Ziemlich genau zwei Jahre mussten wir nun warten bis Playground Games uns erneut auf eine große offene Racing-Spielwiese lässt und mit sommerliche Festival-Stimmung umhüllt, doch nun ist es endlich da! In Forza Horizon 3 dürfe wir dieses Mal das schöne Outback Australiens erkunden und ich schaue mir an, ob Horizon auch dieses Jahr das Zeug zum guten Racer hat.
Wer meine Review zum Vorgänger gelesen hatte, weiß wie angetan ich vom ersten Horizon-Titel für Microsoft‘s Next-Gen-Konsole Xbox One war und dementsprechend heiß bin ich natürlich auf einen Nachfolger! Bereits vorab waren ein paar Punkte bekannt geworden, die das neue Forza Horizon 3 (kurz FH 3) zumindest technisch deutlich vom Vorgänger unterscheiden und hierbei meine ich konkret den Support für 4K mit HDR auf der neuen Xbox One S sowie das Spielen auf dem PC dank Xbox Play Anywhere. Ich habe mich für diesen Test dazu entschieden, den Fokus auf die „alte“ Xbox One zu lenken, da die Zahl der Xbox One S-Besitzer Vergleichsweise gering ausfällt und Käufer der Retail-Version das Xbox Play Anywhere-Feature auf dem PC nicht nutzen können.
Unmittelbar nach dem Start des eigentlichen Spiels wird euch das idyllische Australien präsentiert und binnen weniger Sekunden schaltet zumindest mein Kopf in den Urlaubs-Modus. Die funkelnde Sonne erhebt sich langsam vom Boden hinauf, erhellt die sandigen Dünen und leitet somit den wundervollen Tag ein. Auch die Tiere befinden sich bereits putzmunter auf Frühstückssuche und werden nur durch die Ankunft eines Privatjets gestört – in dem sich eure wunderhübsche Assistentin Keira befindet. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Empfangskomitees macht ihr euch ohne lange Umwege auf zum ersten Horizon Festival nach Byron Bay und dürft nach ein paar kurzen Cutscenes in der Haut von Keira hinter das Steuer eines Lamborghini Centenario Platz nehmen! Nicht schlecht, gleich als erstes in ein Fahrzeug mit 770PS einzusteigen, wovon weltweit eigentlich nur 40 Stück zu je 1.75 Millionen Euro existieren, oder? 😀 Bevor man sich allerdings Vehikel zu so einem Kurs selbst leisten kann, vergehen in FH 3 deutlich mehr Stunden als noch beim direkten Vorgänger.
Das Team von Playground Games hat sich dieses Mal noch etwas mehr bemüht die Lust am Racer zu steigern und lässt euch während der kleinen Sightseeing-Tour zum ersten Horizon Event mit einem weiteren Fahrzeug fahren. Bei FH 2 durfte man die rund 11 Kilometer nur im Lamborghini Huracán abspulen, was auch toll war, nur vermittelt der aktuelle Ableger von Anfang an besser, was euch in FH 3 erwarten wird. So wechselt ihr im genannten Beispiel von eurem starken Straßenflitzer in den großen B.J. Baldwin Trophy-Truck mit 850 Pferdchen, wo ihr abseits der Straße herrliche Sprünge an den Tag legt, bevor ihr schlussendlich zum Ziel gelangt und auf die erste inhaltliche Neuerung stoßen werdet. Erstmals in der Forza Horizon-Geschichte dürft ihr euch einen von jeweils sieben männlichen und weiblichen Protagonisten aussuchen, der ab sofort in allen kurzen Videos zu sehen sein wird und diesem sogar einen Namen geben, mit dem ihr zukünftig angesprochen werdet. Leider beschränkt sich die Auswahl hierbei auf eine vordefinierte Liste von Vornamen sowie Spitznamen und ihr habt aus technischer Sicht keine Möglichkeit selbst einen Namen anzugeben. Die Auswahl an Vornamen könnte etwas größer ausfallen, denn ausgerechnet ein Martin oder eine Martina werdet ihr bspw. vergeblich suchen. Dafür sind Niko und Nico vorhanden, was zumindest ausgesprochen nicht hörbar ist. J Anders sieht es da für die kleine aber feine Personalisierung eurer Vehikel aus, denn ihr dürft euer Kennzeichen selbst beschreiben und habt hierfür sieben Zeichen. Übrigens könnt ihr euren Charakter, den Namen sowie das Kennzeichen immer neu wählen und seid nicht dauerhaft an eurer vorherigen Auswahl gebunden. Das ist noch nicht alles, denn neben dem bereits aus FH 2 bekannten Fähigkeits-Shop, in dem ihr eure verdienten Punkte gegen Fähigkeiten eintauschen könnt, ist hier sogar eine weitere Kategorie hinzugekommen, die sich komplett um den Festival-Boss dreht.
Falls ihr euch vorher gefragt habt, wieso ihr direkt zu einem Horizon Festival fahrt, liegt das einzig und allein daran, dass ihr dieses Mal der Boss seid! Anders als bei den Vorgängern, wo ihr um die Teilnahme an den Veranstaltungen kämpfen müsst, bestimmt ihr in FH 3 nun wo es langgeht, welche Radio-Sender nach und nach freigeschaltet werden und welche Rennevents ihr bestreiten wollt. Letzteres ist eine wirkliche Bereicherung, denn dank sog. „Blaupausen“ erstellt ihr Events auf die ihr wirklich Lust habt! Während es bei vorherigen Titeln meist so war, dass euch oft irgendwelche Veranstaltungen mit lahmen Fahrzeugen oder Oldtimern gezwungenermaßen aufgetischt wurden, könnt ihr nun z. B. selbst festlegen welche Fahrzeugklassen im aktuellen Event mitmischen sollen, wie gut die Drivatars sein sollten, bei welchem Wetter ihr fahren wollt und wo das ganze stattfinden soll. Platz bietet euch das schöne Australien hier zu genüge, denn FH 3 ist mit seinen 488 Straßenkilometer der bislang größte Horizon-Ableger überhaupt und die zahlreichen freien Flächen im Sand, auf den Weiden und in den Wäldern sind hier noch gar nicht mit eingerechnet. Langweilig war es in Horizon ja eigentlich noch nie, aber in Punkto Abwechslung legt PlayGround noch eine ordentliche Schippe drauf, denn von dynamischem Wetter (Sonne/Regen) sowie Tag- und Nachtwechsel bis hin zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten und unterschiedlichen Umgebungen ist alles dabei. Passagen im dichten Wald, große sandige Dünen mit viel Weitsicht, enge Straßen…es gibt einfach wieder überaus viel zu entdecken. Sogar Tiere, wenngleich diese nur in Cutscenes zu sehen sind, aber anders würde es auch nicht gehen, denn wer möchte schon ein Känguru oder gar einen Hund auf dem Gewissen haben. 😀
Was wäre ein längeres Rum-Cruisen ohne die entsprechende Musik? Ok, ok! Eiserne Fahrzeugliebhaber die lediglich den Sound von Motoren und quietschenden Reifen brauchen, mögen an dieser Stelle vielleicht Vehement protestieren und der Sound der Boliden in FH 3 hat sich in der Tat gegenüber dem Vorgänger stark verbessert. Der knallende Auspuff eines Lamborghini Centenario im Duett mit dem freudig drehenden Motor klingt einfach göttlich und auch die anderen Fahrzeuge kommen zu überwiegenden Teil recht authentisch rüber. Wer aber doch mal einen Radiosender einschalten möchte hat im weiteren Spielverlauf genau acht Sender aus verschiedenen Genres zur Auswahl unter denen sich auch alte Bekannte wie z. B. Hospital Radio (Drum n‘ Bass), Horizon Bass Arena (Dance) und Horizon Pulse (Electronic, Big Beat, Downbeat) wiederfinden. Fans von Rock, Metal, Punk, Indie, HipHop oder Klassik werden auch einen passenden Sender finden und falls dem doch nicht so sein sollte, spielt ihr einfach eure eigene Musik ab sofern ihr einen Groove Music Pass besitzt, denn Microsofts Musikdienst ist in FH 3 als separater Radiosender verfügbar. 😉 Optisch ist ebenfalls alles in Butter, denn der neuste Ableger ist so unbeschreiblich schön grafisch ist definitiv noch eine kleine Prise „Gaming-Fix© für lecker Grafik“ hinzugekommen! Alleine die Regen-Effekte mit Wassertropfen auf dem Lack der Detailverliebten Karren, sehen zum abschlecken aus und dass man sich bei PlayGround für stabile 30 FPS bei vollen 1080p entschieden hat, stört in keinster Weise.
Wer die Wahl hat, hat ja bekanntlich die Qual und bei über 350 wählbaren Fahrzeugen fällt auch in FH 3 die Entscheidung nicht immer leicht, dabei werden mittels DLC sogar noch weitere hinzukommen. Die Auswahl reicht dabei von Oldtimern, Limousinen, Luxus-Sportwagen bis hin zu richtigen Offroad-Vehikeln – ganz wie es sich eben für ein Forza Horizon gehört. Auch könnt ihr bereits so manches 2017er Modell fahren, welches noch nicht in den Autohäusern zu finden ist. 😉 Der aus den anderen Forza-Teilen bekannte ForzaVista-Modus (ehemals Autovista) ist auch mit an Bord und gibt euch die Möglichkeit mehr Details über eure Boliden zu erfahren oder diese in Ruhe aus der Nähe zu betrachten. Die Steuerung ist im direkten Vergleich zum Vorgänger für mein empfinden noch eine Spur direkter geworden, was sich besonders bei hohen Geschwindigkeiten bemerkbar macht, aber durch weiterhin vorhandenen Tuning-Maßnahmen könnt ihr ohnehin in das Fahrverhalten eingreifen. Auch der Wechsel verschiedener Untergründe fühlt sich im Handling stimmig an, so dass fahren auf Sand oder Schotter mir sogar noch mehr Spaß macht als beim Vorgänger. Die Balance zwischen Arcade und Simulation ist PlayGround erneut gelungen, wobei das Gewicht dieses Jahr sogar etwas mehr die Simulationsseite gerutscht ist. Gut zu Fahren ist in FH 3 auch wichtiger denn je, wenn man die Fans auf seine Seite ziehen möchte, denn die Anzahl eurer Gefolgsleute bestimmt, wann ihr neue Locations eröffnen könnt. Um die Sache etwas zu beschleunigen könnt ihr die Drivatars für euch arbeiten lassen, denn ihr könnt die virtuellen Abbilder der Freunde eurem Team hinzufügen, nachdem ihr sie im Rennen geschlagen habt und so quasi Fans im Hintergrund ergattern. Das Prozedere der Locations läuft anschließend wie folgt ab: Sobald ihr eine gewisse Anzahl an Fans für euch gewonnen habt, erreicht die derzeitige Location die nächste Ausbaustufe und steigert zugleich das Fassungsvermögen eurer feiernden Horde. Erst nach der dritten Stufe erhaltet ihr die Möglichkeit eine neue Location zu eröffnen, die dann auch automatisch neue Events mit sich bringt und auch hier gibt es mit den PR-Stunts etwas Neues.
So müsst ihr z. B. mit eurem Fahrzeug bei hohen Geschwindigkeiten zum Weitsprung ansetzen und möglichst spät zur Landung ansetzen, damit euch die maximale Anzahl Fans sicher ist. Das Gameplay wird nach dem Absprung stimmungsvoll verlangsamt um den Moment länger genießen zu können und das kommt bei mir sehr gut an! J Ansonsten findet sich auch in FH 3 wieder jede Menge altbekanntes wie das zerstören von XP- oder Schnellreisetafeln, schießen von Promo-Fotos durch entdecken neuer Fahrzeuge und das Auffinden von alten Scheunen mit seltenen Fahrzeugen, die dann in euren Fuhrpark gelangen. Hier von gibt es insgesamt 15 Stück und da sich die Suche speziell im dichten Wald bei Nacht meist schwieriger gestaltet, kann man auf den neuen Drohnen-Modus zurückgreifen. Dieser gleich einer freien Kamera mit unendlicher Reichweite, mit der ihr euch durch die gesamte Landschaft bewegen könnt. Wichtige Ziele wie z. B. unentdeckte Scheunen können dann für euch in der Map markiert werden, sobald ihr euch mit der Drohne in unmittelbarer Nähe befindet und zuvor die Fähigkeit im Shop erworben habt.
Was geht denn Online so in FH3? Der größte Hammer ist vermutlich die Koop-Kampagne, denn zusammen mit euren Freunden könnt ihr gemeinsam ganz Australien unsicher machen. Auch eine Online-Freifahrt ist möglich, wo ihr in der offenen Spielwelt auf andere gleichgesinnte trefft und euch Kopf-an-Kopf Rennen liefert oder an normalen Rennevents teilnehmt. Ihr könnt aber auch eine Private-Sitzung starten und so in einer offenen Spielwelt nur mit euren Freunden fahren. Auch für Herausforderungen ist gesorgt, denn regelmäßig findet ein zeitlich begrenzter Forzathon statt. Hierbei hat man die Möglichkeit bestimmte Aufgaben zu Meistern und kann ordentlich Credits und XP sammeln sowie Fahrzeuge gewinnen. Außerdem wird über aktuelle Rabatte bei Neuwagen informiert. Besonders am Anfang war es mir mehrere Tage nicht möglich eine Online-Session zu starten und auch jetzt treten vereinzelnd immer wieder mal Probleme mit der Konnektivität auf, allerdings sehe ich hier nicht das Problem bei den Entwicklern des Spiels, denn auch in FH3 ist am Netcode nicht wirklich etwas auszusetzen. Ganz im Gegenteil, denn von einem Solo-Spiel in den Multiplayer zu wechseln und zurück ist wieder so herrlich nahtlos, dass man rein gar nicht aus dem eigentlichen Spielfluss herausgerissen wird. Auch während der Sessions kam es zu keinen größeren Lags, die einen Ausgang von Rennevents zu meinem Nachteil hervorgerufen haben.
Forza Horizon 3 ist seit dem 27. September 2016 für Xbox One erhältlich und als Digitalkauf im Zuge des Xbox Play Anywhere-Programms auch auf dem PC spielbar.