Warum mich die Ankündigung des Silent Hill Remakes absolut kalt lässt

Silent Hill erhält ein Remake und mit mir macht es: Nichts. Während die Ankündigung von Konami große Wellen schlägt und man sich in Euphorie suhlt, bekomme ich bei dem Gedanken eher Angst. Aber nicht etwa vor den Gegnern, der Atmosphäre oder der Stadt selbst, sondern aus ganz anderen Gründen. Im Kern stören mich zwei Dinge, die ich gerne ein wenig ausführen würde, denn die Ankündigung ist in meinen Augen für die Reihe nicht gut. Mehr noch: Sie spitzt ein Problem der ganzen Videospielindustrie zu!

Warum ich schon das Remake zu Teil 2 nicht mochte

Bevor wir uns auf das große Ganze stürzen, blicken wir zunächst mal auf das Spiel selbst. Konami und Blooper Team haben ein Remake zu Silent Hill 1 angekündigt. Das ist erstmal gar keine so gigantische Überraschung. Denn die gleiche Konstellation hat im vergangenen Jahr das Remake zu Silent Hill 2 auf den Markt gebracht. Nachdem die ersten Trailer für Skepsis sorgten, konnten die späteren Trailer mehr Euphorie in der Öffentlichkeit entfachen. In mir wollte sich aber nicht wirklich was tun. Das Kämpfe wirken clumsy, die Hitboxen irgendwie unpräzise. Und irgendwie schien es, als wolle man durch die Action an positive Aufmerksamkeit kommen. So falsch war der Gedanke nicht. Das Remake von Silent Hill 2 enthält nicht nur viel mehr Gegner, sondern auch viel weniger Möglichkeiten das Ganze zu umgehen. Damit ist das Spiel actionlastiger. Aber auch die Kämpfe litten für mein Empfinden unter Problemen.

Fehlerhafte Hitboxen und statische Animationsmuster hinterließen bei den Kämpfen ein eher unrundes Bild für mich. Ja, auch das Original hatte eher semi-gute Kämpfe. Aber sie waren nicht nur seltener, man konnte sie auch einfacher umgehen. Sie waren unaufdringlicher. Dazu entfernte man ikonische Rätsel oder vereinfachte sie so sehr, dass aus Rätseln eher “Abarbeitungsaufgaben” wurden. Kurzum: Das Original war in so vielen Aspekten besser! Und bevor mir blind machende Nostalgie unterstellt wird: Ich habe das Original erstmals kurz vor Release des Remakes gespielt. Und obwohl es so viel älter ist: Es ist atmosphärischer, es ist besser inszeniert, es ist mystischer und es hat bessere Charakter-Interaktionen!

Weg „from the Roots“

Man erkennt schnell, dass ich kein Fan der Neuauflage bin. Damit bin ich zwar nicht allein, aber in der Minderheit. Darum habe ich für das nächste Remake wenig Hoffnung. Denn der Erfolg dürfte für Bestätigung sorgen, dass das, was man zuvor gemacht hat, wieder richtig ist. Sprich: Mehr Kämpfe, mehr Action, weniger Rätsel, leichtere Rätsel und womöglich wieder Spielzeit strecken. Das ist jedoch weniger der Spirit, der eigentlich mal in diese Spiele geflossen ist. Aber es passt in die jetzige Zeit. Silent Hill wird massentauglicher. Das sehen wir übrigens auch beim kommenden Silent Hill f, welches mir im Trailer selbiges vermittelt: Action, Kämpfen, keine Rätsel. 

Klar, sowas ist zugänglicher. Das Original erklärt wenig und es lebt ein Stück weit davon, es auf eigene Faust zu entdecken. Das ist allerdings ein häufiges Merkmal älterer Spiele. Nicht immer ergibt sowas Sinn, aber in Silent Hill macht es aufgrund der Ungewissheit, der Stadt und der Atmosphäre einfach nur Sinn! Ich habe mich auf eine sehr positive Art herausfordert gefühlt. Und soll das neue Prinzip auf jeden kommenden Teil umgemünzt werden?

Aber hält sich das überhaupt? Silent Hill 2 war der beliebteste Teil der Reihe und dementsprechend war groß das Interesse. Wenn man aber nun die neue Formel auf jedes Spiel stülpt, kann sich schnell Sättigung einstellen. Vor allem weil die Gefahr besteht, dass nun jedes Silent Hill ein Remake erhält. Alle nach einem Schema. Das klingt, finde ich, nicht nur sehr langweilig, es macht für mich auch die Reihe kaputt und ist ein schlechtes Signal für andere Spielereihen. Ich möchte gar keine Flut von Remakes im Stil eines SH2 Remakes. Ich möchte keinen “Teil f”, der ebenfalls nach dem Muster aufgebaut ist. Macht meinetwegen saubere Ports, denn dann haben wir ohnehin gute Spiele für alle verfügbar, als das, was sie sind.  

Nur noch die sichere Bank

Aber wir befinden uns ohnehin in einem Aufwärm-Wahn. Selten wurde so viel einfach aufgehübscht. Es ist natürlich schneller und einfacher gemacht, aber gleichzeitig kann man damit sehr gut Geld machen. Oft reicht ja schon das Spiel mit der Nostalgie für einen Kauf. Stattdessen bekommen wir weniger neue Spiele, weniger Mut. Ist ja auch klar, Publisher wollen ja mit möglichst wenig Risiko möglichst hohe Umsätze generieren. Aber dank Mut sind diese Reihen, die gerade immer wieder aufgewärmt werden, ja überhaupt erst entstanden. Wir brauchen diesen Mut. Und weil es DAS Beispiel des Jahres ist: Nehmt euch ein Beispiel an Clair Obscure: Expedition 33. Es ist der perfekte Gegenentwurf, welcher mit Liebe, Mut und Kreativität punktet. Silent Hill, sei bitte ein bisschen so wie Clair Obscure

Wir sehen ja oft das Verhalten, dass man erst Remakes macht, um zu schauen, ob ein neuer Teil Sinn ergibt. Das ist tatsächlich so unsinnig, wie es sich liest. Begeistert ein Konzept, eine Geschichte, die Spielmechanik, die Inszenierung, dann kann das Spiel mit entsprechender Vermarktung ein Druchbruch werden. Dafür muss man nicht erst ein Remake machen. Schönes Beispiel: Dead Space. Großartiges Spiel, das auch heute noch super spielbar ist. Warum gibt es aber ein Remake dazu? Wofür? Es ist halt einfacher zu machen. Es braucht keine ewig lange Konzeptphase. Du musst keine Story neu schreiben, keine Dialoge, keine Welt neu erfinden, keine Spielmechanik überlegen. Zugegeben, im Falle von Silent Hill hat man ja immerhin die Kamera woanders platziert und dadurch ein anderes Erlebnis erzeugt als im Original.

Dadurch, dass wir Remakes fordern, hypen und kaufen, torpedieren wir unsere Hoffnung nach wirklich neuen Teilen einer Reihe. Wir fordern selbst irrerweise einen Kreislauf. Die immer mehr werdenden Remakes sind Ergebnis dessen. Ich finde das einfach schade. Ich bin nicht per se gegen Remakes, aber ich halte sie für ein sensibles Thema. Wenn ein Remake ein Spiel sehr neu interpretiert, etwas Eigenes draus macht, vielleicht auch mehr abwandelt oder spielerisch eine sehr neue Erfahrung bietet, dann bin ich offen! Ich mochte das Remake zu Resident Evil 2 sehr. Ich hätte auch gern eines zu Code Veronica, welches sich viele Schwächen des Originals annimmt, um offen für Veränderungen zu sein. Auch die Neuinterpretation zu Final Fantasy 7 mag ich sehr! Und ich war auch offen im Falle von Silent Hill 2. Nicht dass ich es wirklich bräuchte, aber es ist „ok“, weil es eine neue Erfahrung sein will. Es hat mir nur aus diversen Gründen eben nicht gefallen. Und aus der gleichen Substanz werden auch zukünftige Remakes entstehen.

Es hat nur ein unübersehbares Ausmaß angenommen. Metal Gear Solid 3, Prince of Persia: Sands of Time, Dead Space, Resident Evil 4. Das bräuchte es nicht. Die Originale sind immer noch toll! Und noch schlimmer sind Spiele, die remastered werden. Until Dawn, The Last of Us 2, Horizon: Zero Dawn, Days Gone und ich frage mich immer: Wofür? Nehmt die Zeit, nehmt das Geld: Aber macht was Cooles, macht was Neues. Traut euch. Und weil mir das Zitat abschließend so gut gefällt: „Seid bitte ein bisschen so wie Clair Obscure.“ 

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