Daedalic, ein Name der für erstklassige Adventure-Titel wie z. B. „Deponia“, „The Whispered World“, „Edna bricht aus“ und „Machinarium“ steht. Wie passt da mit „FIRE“ ein eher minimalistischer Steinzeit-Knobbler ins Portfolio? Das kläre ich in meiner Review der PC-Version.

Im niedlichen und kunterbunten Exploration-Adventure FIRE, dreht sich alles um euren sympathischen Neandertaler Ungh, der während seiner allerersten Nachtwache einschläft und eigentlich mit unter das wärmende Feuer am brennen halten sollte. Das Malheur ist perfekt, als der Dorfälteste den armen Ungh am nächsten Morgen im hohen Bogen aus dem Dorf wirft, da das Feuer erloschen ist und Ungh somit der einfachsten Aufgabe nicht nachgekommen ist. Nun liegt es an euch eine neue Flamme zu besorgen und diese in das Dorf zu bringen.

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Wenn man sich an andere Titel wie z. B. „Machinarium“ zurück erinnert, funktionieren Adventure-Titel ohne wirkliche Dialoge recht gut, wenn die Basis stimmt. Immerhin gab es dort zumindest Sprechblasen mit symbolischen Hinweisen, die dem Spieler quasi mitteilte, wie das jeweilige Rätsel zu lösen ist. Was aber, wenn ein Spiel komplett ohne Sprachausgabe, ohne Dialoge und ohne Sprechblasen auskommen soll? Diese Fragen schossen mir durch den Kopf und waren mit einer der Gründe, warum ich mir FIRE unbedingt ansehen wollte. 😉 Da ich auf der gamescom 2014 bereits vorab ein paar Minuten Gameplay sehen durfte, freute ich mich jedoch am meisten auf die süße Aufmachung des Titels. Glücklicherweise ist diese auch erhalten geblieben und das Steinzeit-Abenteuer versprüht direkt von beginn an einen ungeheuer niedlichen Charme, welcher sich auch auf den insgesamt zehn handgezeichneten Schauplätzen wiederfindet. Dabei ist die Auswahl teilweise so herrlich witzig irreal und nimmt selbst einige Mythen, Fakten und gar ein Browser-Game auf die Schippe. Das klingt jetzt ziemlich wild und lässt sich am besten anhand zweier Beispiele erklären – nur um nicht komplett zu Spoilern. 😀

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Natürlich dreht sich primär alles um die früheste Epoche der Menschheitsgeschichte, allerdings verschlägt es euch im weiteren Verlauf auch auf den Mond, wo Ungh samt seiner Haarpracht in einen Astronautenanzug gepresst wird. Leider waren Affen bereits vor euch auf dem Mond! 😀 Eigentlich unvorstellbar, wo ihr doch selbst zuvor in einer als Smartphone getarnten Rakete zum zuvor erwähnten Himmelskörper gereist seit und zur Aktivierung eine runde „Farmarama“ spielen und diverse Popups auf Dating-Webseiten wegklicken musstet. Ok, wenn ich mir meine Sätze selbst noch mal in Ruhe durchlese, ist FIRE definitv sehr süß chaotisch und in seiner Form für meinen Geschmack eine gelungene Abwechslung, zur sonst so eher tiefgründigeren Abenteuerkost. Ich könnte noch weitere Beispiele aufzählen, aber überrascht euch einfach selbst. 😉

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Die Steuerung eures Protagonisten Ungh beschränkt sich ausschließlich auf das verständliche sowie intuitive Point & Click-Prinzip und kommt mit zwei Maustasten aus. Sämtliche Rätsel sind mittels der linken Maustaste zu lösen, da das Spieldesign selbstständig zwischen einer Interaktion und dem aufheben von Gegenständen entscheidet. Somit müsst ihr in FIRE nicht zwischen den so gängigen Varianten wie „Ansehen„, „Sprechen“ und „Benutzen“ wählen, was aber natürlich aufgrund den fehlenden Kombinationsmöglichkeiten einen kleinen Teil zu der etwas geringen Spielzeit von rund 2,5 Stunden beiträgt – für noch versiertere Knobler als mich, könnte diese Tendenz noch weiter nach unten sinken. Das heißt aber nicht automatisch, das die Rätsel im Steinzeit-Abenteuer insgesamt viel zu einfach sind, denn es gibt schon die ein oder andere Stelle, die eure Denkmurmel zum Arbeiten anregt. Unter dem Strich bleibt der größte Teil aber zumindest für einen Erwachsenen ziemlich einfach zu bewerkstelligen, wo das ganze bei Kindern vermutlich anders aussieht. Immerhin bietet FIRE durch das sammeln von versteckten Goldmünzen einen kleinen wiederspielwert, um das „Jäger & Sammler-Gen“ zu aktivieren. Dies ist aber eher rein symbolischer Natur und ihr könnt dafür keine Gimmicks oder ähnliches freischalten.

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Alle anklickbaren Hotspots werden euch beim herüberfahren mit der Maus hell dargestellt und falls ihr einmal nicht genau wisst, welche Objekte sich im gerade befindlichen Abschnitt überhaupt anwählen lassen, könnt ihr die mittlere Maustaste zur Hilfe nehmen, die euch nach Betätigung quasi alle Auswahlmöglichkeiten aufzeigt. Durch die nahtlose Verschmelzung von Objekten mit dem Hintergrund ist ein interaktionsfähiges Element oft nicht auf den ersten Blick auszumachen, was in meinen Augen alles andere als schlecht ist, denn es ist nun mal ein Knobelspiel, welches Aufmerksamkeit voraussetzt. 😉 Vielleicht wird es jetzt an der Zeit auf die anfangs gestellte Frage einzugehen, ob ein Adventure ohne Dialoge, Sprache und Sprechblasen funktionieren kann. Ja, es funktioniert tatsächlich sehr gut. Natürlich kommt es immer auf die Umsetzung und die Sinnhaftigkeit an, denn andere Adventure mit tiefgründigeren Storys wie „Whispered World“ oder „The Night of the Rabbit“ wären ohne diese Eigenschaften untergegangen. Der zuletzt genannte Spieltitel ist im übrigen ein gutes Stichwort um auf die musikalische Untermalung zu kommen, denn sämtliche Musik in FIRE stammt vom gleichen Komponisten Tilo Alpermann und passt für meinen Geschmack überaus gut zu dem chaotischen Ungh.

Wertungskasten
Grafik
7
Sound
6
Gameplay
8
test-fireFIRE ist ein witziges und unterhaltsames Abenteuer mit einem wirklich einfachen Spielprinzip, das durch sein Charme durchaus überzeugen kann. Die etwas geringe Spielzeit von rund 2,5 Stunden und die zum größten Teil einfachen Rätsel sind die beiden Hauptkritikpunkte. Auf der anderen Seite erhält man für faire 9,99 Euro wirklich viel für sein Geld und kann sich in meinen Augen ruhig einmal gesunden Spaß anstatt der zwei Stücke Kuchen samt Kaffee beim Konditor seines Vertrauens gönnen.

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