Es war länger still um das XCOM-Universum und viele Fans erinnern sich noch sehr gut an die Vorgänger. Somit ist es nicht verwunderlich, dass viele zunächst erschrocken reagierten, als 2010 die ersten bewegten Bilder zu sehen waren und aus dem rundenbasierten Strategie Titel ein Action Titel geworden war. Wie sich der neue Ableger aus der XCOM-Reihe schlägt erfahrt ihr in unserem Test.

Im Jahre 1962 spielt ihr den Agenten William Carter und habt die primäre Aufgabe, einen Koffer mit streng geheimen Inhalt zu transportieren. Klingt eigentlich nach einem einfachen Job, wäre da nicht eine weiblich aussehende Militär-Person, die euch eine vermeintliche Eskorte aufzwingen möchte und euch nach einer deutlichen Ablehnung einfach eine Kugel durch die Schulter jagt. Nachdem Sie zielstrebig zum Koffer geht und genau zu wissen scheint, was sich in diesem befindet, schlägt Sie diesen kurzerhand ein, woraufhin ein grelles Licht zum Vorschein kommt. Ein darauf folgender Blick in das Gesicht der Person lässt vermuten, dass die rot leuchtenden Augen nicht menschlichen Ursprungs sein können. Nach einer kurzen aber heftigen Rauferei mit der Außerirdischen, bei der ihr nicht die geringste Chance habt, werdet ihr durch die Scheibe geschleudert und landet unsanft auf dem Boden der Außenterrasse. Ehe ihr euch versieht, spürt ihr Ihren Arm an eurer Kehle und ringt nach Luft. Kein Gegenstand in der Nähe könnte euch von nutzen sein und so schließt ihr die Augen und bereitet euch auf den Tod vor. Natürlich seit ihr nicht Tod, denn sonst wäre das Spiel vermutlich schnell zu Ende. Ihr wacht auf und habt keine Ahnung was passiert ist. Die Person, die euch angegriffen hat, liegt verbrannt auf dem Boden und eure Schusswunde in der Schulter ist fast gänzlich verheilt. Was nun folgt, ist eine kurze Einführung in die Steuerung eures Protagonisten. Nachdem ihr aus dem Gebäude geflüchtet seit, beginnt euer Abenteuer…

Optisch etwas veraltet, jedoch keines Falls schlecht

Optisch bewegt sich The Bureau nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Bei der von mir getesteten Xbox 360- Version, muss man natürlich einige Abstriche machen und darf nicht auf eine PC-ähnliche Grafik hoffen, aber auch für die Xbox 360 habe ich schon Spiele mit besserer Grafik erlebt. Vor allem die für meinen Geschmack durchgehend sehr niedrige Framerate, die bei Explosionen oder anderen Effekten noch einmal einen deutlichen Schritt in den Keller macht, hat mich sehr negativ überrascht. Hat man den Schmerz jedoch einmal überwunden, darf man sich über die gelungenen Partikel- sowie Explosionseffekte freuen. Wenn hinter einem Granaten explodieren und man aus der Deckung rennt, sieht das schon verflucht cool aus und hört sich auch ebenso gut an. Die Soundeffekte in The Bureau klingen oftmals sehr solide. Auch die Animationen sehen zum größten Teil solide aus, auch wenn mir persönlich das Laufen in Verbindung mit der hoch haltenden Handfeuerwaffe nicht so 100%ig gefällt.

Eine Story mit teils größeren logischen Macken

Zugegeben ist die Story nicht sehr originell und könnte glatt aus einem Kino-Film stammen. Kurzform: Böse Aliens greifen die Erde an und eine kleine Gruppe von Menschen verteidigt sich und die Menschheit geht am Ende als Sieger hervor. Jedoch muss dies nicht zwingend schlecht sein, denn was 2K Marin hier versucht hat, funktioniert doch recht gut, wenn man von einigen Macken absieht. Der Zwang ein Verhältnis zu den Kollegen (Team) aufzubauen, bricht der Story in meinen Augen jedoch das Rückgrat. Stellt euch mal vor, die Menschheit wird von Aliens angegriffen und ihr habt genug Zeit zwischen den Missionen in eurer Basis umher zu laufen um euch ganz in Ruhe alles anzusehen und euch mit euren Kollegen zu unterhalten. Nicht das dies schon schlimm genug wäre, um die sehr kritische und bedrückte Atmosphäre zu stören, nein es kommen noch sehr platte und uninteressante Dialoge dazu, deren sehr schlechte Lippensynchronisation der deutschen Version die Krone aufsetzt. Doch, wann merkt man eigentlich, wenn man einer anderen Person näher kommt? Klar, wenn ihr euch mit Vornamen anredet. Ansonsten erhaltet ihr kein Gefühl für den Zustand eurer Beziehung. Es ist sehr schade, dass die Bindungen etwas gezwungen und unbeholfen wirken, denn im späteren Spielverlauf werdet ihr vor Entscheidungen gestellt, die sich deutlich auf das Schicksal der Hauptcharaktere auswirken.

Mit Taktik zum Erfolg, jedoch darf man auch oft Rambo sein

Der Mix aus 3rd-Person-Action und Strategie funktioniert in The Bureau ganz gut und wurde in meinen Augen gut umgesetzt. In kleinen dreier-Teams bewegt ihr euch von Deckung zu Deckung und schaltet die Gegner aus. Da sich auch die Außerirdischen hinter Deckungen verschanzen, müßt ihr euch oft in einer besseren Position bringen oder den Gegner von verschiedenen Flanken angreifen. Per Tastendruck aktiviert ihr, unter Verlangsamung der Zeit, das Befehls-Menü und weist eure Mitstreitern z. B. an, zu einer anderen Deckung zu wechseln, während ihr diesen Feuerschutz gebt und den Feind aus der neuen Deckung heraus gezielt auszuschalten. Alternativ könnt ihr auch die Spezialfähigkeit des jeweiligen Mitstreiters nutzen, die je nach Klasse andere Optionen aufwirft. Ein Aufklärer ist z. B. in der Lage einen ausgewählten Bereich unter Artilleriebeschuss zu nehmen, während ein Pionier Minen legen kann um einen möglichen Angriffsweg zu blockieren. Letzteres ist aufgrund der erkennbaren Spawn-Points einiger Aliens besonders oft von Erfolg gekrönt. Man kann sehr viel mit den Fähigkeiten spielen und herumprobieren, ohne Angst zu haben, ob man diese nicht gleich dringender braucht, denn obwohl man einige Zeit warten muss, bis die jeweilige Spezialfähgikeit wieder verfügbar ist, kann man immer mit normalen Mitteln zum Ziel kommen. Es ist oft auch nicht erforderlich, jeden Zug bis zum optimalsten durchzuplanen, da man bei wirklich sehr vielen Gegnern auch in alter Rambo-Manier zum Erfolg gelangt, wenngleich man seine Munition jedoch stets im Auge behalten sollte. Natürlich kann man mit gut eingesetzten Spezialfähigkeiten, besonders in Kombination, den erheblichsten Schaden anrichten.

Nicht die cleverste KI, aber dennoch anspruchsvoll und ausgeglichen

Die KI verhält sich je nach Spezies unterschiedlich. Die Sectoiden sind eher weniger clever und suchen zwar Deckung und nutzen diese auch, jedoch neigen sie auch oft dazu, einfach wild durch die Gegend zu stürmen, so dass diese am Ende nicht zu einer ernsthaften Bedrohung werden. Bei anderen Spezien wie z. B. den Outsidern oder den Mutons sieht das etwas anders aus. Gerade die Outsider zwingen euch durch das ständige Granaten-Feuer zwischen den Deckungen hin und her zu hechten, während die stark gepanzerten Mutons nahezu ein Alptraum im Gefecht sind und einem wie eine undurchdringbare Mauer vor kommen. Somit ist je nach Situation auch ein schnelles Handeln gefragt. Aber wie sieht es mit der KI eurer eigenen Mitstreiter aus? Wenn ich behaupten würde, dass die Kameraden das Risikobewußtsein einer Motte haben, die auf dem Weg zur Lichtquelle ist, wäre das etwas unfair, aber die KI raubt einem manchmal wirklich den letzten Nerv. Im Eifer des Gefechts verlassen diese oft die Deckung, schlagen völlig unlogische Routen zu einer anderen Deckung ein und gehen so oft auch zu Boden. Geht man selbst zu Boden kommt es nicht selten vor, dass man einfach krepiert anstatt wiederbelebt zu werden. Zum Glück kommen richtig große KI-Patzer nicht so oft vor, aber man kann sich dennoch nicht vorstellen ein Team von ausgebildeten Spezialeinheiten vor sich zu haben.

Fazit

Ich habe mich sehr auf The Bureau gefreut, nachdem ich die ersten 3rd-Person-Action Szenen gesehen hatte. Natürlich war auch die Angst da, ob ein Wechsel des Genres dem Spiel gut tut, aber da 2K Games mich persönlich spätestens seit Mafia 2 in den Bann gezogen hatte, war ich etwas erleichtert. Nun sitze ich hier und weiß nicht, ob ich glücklicher darüber bin dass das Spiel nicht so schlecht geworden ist, wie anfangs vermutet, oder traurig bin das 2K Marin viel zu wenig aus dem Titel gemacht hat. Speziell bei der mir vorliegenden Xbox 360 Retail-Fassung wirkt das Spiel an einigen Stellen schlicht unfertig. Die fehlende Tiefe, die platten Dialoge die keine richtige Beziehung zu den Mitstreitern erlauben, die KI-Patzer auf der eigenen Seite und das sehr ruckelige Gameplay haben mich doch sehr erschrocken. Dabei ist The Bureau alles andere als ein Reinfall, denn das Spiel ist sehr unterhaltsam. Der Mix aus 3rd-Person-Action und Strategie konnte mich überzeugen und bietet durch die Kombinationsmöglichkeiten viel Raum für Experimente. Im Gefecht kommt dank den Explosionseffekten, gepaart mit der guten Akustik, richtig Freude auf. Es hätte einfach etwas mehr Zeit gebraucht um den Titel vom gröbsten zu befreien.

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