Bereits mit dem Start der Rollenspiel-Reihe Pokémon im Jahre 1996 veröffentlichte Entwickler GameFreak kurze Zeit später eine Zusatzedition, die die Vorgänger in ihren Grundzügen kopierte, aber mitsamt kleineren Neuerungen frischen Wind in die betagtere Geschichte wirbelte. Nach der gelben Edition folgten die zusätzlichen Versionen Kristall, Smaragd und Platin auf ihre jeweiligen Vorgänger und etablierten das Konzept der asymmetrischen Veröffentlichungsstruktur. Nur ein Jahr nach dem Release von Pokémon Sonne und Mond, sollen nun die ‘Ultra’-Versionen die aktuellen Rollenspiel-Editionen aufbohren und um neue Spielelemente erweitern.

Inselhopping in Alola

In Pokémon Ultrasonne und Ultramond begebt ihr euch einmal mehr als noch unerfahrener Pokemon-Trainer auf die Reise durch die meteorologischen Mysterien der Alola Region mit dem nicht weniger pathetischen Ziel der beste Pokémon-Trainer aller Zeiten zu werden: Erneut geht ihr auf Inselwanderschaft, erneut stellt ihr euch den Herrscher-Pokémon, erneut besiegt ihr die übergeordneten Inselkönige.

Genau wie im direkten Vorgänger folgt die Geschichte dabei zunächst den beiden legendären Taschenmonstern Solgaleo und Lunala sowie dem mysteriösen Team Skull und ihren unethischen Machenschaften. Für die beiden ‘Ultra’-Editionen hat man sich bei Gamefreak aber natürlich nicht lumpen lassen und einen weiteren, neuen Storystrang integriert, welcher das Pokémon Necrozma thematisiert und damit das legendäre Pokémon-Trio komplettiert. Obgleich die Geschichte hinter den Pokemon-Rollenspielen – in direkter Konkurrenz zum serientypischen Sammelwahn – niemals brillierte, kann sich die neue Storyerweiterung sehen lassen und hat sogar noch die ein oder andere überraschende Wendung in petto. Einziger Wermutstropfen ist da die kaum nachvollziehbare Entscheidung der Entwickler die geschichtlichen Neuerungen ans Ende zu stellen. So erreicht ihr erst in der zweiten Hälfte des Spiels und damit satte 15 bis 20 Stunden nach Spielstart die wirklich relevanten neuen Story-Abschnitte.

Ich will noch immer der Allerbeste sein

Aber auch die grundlegende Geschichte hat Gamefreak zu Teilen natürlich nochmals angepackt und hier und da einem kleinen Feinschliff unterzogen. So erhaltet ihr eurer Starterpokemon ab sofort bereits nach wenigen Spielminuten, den insgesamt zweistündigen Tutorials in Form von Dialogen, Cutscenes und langwierigen Erklärungen entgeht ihr damit allerdings auch nicht. Gerade zum Endgame kommen alteingesessene Spieler dann aber endlich voll auf ihre Kosten und finden nicht nur die ein oder andere Überraschung oder gar versteckte Referenz, sondern stoßen sogar noch auf alte Bekannte wie den einstigen Team-Rocket-Anführer Giovanni. Als kleines Schmankerl habt ihr zum Ende außerdem erstmalig die Möglichkeit die legendären Taschenmonster alter Editionen zu fangen.

Obwohl die Inselwanderschaft gerade zu Beginn nur so vor bekannten Mechaniken und Story-Elementen strotzt, dürfen sich eingefleischte Pokémon-Trainer über diverse neue Gebiete, Aufgaben als auch Charaktere freuen. So könnt ihr beispielsweise ab sofort das Pikachu-Tal besuchen, in dem zahlreiche der namensgebenden Elektro-Mäuse anzutreffen sind. Große Innovationen dürft ihr in den kleineren Detail-Erweiterungen aber nicht erwarten. Dient euch das überschaubare Tal doch vor allem dazu die neuartigen Sticker einzusammeln, die in der kompletten Spielwelt versteckt sind. Die neuen Collectibles können ab sofort vorrangig für süße Fotoshootings mit euren liebsten Taschenmonstern eingesetzt werden.

Gotta Catch `Em All

Unter die wirklich sinnvollen Neuerungen der ersten Spielstunden fällt unter anderem der angezogene Schwierigkeitsgrad. Pokémon-Veteranen dürften sich mit Blick auf die doch stark vereinfachten Vorgänger-Editionen vor allem die neuen Herausforderungen innerhalb der Kämpfe freuen. So überzeugen beispielsweise vor allem die bekannten Herrscher-Taschenmonster mit durchschlagenderen Attacken als bisher, auch wenn der populäre EP-Teiler das Niveau der Zusatzeditionen erneut herabsetzt. Neben zahlreichen neuen Pokémon erwarten euch in Pokémon Ultrasonne und Ultramond übrigens ebenfalls neue Ultrabestien. So feiern die etwas skurril-gestalteten Taschenmonster UB Mauerwerk, UB Detonation und UB Klebrigkeit ihr Debüt. Ein weiter nützlicher Neuzugang ist das Wasserpokemon Mantax. Der rasante Rochen wird euch ab sofort anstelle der ausgedienten Yacht von Professor Kukuis von Insel zu Insel befördern. Damit aber nicht genug, auf dem Rücken des Wasser-Pokémons könnt ihr an kleineren Minispielen teilnehmen, die euch neben Ruhm und Ehre auch GP verschaffen. Die Gischtpunkte könnt ihr dann wiederum in neue Attacken für eure Taschenmonster investieren. Auch das Menü erstrahlt in einem neuen Design und punktet mit einer verbesserten Übersicht. Euer sprechender Pokédex Rotom gewährt euch zudem die Option kleinere Boni über ein Glücksspielrad freizuschalten, die ihr innerhalb der Kämpfe freisetzen könnt. Zwei zwar eher minimale Änderungen des bekannten Spielkonzeptes, die die prominete Grudnlage dennoch erfrischend auflockern.

Wertungskasten
Präsentation
8
Spieldesign
8
Atmosphäre/Story
6
Balance
7
Umfang
10
WebsiteOffizielle Webseite
test-pokemon-ultrasonne-und-ultramondMit der Veröffentlichung von Pokémon Ultrasonne und Ultramond, bleibt letztendlich nun die substantielle Frage zurück: Ist die Veröffentlichung einer neuen Zusatzedition im Doppelpack ein Jahr nach Release, der Grundlage wirklich ein strikt notwendiges Mittel, um das Konzept der Zusatzeditionen traditionell fortzuführen? Ein durchaus schwieriges Unterfangen, das sich im Ergebnis vor allem an diejenigen richten dürfte, die bislang keinerlei Berührungspunkte mit Pokémon Sonne und Mond gehabt haben. Dennoch stehen uns mit den beiden Ultra-Editionen die bis dato wohl besten Spielefassungen für den 3DS ins Haus, die zurecht viele Kritikpunkte der direkten Vorgänger ausmerzen und vor allem im Endgame ein hohes Maß an Content nachliefern. Einige Eigenheiten wie der deutlich unterfordernde Schwierigkeitsgrad und die kindliche Erzählweise, bewahrt man sich wenig überraschend dann zwar doch noch, das Ergebnis ist dadurch aber ein nicht weniger rundes Abenteuer, das in euch erneut den unabdingbaren Wunsch wecken dürfte „der Allerbeste“ zu sein.