Im Jahr 2009 setzte Daedalic Entertainment mit „The Whispered World“ einen zauberhaften Meilenstein. Am 15. November erschien mit „Silence“ nun der lang ersehnte Nachfolger für die Playstation 4, die Xbox One und den PC und schickt den Spieler erneut auf eine rätselhafte Reise. Ob das Wiedersehen mit Noah, Renie und Co. gelingt und ob die Fantasiewelt erneut zu fesseln weiß?

Verschollen in einem märchenhaften Paradies

Es herrscht Krieg und die Welt liegt in Schutt und Asche. Der 16-jährige Noah und seine kleine Schwester Renie suchen Zuflucht in einem Bunker. Als es plötzlich zu einer Explosion kommt, wird der Bunker von einem Erdbeben verschluckt und die kleine Renie ist verschwunden. Besorgt macht sich ihr großer Bruder Noah auf die Suche und tritt dabei durch ein geheimnisvolles Portal nach Silence – einer mystischen Fantasiewelt, die auf den ersten Blick einem unberührten Paradies gleicht. Auf seiner Suche kreuzen wundersame Kreaturen Naohs Weg, wie die kleine Raupe Spot oder die lebenden Steine Yngo und Ralv. Aber auch weitere Fremde, wie die Prophetin Shana oder die Rebellen Kyra, Samuel und Janos sind Teil dieser Welt und stellen sich schnell als willkommene Verbündete heraus. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Renie und müssen sich dabei der dunklen Macht von Silence stellen: den finsteren Suchern, die von der falschen Königin geschickt wurden, die die Herrschaft an sich reißen will. Zunehmend verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fantasie und es gilt herauszufinden, warum ausgerechnet sie an diesen geheimnisvollen Ort gelangt sind.
silence_screenshot_05_de

Von sprechenden Steinen und gelenkigen Raupen

Wenn auch „Silence“ sich quasi als Fortsetzung von „The Whispered World“ versteht, hat dieses Adventure doch einen deutlich düsteren Unterton als sein Vorgänger. So trifft man neben niedlichen Fabelwesen viele verzerrte Kreaturen und landet immer wieder an verfallenen Schauplätzen. Dennoch zieht die kunterbunte Welt den Spieler bereits während der ersten Minuten in seinen Bann. So besteht das Portal zu Silence aus dem Maul eines riesigen Weltenwurms. Plätschernde Wasserfälle reihen sich an bizarre Gummipilze, während Leuchtkäfer die Wälder von Silence durchstreifen.

Der Spieler steuert dabei abwechselnd die Protagonisten Renie und Noah und rätselt sich durch die verschiedenen Minispiele. Statt den sonst gängigen Inventarkombinationen sind es die verschiedenen Schauplätze, die immer wieder die Kombinationsgabe der Spieler erfordern. Im Mittelpunkt der Knobeleien steht aber zweifelsohne das niedliche Maskottchen Spot, das per Knopfdruck seine Form ändern kann. So bläst er sich auf, wird platt wie eine Flunder, schlüpft in die Nüstern eines Drachen oder schlängelt sich durch enge Gitterstäbe. Aufgrund des sehr humanen Schwierigkeitsgrades aller Rätsel bleiben harte Kopfnüsse dem Spieler jedoch erspart und der Spielfluss läuft quasi ohne Unterbrechung.
silence_screenshot_04_de

Bizzar und wunderschön zugleich

Und das ist auch vollkommen ausreichend, denn es ist vor allem die beeindruckend gezeichnete Welt, die den Spieler immer wieder innehalten und staunen lässt. Zweifelsohne hat Daedalic mit der Welt Silence eine der malerischsten Fantasieumgebungen erschaffen, die man jemals in diesem Genre zu Gesicht bekam. Die gelungenen Lichtstimmungen, Texturen und Designs werden von einer mystischen Musik- und Sounduntermalung begleitet und vereinen sich zu einer unvergleichlichen Märchenwelt.

Wertungskasten
Präsentation
10
Spieldesign
10
Atmosphäre/Story
8
Balance
8
Umfang
7
Jeanette Kanitz
Freie Redakteurin
test-silenceMit „Silence“ präsentiert Daedalic seinen Spielern ein ausgefeiltes Hochglanz-Rätselabenteuer, das selbst für Neulinge dieses Genres zu einem wahren Augenschmaus wird. Wenn auch die Grenze zum Kitsch punktuell überschritten wird, kann man sich der dichten Atmosphäre von „Silence“ nur schwer entziehen und verliert sich nur zu gerne in den Details der malerischen Schauplätze. Und vor allem ein Held schleicht sich im Nu in die Herzen: Die kleine Raupe Spot, der nach diesem Adventure ein ganz eigenes Game gebührt.