Nach monatelangen Gerüchten um Sonys Mid-Gen-Refresh, bekannt als „Project Trinity“, wurde die PlayStation 5 Pro diese Woche offiziell enthüllt. In einer zehnminütigen Präsentation stellte der leitende Architekt Mark Cerny Sonys neueste Version der PS5 vor. Neben zahlreichen technischen Verbesserungen und neuen Key Features sorgte das Finale der Show für einen regelrechten Paukenschlag, der in den sozialen Medien und der Gaming-Community kräftig nachhallte: Die Konsole kostet 800 Euro.
Ein Mid-Gen-Refresh – wie erwartet
Kommen wir zu den harten, technischen Fakten: Die PlayStation 5 Pro erscheint am 7. November 2024 und kommt mit einem deutlich größeren Grafikchip. Während die ursprüngliche PS5 mit 36 Compute Units (Recheneinheiten) ausgestattet war, bringt es die Pro-Version auf beeindruckende 60 Einheiten. Das sorgt insbesondere für eine deutlich verbesserte Ray-Tracing-Performance. Laut Mark Cerny wird die PS5 Pro hier eine zwei- bis dreimal höhere Leistung als die Standardversion bieten – genaue Details blieb er allerdings schuldig. Auch der Grafikspeicher legt zu: Er wird etwa 30 % schneller arbeiten, was einer Speicherbandbreite von 576 GB/s entspricht (im Vergleich zu den 448 GB/s der ursprünglichen PS5). In Kombination mit den anderen Verbesserungen soll die PS5 Pro laut Sony eine um bis zu 45 % höhere Leistung als die Basisversion erreichen.
Ein weiteres Highlight ist Sonys brandneue Machine-Learning-Technologie für image reconstruction (Bildrekonstruktion): PlayStation Spectral Super Resolution (PSSR). Diese Technik funktioniert ähnlich wie andere Verfahren zur Bildrekonstruktion und ermöglicht es, ein in niedrigerer Auflösung gerendertes Bild in höherer Qualität darzustellen – und das mit geringerem Rechenaufwand. Klingt erst einmal vielversprechend!
Die Botschaft verfehlt
Der technische Sprung der PlayStation 5 Pro ist beachtlich, besonders Sonys PSSR-Technologie könnte – vor allem in Hinblick auf die Zukunft und die PS6 – sehr interessant werden. Sonys Ziel mit der PS5 Pro ist es, die ständige Wahl zwischen Performance- und Fidelity-Modus abzuschaffen. Auf der PS5 und der Xbox Series X müssen Spieler*innen oft wählen: entweder 60 fps und eine reduzierte grafische Qualität oder 30 fps mit mehr Details und höherer Auflösung. Mit der PS5 Pro strebt Sony an, den Fidelity-Modus zum Standard zu machen – ohne dabei auf die flüssigen 60 fps zu verzichten. Eine verheißungsvolle Botschaft und ein Ziel, das durchaus die Existenz dieser Konsole rechtfertigen könnte.
Doch die Präsentation konnte viele Zuschauer*innen, mich eingeschlossen, nicht wirklich überzeugen. Sony zeigte vor allem ältere Titel aus dem eigenen 1st-Party-Katalog und eröffnete die Vorstellung sogar mit The Last of Us Part 2. Ja, das Spiel hat ein Remaster für die PS5 bekommen, aber den Mid-Gen-Refresh der neuesten Konsole mit einem Last-Gen-Titel zu bewerben, der ohnehin schon fantastisch aussieht, ist aus marketingtechnischer Sicht nicht optimal. Zudem waren die Unterschiede marginal: The Last of Us Part 2 läuft auch auf der normalen PS5 bereits sehr gut mit 60 fps.
Weitere gezeigte Titel waren Gran Turismo, das jetzt Ray-Tracing-Reflektionen im Gameplay und nicht nur im Fotomodus unterstützt, sowie Spider-Man 2 und Horizon Forbidden West. Das Problem: Der Unterschied zur Standard-PS5 war kaum zu erkennen. Zwar lag das auch an der schlechten Qualität des YouTube-Streams, doch primär war es so, dass viele der Verbesserungen sich eher subtil im Hintergrund befinden. Ja, die Spiele sahen minimal besser aus – hier mal schärfere Schatten, dort mal mehr Details–, aber ein wirklich großer Unterschied wurde einfach nicht deutlich vermittelt.
Als wäre das alles nicht schon problematisch genug, endete die Präsentation mit einer Hiobsbotschaft für die noch verbliebenen Interessierten: dem Preis. Während in den USA $699 aufgerufen werden, müssen europäische Spieler*innen satte 799 Euro zahlen. Und das für eine Konsole, die ausschließlich digital ist – also ohne Disc-Laufwerk. Richtig gehört, kein Disc Drive. Dieses lässt sich zwar nachrüsten, kostet aber zusätzliche 120 Euro. Rechnet man dann noch den optionalen Standfuß dazu, der wahrscheinlich nicht zwingend nötig ist, kommt man insgesamt auf etwa 950 Euro für die Konsole. Ein Preis, der selbst legendär teure Konsolen wie den Launch-Preis der PS3, das 3DO oder das Neo Geo AES in den Schatten stellt.
Das Verrückte dabei: Sony ist bei der Standard-PS5 längst im „Break-Even“, das heißt, sie machen bereits Gewinn beim Verkauf der regulären Konsole für 499 Dollar bzw. 549 Euro. Für die PlayStation 5 Pro, die ohne Disc-Laufwerk ausgeliefert wird, verlangt Sony also über 250 Euro mehr. Diese Preisgestaltung, kombiniert mit den erwähnten Hardware-Änderungen, lässt viele Expert*innen vermuten, dass Sony die PS5 Pro von Anfang an mit einem deutlichen Gewinn verkaufen möchte.
Doch die große Frage bleibt: Wer kauft sich dieses Mid-Gen-Refresh-Update überhaupt? Der hohe Preis, das fehlende Disc-Laufwerk und die mangelnden Argumente seitens Sony lassen viele potenzielle Käufer*innen sicherlich zweimal nachdenken.
Aber für wen?
Das Ironische ist, dass gerade die eigentliche Zielgruppe am meisten über diesen Preis schockiert ist – die Menschen, die diese Konsole kaufen würden. Auch ich gehöre dazu. Ich besitze jede Konsole der aktuellen Generation und habe mir sogar einen PC für 3.500 Euro zusammengestellt. Ich investiere generell gerne in High-End-Technik. Und obwohl mir die PS5 Pro schon bei den ersten Gerüchten unnötig erschien, hätte ich vermutlich trotzdem zum Launch zugeschlagen. Fairerweise habe ich das Ganze auch noch nicht komplett abgeschrieben, zumindest langfristig. Aber bei diesem Preispunkt bin ich erstmal raus. Und das geht vielen so – vor allem den Fans und Technik-Enthusiasten. Denn wer kauft die Konsole zum Launch? Genau! Diejenigen, die bereits eine PS5 besitzen und bereit sind, für die Pro-Variante noch einmal zu bezahlen. Doch genau diese treue Zielgruppe wird im Stich gelassen.
Nicht nur wegen des hohen Preises, sondern auch wegen der Frage nach dem Laufwerk. Die meisten PS5-Fans haben eine Sammlung physischer Spiele, die sie weiterhin nutzen wollen. Sony weiß das und verlangt zusätzlich 120 Euro für das optionale Disc-Laufwerk. Der ohnehin schon hohe Preis von 799 Euro ist also für viele gar nicht der Endpreis. Sony setzt offensichtlich darauf, dass viele Käufer*innen das Laufwerk nachrüsten werden. Eine Entscheidung, die vermutlich mit der Einführung der PS5 Slim zusammenhängt, die ebenfalls mit einem nachrüstbaren Laufwerk erschien – auch wenn Kund*innen hier noch von Anfang an die Wahl hatten. All diese treuen Fans sind entweder fassungslos oder lachen immer noch lauthals und kopfschüttelnd, denn ist dieser Preis für den Konsolenmarkt schlichtweg absurd.
Der Vergleich hinkt maßlos
Häufig lese ich auf Twitter den Vergleich, dass sich Menschen auch Smartphones für 1.500 Euro oder Grafikkarten für den doppelten Preis einer PS5 Pro kaufen. Das mag zwar stimmen, doch sollte man bedenken, dass A) diese hohen Preise ebenfalls kritisiert werden und B) der Markt ein völlig anderer ist. Der Premium-Gaming-Markt, der sich aus Konsolen und einem kleinen Teil der PC-Spieler*innen zusammensetzt, wächst nicht wirklich. Tatsächlich schrumpft die aktuelle Konsolengeneration im Vergleich zur letzten. Im Wesentlichen spricht man immer dieselbe Zielgruppe an und neue Spieler*innen übernehmen die Gewohnheiten der alten.
Eine Konsole über 500 Euro galt lange als „Dead on Arrival“ – also als zum Scheitern verurteilt. Dass Sony sich nun nicht nur über die 600-Euro-Marke hinauswagt, sondern gleich auf fast 800 Euro zielt (mit Zubehör sogar an die 1.000 Euro), wirkt wie ein schlechter Scherz. Dieser Markt ist es nicht gewohnt, solche Preise zu zahlen und zeigt auch keine Bereitschaft dazu. In ihrer aktuellen Form wird die PS5 Pro daher ein Nischenprodukt bleiben, das nach dem Launch ein Ladenhüter wird. Selbst ein Titel wie GTA würde bei diesem Preissegment nur kurzfristig helfen.
Die Sorgen der Zukunft – vielleicht doch nicht so Pro?
Zudem bleibt die Frage offen, ob Sony sein Ziel, den Fidelity-Modus bei 60 fps oder generell stabile 60 fps, überhaupt erreichen kann. Laut CNET wurde die CPU der PS5 Pro nicht verbessert – und genau diese CPU stellt bei aktuellen Spielen, etwa welche, die auf Unreal Engine 5 basieren, bereits ein Problem dar und wird als Flaschenhals für den Grafikchip gesehen. Es ist daher fraglich, ob ein Spiel wie GTA 6, dessen Vorgänger schon als CPU-intensiv galt, auf der Pro tatsächlich in 60 fps laufen könnte.
Hinzu kommt das Thema der Präservation. Das nachgekaufte UHD-Blu-ray-Laufwerk muss nach dem Anschließen einmalig online registriert und zertifiziert werden. Sollte Sony irgendwann die entsprechenden Server dafür abschalten und den digitalen Store der PS5 einstellen, könnte die PS5 Pro in 20 Jahren nur noch Elektroschrott sein. Diese Entwicklung betrifft nicht nur Sony, sondern den gesamten Markt und ist als durchaus kritisch zu sehen.
Abschließend lässt sich sagen, dass die PS5 Pro ein durchaus interessantes Upgrade darstellt, das jedoch von Sony bisher schlecht vermarktet wurde. Der Preis ist zudem eine Frechheit, die der Premium-Gaming-Sektor nicht akzeptieren wird. Zwar wird die Konsole sicherlich ihre Käufer*innen finden, aber wird Sony mit dieser Strategie keinen großen Erfolg feiern. Es gibt einen Vorgeschmack darauf, was möglicherweise noch mit der nächsten Konsolengeneration kommen könnte. Ich bin jedoch der Meinung, dass Sony mit diesem drastischen Preisaufschlag scheitern und kurz nach dem Launch der PS5 Pro eine Preissenkung ankündigen wird.
Artikelbilder: ©Sony/PlayStation