Full-Motion-Videos hatten insbesondere in den 90ern ihre Hochphase und haben sich bereits damals einer regen Nachfrage erfreut. Obwohl diese Gattung an Spielen beinahe ausgestorben scheint, hat sich Spieleschmiede Splendy Games an ein neues Experiment gewagt und bringt mit „The Bunker“ ein neues, düsteres Horror-Adventure auf den PC, die PlayStation 4 und die Xbox One. Wir haben uns in den Atombunker gewagt und berichten euch, ob der Spagat zwischen spannender Story und fesselndem Gameplay gelingt.

Zwischen Einsamkeit und Gefahr

Im Mittelpunkt des Geschehens steht John, der als letzter Überlebender nach der Zerstörung Englands im nuklearen Krieg in einem britischen Atombunker sein Dasein fristet. Wenn auch sein Leben sich als sehr einsam gestaltet, ist er doch von klein auf nichts anderes gewöhnt. Als eines Tages der Alarm losgeht, wächst in John allmählich die Befürchtung, garnicht so allein dort unten zu sein, wie immer vermutet. Ausgerüstet mit seinem spärlichen Hab und Gut erkundet er die tieferen Etagen des Bunkers, um die Fehlerquelle zu beheben. Dabei umgeben ihn immer wieder dunkle Erinnerungen und auch das unterirdische Bauwerk scheint sein Eigenleben zu entwickeln. Für John beginnt eine düstere Reise in die gefährlichen Gefilde des Bunkers und vor allem zu sich selbst.

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Inmitten eines düsteren Thrillers

Bereits nach kurzer Zeit entpuppt sich „The Bunker“ als klassisches Point-and-Click-Adventure, das auf viel Blut und Jump-Scares verzichtet und dafür mit einer dichten Atmosphäre überzeugt. Der Spieler durchforstet den Bunker, sichtet dabei Dokumente, durchsucht Schubladen oder hört sich alte Aufzeichnungen an. Jede Aktion löst eine weitere Sequenz aus, die einen immer tieferen Einblick in die Vergangenheit von dem Spielhelden John gewährt. Immer wieder werden dabei auch Johns Gedanken hörbar wiedergegeben und bieten dem Spieler eine gute Hilfestellung, sobald er einmal nicht weiter weiß. Alle Aufgaben sind sehr gut lösbar und die Regeln sind stets klar formuliert. Geschickt platzierte Bunkerpläne geben zudem eine gute Übersicht, wo sich John gerade befindet.

Sämtliche Filmszenen fallen sehr hochwertig aus und brillieren vor allem durch die herausragende Darstellung der sehr gut ausgewählten Schauspieler. Allen voran Adam Brown, der den in sich gekehrten Bunker-Bewohner mit einer solchen Intensität spielt, dass man sich schnell als Teil des Geschehens fühlt. Auch das Setting des Bunkers spricht für sich und wirkt durch den richtigen Lichteinfluss sowie geschickte Kameraeinstellungen gleich noch viel bedrohlicher. Der ruhige, aber intensive Sound untermalt nochmal gekonnt jede Sequenz.

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Trotz tollem Flair zu wenig Interaktionsmöglichkeiten

Verschiedene Perspektiven wie z.B. aus dem Blickwinkel einer Überwachungskamera sorgen für Wenn auch das Spiel schnell ein nahezu cineastisches Flair versprüht, sucht der Spieler hier jede Form der Herausforderung vergebens. So sind es vor allem die fehlenden Interaktionsmöglichkeiten und der beinahe starre Spielverlauf, der schnell Langeweile aufkommen lässt. Auf Inventar und Kombinationsmöglichkeiten wurde gänzlich verzichtet, auch gelingt es den Entwicklern nicht, der Geschichte rechtzeitig Tiefe zu verleihen. viele Interaktionspunkte gibt es in den meisten Szenen nicht.

Wertungskasten
Präsentation
10
Spieldesign
10
Atmosphäre/Story
8
Balance
7
Umfang
7
Jeanette Kanitz
Freie Redakteurin
test-the-bunkerTrotz einer tollen Kulisse, einem herausragenden Cast und einer intensiven Atmosphäre fehlt es „The Bunker“ doch gänzlich an Hintergrund, interaktiven Elementen und vor allem Vielschichtigkeit. Die cineastische Inszenierung verliert sich ab einem gewissen Punkt in sich selbst und spielerische Elemente scheinen nicht weiter berücksichtigt. Es hätte so schön sein können, aber was als fesselnde Geschichte beginnt, endet in einem doch sehr kurzweiligen Trip