In meinem InGame-RPG-Tagebuch zu „Life is Feudal: MMO“ berichte ich wöchentlich über meine Abenteuer und mein Leben in meiner Gilde.
Auf der Suche…
13. Februar 1031
Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Warum bin ich nicht einfach in meiner Heimat geblieben? Ja, mein Zuhause gibt es nicht mehr und meine Freunde und Familie sind entweder tot oder in alle Winde zerstreut, aber wozu musste ich diesen radikalen Schritt machen? Ob sie mir wohl hierhin folgen werden?
Alles soll anders werden…
Weit entfernt finde ich mich nun an einem weißen, unberührten Strand wieder. Weit weg von meiner Heimat und den Schrecken. Aber auch weit weg von allem, was ich kannte. Der Fährmann fragte mich, wo ich hin wollte und ich wählte einfach das Erstbeste, was mir einfiel: Skjutland. Hier habe ich noch nichts von Blut und Knochen gehört. Außerdem riet mir ein anderer Reisender, den ich in einer Taverne nah des Stegs traf, ich solle mich hier einer Gruppe anschließen, die so groß war, dass sie mir Schutz bieten könne und so warmherzig, dass ich dort herzlich aufgenommen werden würde. Er drückte mir auch eine Karte in die Hand. Ich wollte ihn nicht weiter belästigen, denn er sah sehr abgerissen und müde aus. Es schien, als hätte er mit seinen ganz eigenen Dämonen zu kämpfen…
Weder nach Osten noch nach Westen vermag ich den Strand, an dem ich nun stehe, zu überblicken. Die Sonne knallt mir unbarmherzig mit allem, was sie aufzubieten vermag, auf mein Haupt und ich habe nichts, außer den Sachen, die ich an mir trage. Zwei Brote, die mir eine alte Dame netterweise noch vor meiner Überreise mitgegeben hat, muss ich mir weise einteilen, bis ich an meinem Ziel angekommen bin. Sie hatte wohl Mitleid mit mir. Der Fährmann weniger, er ließ nicht mit sich handeln und nahm mir meine letzten 1000 Gold ab, die ich noch schnell in meine Taschen klauben konnte, bevor ich um mein Leben rannte. Kein Flehen und kein Betteln, keine Träne erweichte sein Herz. Aber das war es mir wert. Lieber starb ich hier, als nur einen Tag länger dort zu leben.
Vor mir liegt nun also ein kilometerweites, kahles Gebiet, Ödland, nur ganz im Norden zeichnet sich die Silhouette eines gewaltigen Berges ab.
Ich schaue auf meine Karte, aber sie ist so verwaschen, dass ich nur schemenhaft wahrnehmen kann, wo ich mich befand und wo ich hinwollte. Wie groß die Insel ist, weiß ich auch nicht, ich weiß nur, es würde ein langer Weg werden. Aber alles Zaudern hilft nichts, wenn ich noch länger wartete, würde ich sterben, ohne einen Schritt getan zu haben.
Ich vergewissere mich nochmal, dass ich allein bin, aber mit mir war tatsächlich niemand ausgestiegen und die Fähre war schon längst am Horizont verschwunden. Ich weiß nicht, worauf ich mich vorbereiten muss, aber wenigsten habe ich in meinem bisherigen Dorfleben so viel gelernt, dass ich mich mit Müh und Not schon durchschlagen werde.
Gott stehe mir bei!
Schon Stunden bin ich unterwegs, nur noch am Leben durch seltene Funde essbarer Pfahlwurzeln. Die Landschaft hat sich in den letzten Stunden nicht gewandelt und weder Menschen noch Tiere habe ich auf meinem Wege zu Gesicht bekommen. Es scheint, als würde hier niemand leben… Einmal erschien es mir, als würde ein Mensch mit schwerem Schritt an mir vorbeilaufen, während ich in der Erde nach Essbarem grub, aber er war so schnell verschwunden und sprach auch kein Wort, so dass es sich wohl nur um eine Fata Morgana handeln konnte. Das überrascht mich nicht, es wird der Wassermangel sein. Zwar fließt neben mir ein riesiger Fluss, aber dieser wird gespeist vom salzigen Wasser der Meere, von denen ich gerade komme. Keine gute Idee also, es zu trinken, soviel weiß ich.
Die schneebedeckten Gipfel des Berges im Nordosten sehen aber noch weniger einladend aus. Dort würde ich innerhalb von Minuten erfrieren, denn noch besitze ich keine geeignete Kleidung, um einen rauen Winter, wie er dort oben sicher herrscht, zu überleben. Aber es dämmert mir, als hätte ich nur noch eine Wahl, denn je weiter ich dem Strom folge, desto weiter komme ich von meinem Weg ab. Schon eine ganze Weile trage ich die Befürchtung mit mir rum und habe so lange versucht, es hinauszuzögern, aber ich werde wohl nicht darum herumkommen: ich muss schwimmen. Anscheinend trennt der Fluss eine kleine Insel von einer anderen und es gibt keinen Hinweis auf menschliche Aktivitäten, weder Boote noch Brücken.
Bisher hatte ich Glück, aber was wird mich in den Fluten erwarten? Die beste Schwimmerin war ich nie. Nur Belarin, der etwas seltsame Sohn des Schmieds, war noch schlechter als ich und die Älteren konnten es sowieso nicht. Wozu auch? Wir brauchten es nie zu Hause, umgeben von Bäumen. Fester Waldboden unter unseren Füßen war das Einzige, was wirklich vonnöten war.
So sitze ich nun am Strand, der Weg scheint nicht weit, ich kann das Ufer der anderen Insel gerade noch sehen, aber es braucht Vorbereitung. Noch etwas von meinem Brot essen (nur das erste, das andere werde ich wohl noch brauchen), ausruhen und beten. Beten hat mir in der Vergangenheit zwar auch nicht geholfen, aber man weiß ja nie. Was wird wohl auf der anderen Seite des Flusses liegen?
14.02.1031
Ich habe es tatsächlich geschafft. Irgendein Gott war mir gnädig! Gepriesen sei der Herr. Zwar fiel ich vor Anstrengung erstmal in Ohnmacht, nachdem ich mich durch die Strömung gekämpft hatte, aber wieder hatte ich Glück: keine Tiere und keine Menschen. Ein Segen, wahrlich, aber wo mochten sie alle nur sein?
Ein Blick auf die Karte verrät mir, dass ich auf einem guten Weg bin, fast die Hälfte des Weges liegt hinter mir. Ich will nicht rasten, ehe ich in der Sicherheit des Lagers angekommen bin! Ich hoffe, ich muss nicht erneut schwimmen.
Das erste Mal seit Langem esse ich was anderes als die faden Pfahlwurzeln! Grüne, saftige Äpfel und schmackhafte Nüsse! Apfelbäume und Haselnüsse soweit das Auge reicht! Plötzlich stand ich zwischen ihnen! Die Genüsse erinnern mich an den Hof in der Heimat und unsere Äpfel und Nüsse, an die diese hier mit Sicherheit nicht heranreichen konnten, aber für den Augenblick schmecken sie wie das Himmlischste, das ich jemals probiert hatte. Für die Weiterreise stopfe ich mir so viel in die Taschen, wie sie zu halten vermögen, denn auch mein zweites Brot habe ich mittlerweile aufgebraucht.
Und wieder höre ich etwas! Ein Mensch! Er trägt eine Fackel auf dem Rücken, denn so langsam wird es dunkel, wie ich erstaunt feststelle. Das habe ich ob meiner Freude gar nicht bemerkt. Aber der Mensch, er lief schnurstracks an mir vorbei, als hätte er ein Ziel… Vielleicht möchte er auch zu den Freunden im Nordosten? Ich versuche ihm zu folgen und ihn zu rufen, aber meine Stimme verhallt ungehört und das Gewicht der Äpfel und Nüsse in meinen Taschen hält mich zurück. Und so verschwindet er, mich nicht bemerkend, im Unterholz und ich bin wieder alleine. Es wird immer dunkler. Es bleibt mir keine Zeit zu trauern, schnell muss ich mir Materialien zusammensuchen, um eine Fackel zu bauen, wie auch der Fremde sie hatte. Äste, Brennmaterial und Steine sind zum Glück ausreichend vorhanden. Ich bin froh, dass das Ödland hinter mir liegt, dort wäre ich den Schrecken der Nacht schutzlos ausgeliefert gewesen. Handwerk war schon immer ein Hobby von mir, daher ist die Fackel auch schnell zusammengeschnürt. Vielleicht nicht schön, aber sie wird ihren Dienst tun. Die menschliche Erscheinung gibt mir neuen Mut – ich bin nicht allein.
Es wird merklich kühler. Nicht nur der Nacht wegen sondern auch, da ich an den Ausläufern des riesigen Gipfels angekommen bin. Die Fackel spendet mir zumindest genügend Wärme, dass ich nicht sofort erfriere, doch ich will meinen Weg schnell hinter mich bringen, es ist nicht mehr weit. Gleich hinter den Bergen fängt das Gebiet, das ich so lang ersehnte, an.
15.02.1031
Oh mein Gott, ich sehe Spuren menschlicher Zivilisation vor mir. Erst hielt ich sie für eine erneute Halluzination oder für tiergemacht, aber nein!, es ist eindeutig von Menschenhand umgegrabene Erde und eine halbfertige Straße. Auch ein schnell zusammengezimmertes Häuschen kann ich in der Dunkelheit erkennen. Wie lange sie wohl schon hier sind, um dies zu vollbringen?
Je näher ich komme, desto emsigere Geräusche höre ich und auf einmal laufen überall Menschen um mich herum, ganz versunken in ihre Arbeit. Sie beachten mich gar nicht, als wäre es das Normalste der Welt, dass auf einmal jemand Fremdes unter ihnen stünde. Einige stehen vor einem gewaltigen Feld, andere sammeln eifrig irgendwas vom Boden auf und wieder andere rennen geschäftig hin und her.
Dieses Treiben lässt mir zugleich leicht und schwer ums Herz werden, ich denke an meine Heimat und laufe weiter die Straße entlang in der Hoffnung, dass sie mich zum Stadtzentrum bringt. Ob ich aufgenommen werde und mich einbringen kann?
Auf Rat des erschöpften Reisenden suche ich nach dem Gildenmeister, aber trotz vieler Fragen meinerseits und Antworten von Menschen, die sehr nett und hilfsbereit erscheinen, kann ich ihn nicht finden. Er scheint wie ein Geist überall zu sein, nur nie dort, wo ich bin.
Ein riesiges Monument in Form eines Schwertes ragt weit in den Himmel vor mir. Es ist das Herz dieser Gemeinde. Noch nie habe ich sowas Gewaltiges gesehen. Es ist größer als alle Häuser zu Hause … waren. Ich habe mich entschieden: dies soll mein neues Zuhause werden und ich werde es mit allem verteidigen, was ich habe! Nie wieder will ich so feige davonlaufen müssen wie damals.
Erschöpft lasse ich mich unter dem Monument nieder, wo auch schon andere Neuankömmlinge ruhen, und schlafe ein.
Hier gelangt ihr zu unserer Preview von Life is Feudal: MMO.