Test

Test: Life is Strange – Double Exposure

Max Caulfield ist endlich zurück! Nachdem ihr letztes Abenteuer – eigentlich ihr letzter Albtraum – bereits neun Jahre zurückliegt, hat sie sich mittlerweile als Dozentin an einer Universität für Künstler eingeschrieben. Scheinbar konnte sie dort mehr und mehr zur Normalität zurückkehren und sogar neue Freunde kennen lernen. Doch kann Max die Vergangenheit nun endgültig hinter sich lassen?

Zunächst scheint alles in bester Ordnung zu sein. Maxine ist eine erfolgreiche und preisgekrönte Fotografin, die an der Caledon-Universität angestellt ist. Seit den traumatischen Erlebnissen in Arcadia Bay sind mittlerweile einige Jahre vergangen und es hat sich wieder so etwas wie Normalität in Max‘ Alltag geschlichen. So hat sie an der Universität viele neue Kontakte knüpfen und auch innige Freundschaften schließen können. Sie bewohnt ein geräumiges Holzhaus auf dem Universitätsgelände, welches sogar eine eigene Dunkelkammer umfasst.

In ihrer Freizeit trifft Max sich regelmäßig mit ihren beiden besten Freunden: Dem Doktoranden in Astrophysik Moses Murphy sowie Safiya Llewellyn-Fayyad, einer aufstrebenden Poetin und Tochter der Universitätsleitung. Safiya wird von ihren Freunden schlicht Safi genannt und begleitet Max in regelmäßigen Abständen auf interessante Ausflüge abseits des Campusgeländes. Es macht wirklich den Anschein, als hätte sich das Blatt von Maxine endlich zum Guten gewandt.

Max hat in ihrem neuen Zuhause schnell Anschluss gefunden und neue Freundschaften geknüpft.

Die einzigen noch existierenden Verbindungen zu Arcadia Bay sind die Gedankenspiele rund um Chloe sowie der Kontakt zu einigen Bewohnern des Örtchens. Selbst ihre Kräfte hat Max seither nicht mehr benutzt. Doch der Schein trügt. Was Maxine zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß? Sie wird ihre beste Freundin Safi schon bald tot im Schnee auffinden, sich einem Gefühlschaos stellen müssen und so manche Erfahrung machen, die alles auf den Kopf stellen wird.

Sherlock Holmes in einer Parallelwelt

Nach dem herben Verlust ihrer besten Freundin setzt Max alles daran, den Täter zu überführen und den Tod Safis zu rächen. An dieser Stelle kommen wir ins Spiel und versuchen, dieses Rätsel mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu lösen. Während wir im ersten Teil der Life is Strange-Reihe mit Hilfe von Max in der Zeit zurückkehren konnten, steht uns diese Tür im Hier und Jetzt nicht mehr offen. Dafür setzt das Gefühlschaos in Max eine neue, beeindruckende Kraft frei: Das Erschaffen zweier unterschiedlicher Zeitlinien!

Ihr habt richtig gehört. Wir können das Geschehene zwar nicht rückgängig machen, aber eine andere Parallelwelt besuchen. In diesen müssen wir Detektiv spielen und den Täter durch akribische Spurensuche, das Belauschen von Gesprächen und die Untersuchung von verschiedenen Vorfällen am Ende entlarven. Doch wie genau funktioniert die Sache mit den unterschiedlichen Zeitlinien?

Die Zeitlinien sind autark aber irgendwie auch nicht. So hat Max unter anderem die Möglichkeit, Gesprächen heimlich zu lauschen.

In der gesamten Spielwelt von Life is Strange: Double Exposure sind verschiedene Portale verteilt, die einen Ton abgeben, sobald wir uns ihnen nähern. Diese Portale verbinden die beiden Zeitlinien Lebendig und Tot. Während Safi in der einen Zeitlinie gestorben ist, ist sie in der anderen wiederum quicklebendig. Diese beiden Dimensionen scheinen unabhängig voneinander zu existieren, überlagern sich gleichzeitig jedoch auch. Auf diese Weise ist es uns so unter anderem möglich, in abgeschlossene Bereiche zu gelangen, uns wichtige Informationen zu beschaffen oder Gesprächen zu lauschen.

Kniffliger Rätselspaß sieht leider anders aus

Hier hat Entwickler Deck Nine allerdings Potenzial liegen lassen und diese coolen neuen Kräfte leider nicht intensiv genug in das Spiel integriert. Im Spielverlauf wirkt es oft so, als ob wir mit Max nur oberflächig an den Dimensionsgrenzen kratzen würden. Außerdem bekommen wir nicht genug Freiraum eingeräumt, um uns selbst ausführlich in beiden Zeitlinien umzusehen und die Rätsel zu lösen. Wie für ein Life is Strange üblich, fallen die Rätselpassagen ohnehin nicht allzu schwierig aus.

Deswegen hätte ich mich über mehr geforderter Eigeninitiative sehr gefreut, denn die Praxis in Double Exposure sieht nicht vor, dass wir unseren Hirnschmalz ankurbeln. Dank der Kommunikationsfreude von Maxine werden uns die nächsten Schritte zur Lösung eines Rätsels vorgekaut und wir bekommen unmissverständliche Aufgaben. Auf diese Weise ist es nicht möglich, bei einem Rätsel ins Stocken zu geraten oder gar zu scheitern.

Im Dunkeln tappen wir nicht, da Maxine uns stets verrät, was als nächstes zu tun ist.

Dieser Umstand bricht dem Ganzen aber keinen Zacken aus der Krone, denn Life is Strange: Double Exposure legt erneut großen Wert auf die Inszenierung und das Drumherum. Wir sollen den Schauplatz, die Charaktere und die Handlung in Ruhe genießen können. Und das ganz ohne ungewollte Spielunterbrechungen. Und genau hier liegt die Stärke des Episodenspiels, welches in Gänze als Einzelspiel verkauft wird.

Mal wieder wunderschön inszeniert

Die kreativen Köpfe hinter dem amerikanischen Entwicklerteam haben alle Register gezogen, um die Caledon-Universität, die Charaktere und die Geschichte maximal interessant zu gestalten. Und das ist ihnen wirklich gut gelungen, inklusive Plot-Twist und WTF?-Moment. Im Prinzip wie auch schon im Erstlingswerk von Dontnod Entertainment aus dem Jahr 2015, nur noch intensiver. Das liegt unter anderem auch an dem im Spiel zwar nur beiläufig angesprochenen LGBT-Thema, das seine realen Wurzeln aber gerade jetzt auch außerhalb der Spielewelt hat.

Auf diese Weise schafft es Deck Nine, ungeachtet der persönlichen Einstellung, eine starke Verbindung zwischen Realität und Fiktion herzustellen. Diese Verbindung wird außerdem durch die von uns im weiteren Spielverlauf zu treffenden Entscheidungen verstärkt. Auch wenn unsere Entscheidungen keine gravierenden Auswirkungen haben, habe ich dennoch so manche Sekunde inne gehalten, um alle möglichen Konsequenzen abzuwägen.

Aktuelle Themen wie die LGBT-Bewegung machen Max und ihre Freunde greifbar, ohne dabei aufdringlich zu wirken.

Was mir persönlich an Life is Strange: Double Exposure besonders gut gefallen hat, ist Protagonistin Maxine. Im Vergleich zu den erlebten Ereignissen in Arcadia Bay merkt man sofort, dass sie älter und deutlich erwachsener geworden ist. Das spiegelt sich auch in ihrem Look wieder. Sie wirkt als 28-jährige Frau auf ganzer Linie überzeugend. Vor allem die deutsche Synchronsprecherin Lina Rabea Mohr passt wunderbar zu dem Charakter Max Caulfield.

Generell klingen die Synchronstimmen aller Charaktere sehr angenehm in den Ohren und es macht viel Spaß, den verschiedenen Dialogen zuzuhören. Vor allem von diesem Punkt profitiert das Adventure ungemein und es ist die gewohnt starke Hauptkonstante des Spiels, die auch einen zweiten oder gar dritten Spieldurchlauf nicht unbedingt langweiliger macht. Ansonsten ist das Spiel gespickt mit Details, die, wie bereits erwähnt, Life is Strange: Double Exposure greifbar machen. Da wären z.B. die Studenten und ihre E-Zigaretten oder die Deepfake-Thematik. Gepaart mit dem noch immer grandiosen Soundtrack schenken uns Square Enix und Deck Nine hier einen wunderschönen Ausflug in das verschneite neue Zuhause von Max, welcher uns rund zehn Stunden bestens unterhält.

Fazit

In Life is Strange: Double Exposure kehrt Max Caulfield wieder so gut zurück wie eh und je. Die Handlung schließt nahtlos an das in Arcadia Bay Erlebte an und begeistert so Neulinge wie auch Kenner des Vorgängers gleichermaßen. In rund zehn Stunden habt ihr die Möglichkeit, das Universitätsgelände zu erkunden, viele Gespräche zu führen und den ein oder anderen Moment zur Ruhe zu kommen. Dabei könnt ihr erneut dem wundervollen Soundtrack lauschen und der Gedankenreise von Protagonistin Max folgen. Einzig die Leichtigkeit der Rätsel sowie der ein oder andere Darstellungsfehler trüben den Spielspaß minimal. Das gleicht die ansonsten auf den Punkt gebrachte Inszenierung mitsamt der Plot-Twists jedoch spielend aus.

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In Life is Strange: Double Exposure kehrt Max Caulfield wieder so gut zurück wie eh und je. Die Handlung schließt nahtlos an das in Arcadia Bay Erlebte an und begeistert so Neulinge wie auch Kenner des Vorgängers gleichermaßen. In rund zehn Stunden habt ihr die Möglichkeit, das Universitätsgelände zu erkunden, viele Gespräche zu führen und den ein oder anderen Moment zur Ruhe zu kommen. Dabei könnt ihr erneut dem wundervollen Soundtrack lauschen und der Gedankenreise von Protagonistin Max folgen. Einzig die Leichtigkeit der Rätsel sowie der ein oder andere Darstellungsfehler trüben den Spielspaß minimal. Das gleicht die ansonsten auf den Punkt gebrachte Inszenierung mitsamt der Plot-Twists jedoch spielend aus.Test: Life is Strange - Double Exposure