Aufbau-Klassiker, wie Anno und Die Siedler, mit neuen Ideen aufpeppen, das war der Plan von Entwickler HandyGames. Warum das nicht wirklich funktioniert hat, klärt der Test zur PC-Version von Townsmen.

Zunächst einmal macht HandyGames mit der PC-Version des Mobile-Titels Townsmen vieles richtig, um das Free-to-Play-Spiel in ein “reguläres” Spiel umzuwandeln. Der Ingame-Shop fliegt raus und die Bauzeiten der Gebäude werden drastisch gekürzt, sodass man nicht ewige Zeiten auf die Fertigstellung eines einfachen Wohnhauses warten muss.

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Auch die Grafik ist ordentlich aber klar, eine neue Grafikreferenz bekommen wir mit Townsmen nicht, doch das ist ja auch gar nicht das Ziel eines Aufbauspiels. Die Skalierung der Schaltflächen und Texturen lässt glücklicherweise keinen Grund zur Klage. Das Sounddesign ist gelungen. Die Geräusche, die unsere kleine Stadt produziert sind glaubwürdig sowie hochwertig und der Soundtrack braucht sich bspw. nicht hinter Anno und Die Siedler zu verstecken.

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Bedauerlicherweise gehört zu einem guten Aufbauspiel mehr als nur eine schöne Optik und guter Sound. Noch stärker bedauere ich es, dass Townsmen in den folgenden Kategorien nicht so gut abschneidet, denn es hätte für etwas Bewegung im von Die Siedler und Anno beherrschten Markt historischer Aufbausimulationen sorgen können.

Leider enttäuscht Townsmen gerade in den so wichtigen Kategorien, wie Warenketten und Ressourcenmanagement, denn während es in z. B. in Anno Produktionsketten mit bis zu vier Rohstoffen und Zwischenprodukten gibt, welche auch erstmal von den verschiedenen Inseln gefördert werden wollen, sind die Warenketten in Townsmen selten länger als 3 Glieder.

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Auch beim Thema Militär gelingt es Townsmen nicht aus dem Schatten der großen Vorbilder hervor zu treten, denn einerseits fehlt es an einem Multiplayer, der Schlachten und Scharmützel nötig macht und dazu gibt es nur einen Typ von Soldaten und ebenfalls nur einen Gegnertyp, nämlich grimmig dreinschauende Barbaren. Desweiteren treten unsere Soldaten stets 1-zu-1 gegen die Barbaren an, sodass es nicht möglich ist taktisch gewiefte Spielzüge auf die Karte zu zaubern, zumal wir unsere Einheiten auch nichts selbst steuern können.

Dazu kommt, dass die Bauzeiten zwar beschleunigt wurden, aber immer noch viel zu lang sind, sodass kein richtiger Spielfluss aufkommen will. Denn teils muss man selbst wenn die Spielzeit fünfmal schneller abläuft als normal mehrere Minuten auf die Fertigstellung eines relativ einfachen Wohnhauses warten muss.

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Auch merkt man an manchen Stellen, dass es sich bei der PC-Version von Townsmen um einen Port handelt. Zum Beispiel fordert uns das Spiel im Tutorial auf mit zwei Fingern den Bildschirm zu berühren um zu zoomen.

Wertungskasten
Präsentation
8
Spieldesign
6
Atmosphäre/Story
8
Balance
8
Umfang
5
WebsiteOffizielle Website
Jan Niklas Janssen
Videoredakteur
test-townsmenUnter dem Strich lässt sich sagen, dass Townsmen kein schlechtes Mobilegame ist. Ganz im Gegenteil im Vergleich zu dem, was einem andere Entwickler als Aufbausimulation für Mobilgeräte vorsetzen ist Townsmen ein Meisterwerk. Doch auf dem PC merkt man dem Spiel an, dass es eher für eine schnelle Runde zwischen U-Bahn und Bus als für eine abendfüllende Spielsession konzipiert wurde. Denn zu oft warten wir darauf das irgendein Gebäude fertiggestellt wird oder unsere KI-Soldaten selbstständig einen Banditenüberfall abwehren. Man merkt also, als Spieler sind wir in Townsmen zu passiv. Zumal der Preis von 10 Euro für die Steamversion und von 20 Euro für die Box mit zwei Spiellizenzen einfach zu teuer ist. Für nur drei Euro mehr bekommt man bei GOG das großartige Anno 1404 samt Erweiterung, welches viel mehr Spielspaß pro Euro bringt. Wer trotzdem eine Alternative zu den großen Genrekönigen Siedler und Anno sucht, findet in Valhalla Hills, regulär für 20 Euro bei Steam, das deutlich bessere, weil komplexere, Gesamtpaket.