Im Point & Click-Adventure „Bunker – The Underground Game“ von Indie-Entwickler Nightly Studios, schlüpft ihr in die Rolle von Hipster Otto Thompson, der eines Tages völlig unverhofft in einen russischen Bunker verschleppt wird und von dort natürlich wieder ausbrechen möchte. Ich habe mir das schräge Abenteuer angesehen und schildere euch meinen Eindruck.

Für Otto Thompson sollte es ein gewöhnlicher, langweiliger Freitagabend werden, bis plötzlich eine E-Mail von einer heißen russischen Schönheit über die Dating-Plattform „Verzweifelt.de“ in den Posteingang flatterte. Völlig geblendet von den netten Worten schien Otto den Braten nicht zu riechen und antwortete der Dame sofort unter Nennung seiner Adresse, damit dem gemeinsamen Treffen nichts mehr im Wege steht. Wenige Sekunden später klingelte es auch schon an der Tür, die Otto voller Vorfreude öffnete, jedoch Stand nun mit einem bärtigen russischen Soldaten in Uniform alles andere als die Person vor ihm, mit der er gerechnet hatte und auch auf den gezielten Faustschlag ins Gesicht, der Otto direkt K.O. gehen ließ, war er nicht gefasst. Als er aufwacht, befindet er sich angekettet in einem russischen Bunker, doch was hat man mit ihm vor? Ganz klar, der russische Soldat steht auf Leber und Otto kommt auf seinen Speiseplan. Es ist also an der Zeit, ganz schnell hier raus zu kommen!

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Spätestens nach dem Lesen der ersten Zeilen sollte klar sein, das man den Begriff „Logik“ bei diesem schrägen Adventure komplett ausblenden sollte. Als wenn die Story nicht schon höchst merkwürdig genug wäre, setzt sich der Unsinn auch im weiteren Spielverlauf erfolgreich fort. Ich könnte an dieser Stelle direkt mit einigen Beispielen loslegen, aber wir möchten ja nicht Spoilern. 😉 Eins kann ich jedoch verraten: Selbst routinierte Adventure-Spieler würden einige Sachen nicht in der Form erwarten. 😀

Bunker ist das Erstlingswerk von Indie-Entwickler Tony Sundell, der dieses minimalistische Point & Click-Adventure im eher klassischen Stil mit Ausnahme des Soundstracks vollständig allein realisiert hat. Gesteuert wird euer Protagonist Otto Thompson mit Maus und Tastatur, wobei letzteres nur für den Zugriff auf das Inventar notwendig ist, welches mittels Leertaste geschieht. Mit der linken und rechten Maustaste ruft ihr die Interaktionsoptionen „Ansehen“ sowie „Benutzen/Sprechen“ ab, die auf Objekte und Personen angewendet werden können. Sobald ihr euren ersten Dialog eröffnet, wird euch die fehlende Sprachausgabe auffallen. Dafür stehen euch die Texte wahlweise in Englisch, Deutsch sowie schlechtem Finnisch(™) zur Verfügung. Die finnische Sprache ist aber nur als witziges Feature gemeint, was in dieser Form meines Wissen nach einzigartig ist. 😀 Erfahrungsgemäß sollte man bei Dialogen immer gut aufpassen, da diese oft zu Hinweisen führen und manche Antworten nicht erneut vorkommen, aber das ist bei diesem Titel nicht der Fall. Sollte man im Dialog versehentlich zu schnell geklickt haben, kann man die gleichen Fragen erneut stellen und erhält oftmals die gleichen Antworten. Natürlich sind diese zum größten Teil sehr witzig, da Otto immer recht schlagfertige Kommentare auf Lager hat, aber streng genommen, könntet ihr dieses Abenteuer auch zu 90% ohne Dialoge lösen. Optisch bietet Bunker handgezeichnete Grafiken im Comic-Look mit einigen witzigen Pixelart-Zwischensequenzen. Dieser Wechsel trägt zwar unwesentlich zur Spieltiefe bei, sorgt jedoch für etwas Abwechslung, da der Titel in meinen Augen kaum besondere Momente bietet und sich einfach so herunterspielt. Die einzig nennenswerte Ausnahme wäre vielleicht das eine RPG-Minigame, im welchem man in Zelda-Manier gegen die Feinde antritt und am Ende einen Endgegner bezwingen muss.

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Für Rätselfans mit viel Adventure-Erfahrung dürften die zu lösenden Aufgaben keine besondere Herausforderung darstellen, da diese im wesentlichen recht einfach sind. Auch im Inventar müssen nicht viele Objekte miteinander kombiniert werden. Ich habe bereits nach etwas mehr als drei Stunden den Abspann über meinem Bildschirm flattern sehen, wobei mich nur ein „Handicap“ davon abgehalten hat, früher fertig zu sein – der Sichtbereich. In den Einstellungen hat man die Auswahl zwischen einem Vollbild- sowie Fenstermodus und selbst wenn man sich für Vollbild entscheidet, wird Bunker in einem 4:3-Format mit schwarzen Balken an den Seiten (siehe Screenshots) dargestellt. Es könnte sich dabei um eine bewußte Designentscheidung handeln, jedoch hätte man bei einem üblichen 16:9-Format wesentlich mehr Platz gehabt, denn so hält man sich an manchen Rätseln länger auf, weil man einfach nicht geahnt hat, dass man an bestimmten Locations weiter in eine jeweilige Richtung gehen kann. Mir selbst ist das zwei mal passiert und ich bin eigentlich nur durch Zufall zu den neuen Bereichen vorgedrungen. Auch die Anzahl der anklickbaren Objekte sind recht überschaubar, so dass man sehr schnell alles wichtige eingesammelt hat um am Ende endlich aus dem Bunker zu entkommen!

Bunker – The Underground Game ist seit dem 21. Mai 2015 via Steam für PC erhältlich. Die Versionen für Mac und Linux Folgen später.

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Wertungskasten
Präsentation
5
Spieldesign
6
Atmosphäre/Story
4
Umfang
5
test-bunker-the-underground-gameBunker - The Underground Game ist ein schräges Adventure mit einem netten Comic-Look, das jedoch Inhaltlich nicht zu überzeugen weiß. Die fehlende Sprachausgabe hätte vielleicht noch ein Fünkchen mehr aus dem Indie-Titel herausholen können, aber so bleibt es unter dem Strich ein ziemlich kurzlebiges Adventure ohne Hand und Fuß. Wer Lust auf ein kurzes Abenteuer mit seltsamer Story hat und sich nicht von einem eher minimalistischen Gamedesign abschrecken lässt, kann sich Bunker - The Underground Game ruhig antun. Alle anderen, die sich noch lange an ein großartiges Adventure zurückerinnern möchten und Angst davor haben etwas verpassen zu können, dürfen einen großen Bogen um diesen Titel machen.

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