturen die Objekte nur von weiten gut aussehen lassen. Dies wäre nicht weiter schlimm, wenn es nicht einige Sequenzen geben würde, wo die Flugzeuge von nahem gezeigt werden und die schon fast eckigen Texturen sehr stark auffallen. Zum Glück kommt dieses Vehicle nur kurz vor.

Gameplay

Die Steuerung von Nilin geht solide von der Hand. Nach Betätigung der jeweiligen Taste reagiert Sie sofort wie auf Befehl. Die Bewegungs- und Kampfanimationen wirken flüssig und sehen sehr gut aus. Das trifft auch auf alle anderen zu. Leider treten ab und zu auch einige Clipping-Fehler auf und die Kameraführung lässt einem kurz die Orientierung verlieren. Besonders in Kampfsituationen ist dies manchmal nervend. Gut gefallen mir auch die Animationen der Roboter und Maschinen. Die KI kommt ebenfalls recht clever daher und weiß sich in Kampfsituationen gut zu behaupten. Wenn man denkt, man könne im Kreis rennen und die Gegner laufen einfach hinterher, hat man sich sehr getäuscht. Diese fangen einen recht solide ab und kreisen euch mit mehreren sogar oft ein. Der Schwierigkeitsgrad ist ab der mittleren Stufe ziemlich unfair und stellt viele Einsteiger bereits in der einfachsten Stufe vor einer Herausforderung. Gerade bei den “Boss-Kämpfen” ist die Anzahl der Gegner zu hoch, so dass Ihr oft ins Gras beißen könnt.

Nach dem Kampf

Zusätzlich werdet Ihr quasi schon gezwungen, eure Kombo-Varianten zu optimieren und auswendig zu lernen um während eines Kampfs eure Lebensenergie aufzufüllen. Ein Gegner-Typ in Form einer “Spezialeinheit” sorgt für unlogik. Bekämpft Ihr die mit einem Kraftfeld versehenen Gegner, so zieht euch jeder Treffer eigene Lebenspunkte ab. Dies sogar soweit, bis gar keine mehr vorhanden sind. Nun kann man sich fragen, warum ist man dann nicht Tod? Den Kraftfeld-Gegnern aus dem Weg zu gehen ist nicht möglich und Ihr müsst diese bekämpfen, damit es weiter geht. Von diesen Gegner-Typen trifft man neben den normalen Einheiten teilweise auf drei Stück zugleich. Zusätzliche Unterstützung erhalten eure Gegner durch weitere Kraftfeld-Explodierende “Flugdrohen“. Gerade wenn man froh ist es überstanden zu haben stellt sich heraus, es war nur die erste von drei Wellen. Will man hier etwa künstlich die Spielzeit hochschrauben? Am Ende mancher Kämpfe weiß man zumindest was man getan hat. Die wenigen Rätsel sind bis auf eins sehr leicht zu lösen und weniger Anspruchsvoll, sorgen aber für ein klein wenig Abwechslung und bringen wieder etwas Ruhe hinein.

Sound

In punkto Sound-Optionen liegt Remember Me etwas hinter der Zeit. Eine Option für Mehrkanal-Modus (5.1/7.1) oder EAX-Support sucht man vergebens. Die Musikalische Untermalung kommt mit fetzigen Beats daher und fügt sich passend in das Gesamtbild ein. Einzig das Main-Theme, das nur aus gewöhnlichen Streichern besteht, lässt keine Gänsehaut aufkommen. Besonders bei den fliegenden Robotern, die Energiebälle auf euch schießen, fällt einem die fehlende Ortung negativ auf. Egal, ob Ihr direkt vor oder viel weiter weg mit dem Rücken zu ihnen steht, ist die Lautstärke während es abfeuerns so gut wie gleich.

Flucht vor dem Flugzeug

Das hilft zwar in manchen Situationen, da man zumindest erahnen kann, das auf euch geschossen wurde um somit besser zu reagieren, jedoch kommt dies nicht ganz authentisch rüber. Besonders unpassend und schon fast in Low-Quality kam mir die Soundspur in den Videos der Zwischensequenzen vor. Hier wirkt alles dumpfer und platter, was überhaupt nicht den Sound es eigentlichen Spiels wiederspiegelt. Honig für verwöhnte Ohren kann man in Remember Me zwar nicht erwarten, aber für ein Action-Spiel geht der Sound (abgesehen von den Videos) völlig in Ordnung.

Atmosphäre

Kein Spiel kommt ohne gute und stimmige Atmosphäre aus und in Remember Me müßt Ihr in dieser Hinsicht kaum Abstriche machen. Die Liebe zum Detail ist auch mit in die Atmosphäre geflossen. Man hat wirklich das Gefühl, dass die Entwickler Freude an diesem Titel hatten. Die erdrückte und ängstliche Cyber-Welt kommt sehr authentisch daher, so dass man sich selbst fragt: “Mein Gott, könnte das wirklich einmal so aussehen?” Im dunklen Reich der missgebildeten “Leaper” ist alles düster, dreckig und es gleicht einer Kanalisation. Sie gelten als “Abschaum” der Bevölkerung und das Setting wird ihnen in diesen Bereichen gerecht.

Die Slums

Weiter oben in den Slums sieht ebenfalls alles sehr verwüstet aus. Zusammengeschusterte Marktstände und kleine Hütten bzw. Wohnungen aus Metall zeigen die Armut und den Status der Bewohner gegenüber der wohlhabenderen Bevölkerung. Witzig sind allein die kleinen sprechenden Werbe-Drohen, die mit Speisekarten umherfliegen und Tagesangebote präsentieren. Teilweise bleiben diese auch in der Luft stehen und folgen eurem Weg, um euch die betreffende Absteige zu zeigen. Weiter in der großen Stadt “St-Michel” sieht alles viel schöner und Eindrucksvoller aus. Moderne und leuchtende Schaufenster Werbung, Roboter, die die Stadt rund um sauber halten und den reichen Leuten ihre Taschen hinterher tragen sowie Automaten wo man Erinnerungen gegen Geld kaufen kann. Alles in allem passt das ganze Setting somit sehr gut zum Spiel und Ihr entdeckt stets viele kleine Gimmicks sowie Details. Remember Me bietet euch keine offene Welt, so dass der Weg immer vorgegeben wird. Ihr habt zwar stets genug Zeit um euch in Ruhe umzusehen und die Level zu erkunden, aber bis auf ein paar wenigen Türen, die meist nur zu einem Power-Up führen, gibt es nur eine Richtung.

Fazit

Für mich war Remember Me ein wirklich aufregendes und spannendes Abenteuer. Ich wußte im Vorfeld, dass mich ein Spiel mit geschlossener Welt erwarten würde dessen Hauptbestandteil darin bestehen würde, Menschen zu verprügeln und gegen Roboter zu kämpfen. Also kein Titel, der einen fesseln würde, sondern eher etwas für Zwischendurch? Im Gegenteil. Ich wurde positiv überrascht! Ja, es ist eine geschlossene Welt und ja, man prügelt sich durch die Welt Geschichte, aber die sympathischen “guten” Protagonisten, die Story sowie das Setting haben mich persönlich so gefesselt, dass ich nicht anders konnte und Remember Me in knapp 10 Stunden binnen einem Tag durchgespielt habe. Natürlich war ich auch gefrusstet, dass ich an manchen Kampfpassagen zig mal gestorben bin, aber sobald es weiter ging, war ich wieder Feuer und Flamme. Das mir vorgegeben wird welchen Weg ich einschlagen soll und was ich als nächstes zu tun habe, stört mich bei diesem Action-Titel nicht weiter. Sicher hätte ich mir gerne etwas Freiraum gewünscht, aber das war für das Spieldesign nicht angedacht. Das Spiel lebt von geskripteten Elementen und das merkt man oft auch. Man betritt ein Areal oder eine größere Passage und weiß, das es gleich Ärger geben wird. In dieser Hinsicht wird man selten überrascht. Ich hatte sehr viel Spaß und würde mich über eine Fortsetzung freuen. Wer gefallen an einer futuristischen Cyber-Welt und spielen wie Tomb Raider findet, wird mit Remember Me glücklich werden.

Entwickler: DontNod Entertainment
Offizielle Homepage: www.remembermegame.com

Autor*in

Martin Neumann
Martin Neumann
Stellvertretender Chefredakteur

3 Kommentare

  1. Hallo Andree,

    in den Optionen der PC-Fassung war keine derartige Option auswählbar. Welches Setting hast Du daheim?
    Ist das echtes 5.1 oder wird das durch einen Treiber bei die emuliert? Würde mich interessieren.

  2. Das Spiel hat doch 5.1 Sound. Auf jeden Fall. Warum steht im Test was anderes? Bei mir eindeutig Mehrkanal-Sound.

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