Final Fantasy 16 mit Katastrophen-Launch auf der Xbox – Aber das ist gut so!

Final Fantasy öffnet sich der Xbox. Vor einiger Zeit hat es endlich Final Fantasy 14 auf die Plattform geschafft. Das Remake zu Final Fantasy 7 wird bald folgen und Teil 16 ist kürzlich ebenfalls dort gelauncht. Doch letztgenannter Ableger feierte nun einen Katastrophen-Launch. Nicht einmal 25.000 verkaufte Einheiten, laut Alinea Analytics. Ich freue mich trotzdem über das Debakel. Klingt böse? Ganz im Gegenteil!

Ein bisschen Kontext

Square Enix bereut den Exklusivkurs. Seit Jahren fährt man eine enge Kooperation mit Sony in Bezug auf Final Fantasy. Oder anders gesagt: Square Enix ließ es sich gut bezahlen, dass die Reihe erst einmal nur für PlayStation erscheint. Das führte dazu, dass die letzten drei großen Ableger erst gar nicht für die Xbox erschienen. Selbst der PC ging lange leer aus. Doch bei Square Enix war man nie so ganz happy mit den Verkaufszahlen. Man muss auch dazu sagen: Das ist man bei Square Enix nie! Also wirklich nie. Bedenken muss man natürlich, dass sich zum Release der letzten beiden Teile weniger kompatible Konsolen im Umlauf befanden, als beispielsweise zum Launch von FF7 Remake.

Das erschien in einer Zeit, als sich die PlayStation 4 schon ca. 110 Mio. mal verkauft hat. Als Rebirth erschien, war gut die Hälfte an PS5 Konsolen im Umlauf. Gemessen daran, verkaufte sich das Spiel also echt gut. Aber wie auch immer, denn für Square Enix war klar: Mehr Verkäufe. Drum lag der PC-Release nahe, der auch im Falle von Rebirth sehr erfolgreich war. Das Spiel erntete zudem auch sehr positive Kritiken und war bei den Game Awards nominiert. Insofern auch alles nachvollziehbar. 

Nicht perfekt, aber Rebirth war definitv ein gutes Final Fantasy. Das zeigten auch die Verkaufszahlen.

Auf Hype folgt Ernüchterung

Aber schwenken wir mal rüber zu Final Fantasy 16. Das Spiel zauberte einen phänomenalen Start aufs Parkett mit 3 Millionen verkauften Einheiten in der ersten Woche. Doch die Kritiken fielen spürbar nüchterner aus. Interessanterweise war der Hype zunächst groß um das Spiel. Das düstere, mittelalterliche und mitteleuropäische Setting weckte enormes Interesse und schürte Hoffnungen. Doch nach der herausragenden Startwoche wurde es plötzlich still. Es gab keine neuen Infos zu den Verkaufszahlen mehr. Das Spiel verschwand ebenso schnell wieder aus den Charts und ein Grund dafür könnte gewesen sein, dass sich schnell herumsprach, dass Teil 16 gar nicht so der Burner ist. Auch der anschließende PC-Launch floppte ziemlich. Das Spiel verkaufte sich auf Steam in den ersten zwei Monaten so oft wie FF7 Rebirth in den ersten zwei, drei Tagen. Ein enormer Rückschlag. Nun soll es die Xbox richten. Dort warten die Leute doch sicherlich geradezu auf ein Final Fantasy. Immerhin war Teil 15 der letzte große Release der Singleplayer-Hauptreihe auf der Plattform. Doch der Launch entpuppte sich als ein selten gesehenes Debakel. Ca. 22.000 verkaufte Exemplare nach einer Woche. Weltweit wohlgemerkt. 

final fantasy
Nach einem grandiosen Verkaufsstart wechselte die Stimmung schnell.

Clair Obscure war das bessere Final Fantasy

Das hat allerdings zwei Gründe. Zum einen ist die Kritik am Spiel selbst mittlerweile überall durchgedrungen. Die inspirationslosen Fetch-Quests erinnern an ein MMO, die Welt bietet kaum etwas zum Entdecken und das Kampfsystem wirkte wie ein Rückschritt von den FF7-Neuauflagen. Ich persönlich halte es auch für kein sonderlich gutes Spiel, weil mich lediglich die Momente imposanter Präsentationen abholen. Doch egal ob Storytelling, Levelstruktur, Kämpfe oder Missionsdesign – Final Fantasy 16 sorgt an so vielen Stellen für Stirnrunzeln. Es will irgendwie das Popcorn-Kino der Rollenspiele sein, doch vergisst es dabei auch spielerische Substanz an den Tag zu legen. Auch wenn meine Meinung sicher noch einmal deutlich harscher ausfällt, ist der durchwachsene Eindruck aber einer, der sich durch das Netz zieht und auch an der Xbox-Community kaum vorbeigegangen zu sein scheint. Insofern sollte ja klar sein, dass plötzlich keine riesige Verkaufswelle los schwappt. Zusätzlich bekamen die ja auch gerade erst mit Clair Obscure: Expedition 33 wohl eines der besten Rollenspiele der letzten Jahre in den Game Pass gespült. Denn das Spiel ist gefühlt mehr Final Fantasy, als es Final Fantasy 16 selbst war.  

Völlig zurecht wird Clair Obscure gerade durch die Bank so gefeiert.

Ein desaströser Port

Doch der viel triftigere Grund liegt in der technischen Umsetzung. Denn zusätzlich zur inhaltlichen Kritik kommt jetzt auch ein technisches Drama. Denn die Portierung ist mit “bodenlos” noch sanft umschrieben. Im Performance-Modus auf der Xbox Series X kommt das Spiel gerade einmal auf eine Auflösung von 720p. Wäre es ein optisches Meisterwerk mit einer unglaublich dynamischen Open World, bei der im Hintergrund wahnsinnig viel passiert, hätte man mit viel Wohlwollen darüber diskutieren können. Doch wenn man bedenkt, dass im Performance-Modus beispielsweise Cyberpunk 2077 mit einer Auflösung von 1440p daher kommt, Kingdom Come Deliverance 2 immerhin mit 1080p und Assassin’s Creed Shadows mit einer dynamischen Auflösung von bis zu 1440p, dann ist das Ergebnis in FF 16 nicht entschuldbar.

Digital Foundry fiel bei der Tech-Analyse zudem auch auf, dass so manche Texturen “kaputt” aussehen. Gerade die Vegetation sehe deutlich schlechter aus, als auf der PS5, obwohl die im gleichen Modus mit 1080p arbeitet! Das ist keinesfalls ein Problem der Xbox Series X, immerhin wissen wir anhand hunderter anderer Spiele, dass sie zu deutlich mehr zu leisten imstande ist und der PS5 technisch in Nichts nachsteht. Square Enix scheint einfach minimalsten Aufwand betrieben zu haben. Dafür dann aber trotzdem 60 Euro zu verlangen, ist allerdings schon unverschämt. 

Schon die PS5-Fassung war technisch nicht sonderlich gut optimiert. Doch bei der Xbox hat man sich scheinbar gar keine Mühe gegeben.

Square Enix muss die richtigen Lehren ziehen

Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass die Final Fantasy Reihe auf allen Plattformen, mit tollen Spielen, auch tolle Einspielergebnisse erzielt. Doch im Falle von Final Fantasy 16 bin ich wirklich froh, dass die Leute die Finger davon lassen. Gerade in Zeiten, in denen Spiele teurer werden, sollte man sich zweimal überlegen, wofür man sein Geld ausgibt. Aber nicht mal die müssen es sein, denn insbesondere Clair Obscure oder The Alters lehren uns in diesem Jahr, dass auch die etwas kleineren Titel so viel mehr bieten können, trotz eines niedrigeren Preises. 60€ für einen sehr schlechten Port eines mittelmäßigen RPG’s zu zahlen, das muss man wirklich nicht mitmachen. Meine Hoffnung liegt in der Lernfähigkeit von Square Enix. Die Konsequenz sollte nämlich nicht sein es jetzt komplett zu lassen, sondern es vernünftig zu machen! 

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