Test: Anna’s Quest

In „Anna’s Quest“ schlüpft ihr in die Rolle der liebreizenden Anna, die zusammen mit Ihrem Großvater friedlich in einem tiefen Wald lebt und sich eines Tages auf den Weg in die weite Welt machen muss, um ein Heilmittel für den auf mysteriöser Weise erkrankten Großvater zu finden. Hat mir Daedalic’s neues Point & Click-Adventure in kindlicher Optik gefallen?

Anna war noch nie weit weg von daheim und ist nun die wohl möglich einzige Hoffnung für Ihren lieben Großvater, der dringend ein Heilmittel gegen seine Krankheit benötigt. Doch die Märchenwelt ist kein ungefährlicher Ort, denn bereits nach kurzer Zeit wird Anna von der Hexe Winfriede entführt, um für ein wissenschaftliches Experiment her zu halten und genau hier beginnt eurer Abenteuer.

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Das erste was bei Daedalic’s neuem Adventure direkt ins Auge springt, ist die niedliche und kunterbunte Grafik, die ich persönlich sehr gelungen finde. In meinen Augen spielt der Look eine sehr gravierende Rolle in einem Point & Click-Adventure und wenn dieser von der ersten Minute an nicht stimmt, schlägt das auf die gesamte Atmosphäre über. Glücklicherweise hat das Team hinter Krams Design in dieser Hinsicht so gut wie alles richtig gemacht und euch erwarten tolle sowie lebhafte Umgebungen mit stimmigen Objekten. Spätestens seit Day of the Tentacle hab ich einen Narren an unsymmetrischen Assets gefunden und auch bei Anna’s Quest wimmelt es nur so von schrägen Türen, Fenstern, Wänden etc. – das unterstützt den Comic-Look ungemein. 🙂 Leider gibt es bei den Animationen ein paar kleine Ungereimtheiten, so dass Anna an manchen Stellen abgehakt wirkt, oder sich Objekte noch gar nicht dort befinden dürften, wo sie bereits zu sehen sind. Als Beispiel wäre der rote Drache zu nennen, den man überreden muss, euch zum Glasberg zu fliegen. Hier wird kurz vor dem Abflug bereits der schwarze Schatten am Himmel angezeigt, wobei Ihr den Dialog noch lange nicht abgeschlossen habt.

Eine Märchenwelt wäre nichts ohne entsprechende Charaktere und so hat man sich scheinbar von diversen Geschichtsbüchern bzw. Filmen wie Hänsel & Gretel oder die Bremer Stadtmusikanten inspirieren lassen. 😉 Dies ist ja auch nicht schlimm, denn es passt auch einfach gut zum Titel und alle Gestalten auf die ihr im Laufe des Spiels trefft, sind mit ihren eigenen Persönlichkeiten stimmig in den Titel integriert worden, wenngleich einige von Ihnen leider keine besondere Rolle spielen. Ben, der verzauberte Junge in Gestalt eines Bären ist z. B. eine richtiger Angsthase und fürchtet sich vor alles und jedem. Besonders zu Gunsten des Humors hätte man noch so viel mit ihm machen können, jedoch kommt er in 80% des Abenteurers gar nicht vor. Primär dreht sich natürlich alles um die liebe Anna, eure einzig spielbare Figur. Sie sorgt sich stets um andere, versucht zu helfen wo Sie kann und ihre Dialoge sind teilweise unbeabsichtigt Humorvoll. Warum ihr jedoch als einzigste die Pupillen fehlen, bleibt vermutlich ein ungeklärtes Mysterium. 🙂 Dies ist auch nicht schlimm, aber was mich persönlich mehr stört, sind die langen Pausen zwischen den Worten der englischen Sprachausgabe und mal ehrlich, Kinder plappern doch in der Regel im schnell. 😀 Leider wurde Anna’s Quest mit Ausnahme der Untertitel nicht in andere Sprachen lokalisiert, daher wird man eine deutsche Sprachausgabe vergebens suchen. Sehr, sehr schade!

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Die Steuerung durch das Märchen-Abenteuer läuft gewohnt simpel von statten und kommt mit wenigen Interaktionsmöglichkeiten aus. Während ihr mittels linker Maustaste Aktionen auf Personen und Objekte ausführen könnt, erlaubt euch die rechte Maustaste diese zunächst zu betrachten. Das Scrollrad öffnet euer Inventar, wo ihr auch öfter Gegenstände miteinander kombinieren müsst. Falls ihr einmal den Überblick über alle Interaktionsfähigen Spots verlieren solltet, hilft euch die Tab-Taste weiter, mit der ihr die gesamte Interaktionsauswahl in Form von hellen Kreisen angezeigt bekommt. Auch für die Sicherung eures Toilettengangs ist gesorgt, denn mittels Leertaste könnt ihr das Spiel auch während den niedlichen Zwischensequenzen pausieren. 🙂 Das besondere in diesem Adventure dürften jedoch Anna’s telekinetischen Kräfte sein, die im Laufe der Geschichte stets stärker werden. Durch einen klick auf das „Gehirn-Symbol“ könnt ihr diese Fähigkeit auf einige Objekte anwenden – auch innerhalb des Inventars. Damit lassen sich auch weiter entfernte Gegenstände manipulieren, an die man sonst nur sehr schwer herankommt.

Natürlich wäre ein Point & Click-Adventure nichts ohne entsprechende Rätsel, die bei Anna’s Quest zum größten Teil recht einfach gehalten sind, aber es gibt auch Passagen, wo man sich wirklich die Zähne ausbeißt und eigentlich das Gefühl hat, alles probiert zu haben. Am Ende sind es dann doch wieder die kleinen Dinge, auf die man besonders gut achten sollte. 🙂 Es gibt zwar keine Art von Tagebuch um bestimmte Dialoge noch einmal chronologisch nachzulesen, aber da dies nicht notwendig ist um die Aufgaben gelöst zu bekommen, ist das auch nicht weiter tragisch. Was ich persönlich leider viel zu selten in anderen Titeln vorfinde sind Dialogrätsel, die hier zumindest zwei Mal vorkommen. Demnach muss man in einer Passage in der richtigen Reihenfolge antworten, um das Rätsel zu lösen bzw. die Person dazu zu bewegen, etwas in eurem Sinne zu tun. Manchmal gibt es auch Momente, wo man eine bestimmte Aktion erst zu einem späteren Zeitpunkt durchführen kann – speziell unter Einsatz von Telekinese. Böse Zungen könnten nun behaupten, dass man so die Spielzeit künstlich verlängern möchte, aber in diesem Fall finde ich den Ansatz völlig in Ordnung. Es ist nicht ungängig, das sich bestimmte Interaktionsoptionen erst zu einem späteren Zeitpunkt ergeben. 😉 Die gesamte Geschichte rund um Anna und ihren kranken Großvater ist im großen und ganzen gelungen, jedoch gewann ich gegen Ende den Eindruck, dass man den Titel irgendwie schnell hinter sich bringen wollte. Es gibt einfach zu viele offenen Fragen und man wird am Ende einfach aus dem Abenteuer gerissen. Warum verliert man kein Wort über die Eltern von Anna? Was ist mit dem Vater von Yannika und Winfrida? Sofern es jemals eine Fortsetzung geben wird, freue ich mich schon jetzt darauf!

Anna’s Quest ist seit dem 02. Juli 2015 für PC, Mac und Linux erhältlich.

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Autor*in

Martin Neumann
Martin Neumann
Stellvertretender Chefredakteur

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