DOSB vs. ESBD: Sport oder kein Sport – das ist hier die Frage

Genau vor einer Woche veröffentlichte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sein Positionspapier zum eSport, in dem er diesen eine deutliche Absage erteilte. Zahlreiche Reaktionen folgten – nicht nur von eSport-Begeisterten und -Organisationen, sondern auch aus Politik und Medien.

Allen voran steht die Stellungnahme des eSport-Bunds Deutschland (ESBD), der vor dessen öffentlicher Positionierung monatelang im Austausch mit dem DOSB stand und auch noch am Tag zuvor die eigene Offenheit und Gesprächsbereitschaft mit dem DOSB bestärkte.

Dass die Verständigung zwischen alteingesessenem Sportverständnis und neuländischer eSports-Entwicklung nicht reibungslos vonstatten gehen würde, ist für viele wohl keine Überraschung, aber eine derartig rigide Absage an den eSport hatten nicht alle erwartet. Die Stellugnahme des ESBD fiel auch dementsprechend aus. Man nimmt der durch das DOSB-Positionspapier forcierten „allgemeinen Ablehnung von eSport als sportliche Aktivität“ und dem Unverständnis gegenüber der digitalen Bewegung, die bereits viele Menschen als Fans gewonnen hat und die der ESBD auf drei Millionen allein in Deutschland beziffert, zur Kenntnis. Der unbefriedigende Umgang mit Begrifflichkeiten, ethischen Grundlagen und gesellschaftlichem Dialog wird scharf kritisiert. Gleichzeitig wird erneut die weitere Gesprächsbereitschaft hervorgehoben.

Rückenwind bekommt der ESBD dabei von Dorothee Bär, MdB und Staatsministerin für Digitalisierung – nicht nur auf Twitter. In einer öffentlichen Pressemitteilung der Bundesregierung rügt sie den Umgang des DOSB mit dem Thema eSport und stellt fest, dass dessen Positionierung gerade „vor dem Hintergrund des digitalen Wandels […] schwer nachvollziehbar“ sei. „Wer eSport aus der heutigen Definition des Sports ausklammert, der erfasst nicht, was auf dieser Welt gerade passiert. In einer digitalen Welt muss es auch digitale Wettkämpfe geben.“, heißt es darin weiter.

Viel Handfestes ist freilich von Seiten der Politik bisher noch nicht herumgekommen, auch von dem im Koalitionsvertrag der Bundesregierung im Abschnitt Besseres Leben durch Fortschritt festgeschriebenen Ziel, „E-Sport künftig vollständig als eigene Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht anerkennen und bei der Schaffung einer olympischen Perspektive unterstützen“ zu wollen, war bisher nicht viel zu sehen. Wie sich die Regierung in Zukunft in der Praxis damit auseinandersetzen und was für einen Einfluss die bisherige Diskussion darauf haben wird, kann man am 08.11. in der Sitzung des Bundestags und am 28.11. im Sportausschuss verfolgen.

United by eSports

Auch in den sozialen Netzwerken, allen voran Twitter, entbrannten Diskussionen in Bezug auf das Positionspapier des DOSB. Ein eigener Hashtag, #unitedbyesports, machte schnell die Runde.

Manche, wie der Magdeburger eSports-Verein (Mitglied beim ESBD), nahmen es mit Humor:

Andere zeigten sich da ernster. Die eSports-Organisation BigClan, die ebenfalls Mitglied des ESBD ist, hatte eine eindeutige Nachricht an alle, die „unsere Gemeinschaft spalten wollen“:

Und wiederum andere stellten klar, sie sind gekommen, um zu bleiben:

eSports ist längst kein Nischenthema mehr

Und auch in den Massenmedien ist das Thema eSports bereits angekommen. Berichterstattungen zu Großereignissen wie der Weltmeisterschaft in League of Legends, die dieses Wochenende zu Ende gegangen ist, der ESL One in Hamburg, wo die besten Dota 2-Teams der Welt aufeinandergetroffen sind, oder auch dem ersten internationalen PubG Invitational in Berlin dieses Jahr werden immer häufiger. Selbst die Deutsche Presse Agentur (dpa) startete vor zwei Monaten einen Testballon im Bereich eSports für all diejenigen, die erst an das Thema herangeführt werden müssen. Da bleibt die Debatte zwischen DOSB und ESBD auch nicht unbemerkt.

Und auch sonst zeigte die vergangene Woche, wie relevant eSport geworden ist: der bereits erwähnten Weltmeisterschaft in League of Legends, die in Korea ausgetragen wurde und zwei Monate dauerte, folgten über 200 Millionen Zuschauer weltweit von zu Hause oder vor Ort. Der Ministerpräsident von Dänemark, Lars Løkke Rasmussen, betonte in seinem Grußwort während der Eröffnungszeremonie der Blast Pro Series in Counterstrike in Kopenhagen, wie wichtig eSports geworden ist: „You are eGaming pioneers.“ Und eines der größten globalen Unternehmen, McDonalds, beendete sein Sponsoring für den DFB und verlängerte seine Partnerschaft mit der Electronic Sports League (ESL), die auch schon von Marken wie Vodafone und Mercedes unterstützt wird.

Das letzte Wort in Sachen eSport ist noch nicht gesprochen und es liegt auch an den traditionellen Sportvereinen selber, ob sie Teil dieser digitalen Entwicklung sein wollen oder eben nicht.

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