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Test: Marantz Turret

Marantz gehört seit den frühen 70ern zur Liga der renommierten Hersteller für hochklassige Audio-Produkte und viele Fans der akustischen Beschallung schwören noch immer auf die Verstärker der alten Generation. Auch für Content Creators bietet der Hersteller unter dem Label Marantz Professional viele Produkte an und ganz neu ist der „Turret“ – die Komplett-Lösung für Streamer und Video Podcaster. Ich persönlich bin sehr verwundert, dass nur sehr wenige Testberichte über die All-in-One-Lösung von Marantz zu finden sind und habe daher meine ganz eigene Erfahrung mit dem Turret gemacht.

Im Jahr 1951 begann der Amerikaner Saul Bernard Marantz einen Verstärker zu entwickeln und in Handarbeit herzustellen, da er sehr unzufrieden mit der Qualität, der bis dato angebotenen Geräte war. Das Ergebnis war der mit Röhren bestückte Mono-Verstärker Audio Consolette Model 1 und die Gründung der Marantz Company im Jahr 1953. Bis 1960 war es jedoch nur einem exklusivem Kundenkreis möglich, die sehr teuren Geräte zu erwerben und mit dem Verkauf an die Superscope Company wurde ein Teil der Produktion Mitte der 60er Jahre nach Japan ausgelagert, so dass die Produkte auch für andere bezahlbarer waren. Allerdings wurden nur in den USA die hochwertigeren Komponenten verbaut, was streng genommen zwei Qualitäts-Klassen schaffte. Seit den frühen 70ern sind die erschwinglicheren Marantz-Produkte auch Deutschland zu haben. Nach dem Verkauf des Unternehmens samt aller Tochtergesellschaften an Philips im Jahr 1980, engagierte sich Marantz in enger Zusammenarbeit mit Philips in der Entwicklung digitaler Technologien und so folgten die ersten CD-Player, CD-Recorder und andere Geräte zur digitalen Wiedergabe wie etwa Laserdiscs. Saul Bernard Marantz hatte sich bereits aus gesundheitlichen Gründen schon vorher aus dem aktiven Unternehmensgeschäft zurückgezogen und verstarb 1997 im Alter von 85 Jahren. Seit 2017 hat die Firma Sound United LLC Marantz übernommen und verfügt nun als Muttergesellschaft über ein Portfolio beachtlicher Audio-Hersteller wie etwa Polk Audio und Denon. Die Marken Marantz Professional und Denon Professional hingegen gehören zu inMusic Brands

Neben Audio-Verstärken aus dem Entertainment-Bereich hat Marantz unter dem Label „Marantz Professional“ auch Produkte für Content Creators im Programm, zu denen neben Kopfhörern und Kondensator-Mikrofonen auch Geräte zur Audio-Aufzeichnung zählen. Bislang war jedoch noch kein Gerät dabei, welches man dem Gaming-Bereich zusprechen könnte, doch dies hat sich nun mit dem neuen Turret schlagartig geändert.

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Marantz hat dem neusten Produkt die liebevolle Bezeichnung „Türmchen“ verpasst und in rund 50cm eine Menge Technik für Streamer und Video-Podcaster verstaut, die nun in der Regel kein gesondertes Equipment mehr benötigen. Kurz zusammengefasst verfügt der Turret über eine integrierte Webcam mit zusätzlichem LED-Beleuchtungsring sowie einem Kondensatormikrofon mit Pop-Filter. Somit hat man alles notwendige in nur einem Gerät. Die Webcam lässt sich in beide Richtungen um etwa 110° drehen sowie leicht nach oben bzw. unten neigen und erfasst dabei ein Sichtfeld von 78°. Dank einer nativen optischen Auflösung von 2MP zeichnet die Webcam mit maximal 1920x1080px (1080p) bei 30 FPS auf, versucht euch mittels schnellem Autofokus immer stets im Vordergrund zu halten und komprimiert das Ausgangs-Material direkt mittels H.264-Codec in Hardware. Neben der automatischen Low-Light-Korrektur verfügt der Turret auch über einen regelbaren LED-Ring mit einem Durchmesser von 100mm, um die Aufnahmen den Lichtverhältnissen anzupassen. Für die passende Lichtfarbe sorgen drei leicht wechselbare Filter in Form von Plastik-Einsätzen, mit der zwischen einem Kalt-, Warm- und diffusen Tageslicht-Filter gewechselt werden kann. Die Beleuchtungsintensität lässt sich zudem mittels Regler steuern.

Für die Sprachaufnahme setzt Marantz beim Turret ein Kondensatormikrophon mit einer Kondensator-kapsel im Durchmesser von 14mm ein, welches mit einer maximalen Abtastrate von 48kHz bei 16-Bit aufzeichnet. Die Richtungscharakteristik ist hierbei fest auf eine Herzkurve (Kardioide) voreingestellt, die zu der Familie der Nierenformen zählt. Für den geplanten Einsatzzweck ist diese Einstellung optimal, da der Klang hierbei ausschließlich von vorne aufgenommen wird. Aufgrund der Bauweise und der Voreinstellung eignet sich das Mikrofon somit nicht für die Aufnahme von Interviews oder Konferenzen. Der Schwenkarm kann bis zu 72cm ausgezogen werden und schafft somit Raum für großzügige Positionierungen. In meinem Fall steht der Turret links von mir und ich ziehe den Schwenkarm in meine gewünschte Position, weil eine Aufnahme von vorne aus platz technischen Gründen nicht möglich ist. 😊 Das Mikrofon hängt freischwingend in der Halterung, was etwaige Vibrationen eliminiert und lässt sich in der Neigung bis zu etwa 90° in beide Richtungen verstellen. Auf der Unterseite des Mikrofons ist ein kleiner Kippschalter zu finden, mit dem der Ausgangspegel des integrierten Mikrofon-Vorverstärkers von 0db auf -10db gesenkt werden kann.

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Die Einrichtung des Turret geht sehr einfach von der Hand, denn mehr als das beiliegende USB-Kabel (Typ USB-C) mit 100cm Länge nebst Netzteil (12V/1A) mit einem rund 180cm langem Kabel, ist für den Betrieb nicht notwendig. Auch ist die Beschaffung von weiteren Treibern nicht notwendig, da sich diese „on the chip“ befinden und automatisch installiert werden. Für meinen Geschmack hätte das USB-Kabel im Lieferumfang deutlich länger ausfallen können, denn je nach Position bzw. Aufstellungsort sind 1 Meter schlicht zu wenig! Marantz stellt ebenfalls keine weitere Streaming-Software oder ähnliches zur Verfügung, so dass man auf andere Produkte ausweichen muss. Da die Kamera des Turret als Webcam fungiert, eignen sich hierbei faktisch alle Produkte, die Webcams als Quellen einsetzen können, wie z. B. die wohl populärste Freeware OBS Studio. Natürlich kann man mit dem Türmchen auch Video-Meetings via Skype oder Microsoft Teams abhalten und genau hierfür bietet die Vorderseite zwei große Knöpfe, um die Kamera und den Ton temporär zu deaktivieren. Die Inaktivität wird gleich bei beiden Optionen doppelt signalisiert, denn während die Beleuchtung der Knöpfe deaktiviert wird, wechselt die Beleuchtung des Mikrofons von blau zu einem blinkenden rot und die sonst sichtbare blaue Beleuchtung der Kamera wird deaktiviert. Die Köpfe sind nicht nur auf die Videotelefonie beschränkt und funktionieren auch bei jeglicher Anwendung, nur machen diese speziell bei der Telefonie am meisten Sinn. 😉 Für den Fall, dass man noch schnell andere USB-Geräte wie etwa einen Speicherstick oder eine Maus anschließen möchte, findet man auf der Rückseite noch zwei zusätzliche USB 3.0-Anschlüsse. Dies freut mit Sicherheit so manchen Notebook-Benutzer, der unter Umständen schon bereits bei mehr als zwei USB-Geräten zu einem USB-Hub greifen muss. Auch Headsets, die über eine eigene Soundkarte verfügen, werden in der Regel über USB betrieben und können z. B. direkt über den Turret angebunden werden. Glücklicherweise schauen auch Besitzer von Headsets mit regulärem 3,5mm TRS-Stecker nicht in die Röhre, denn direkt an der Vorderseite findet sich eine entsprechende Buchse samt Vorverstärker mit Lautstärke-Regler und Kanal-Mixer, so dass man selbst die Wahl hat, ob und wie laut man seine eigene Stimme gegenüber dem sonstigen Sound hören möchte. Verständlicherweise lässt sich aber nur der Audio-Output des Headsets anschließen und nicht das Mikrofon. Wozu bräuchte man das aber auch? 😊 Sollte jemand den direkten Output weiterverarbeiten wollen, findet sich hierzu auf der Rückseite auch noch ein 3,5mm AUX-Anschluss.

Alles in allem bietet Marantz mit dem Turret für rund ein gutes All-in-One Konzept an, mit dem sich sehr leicht und einfach eine kleine Umgebung aufbauen lässt, die besonders Streamer glücklich stimmen dürfte. Die Webcam liefert hierbei ein recht gutes Bild, wobei die Qualität trotz zusätzlicher Beleuchtung besonders bei Dunkelheit an ihre Grenzen stößt – speziell, wenn aus dem Hintergrund eine besonders helle Lichtquelle wie z. B. das Tageslicht, auszumachen ist. Der Klang des Mikrofons hingegen ist absolut tadellos und die Stimme kommt klar sowie deutlich rüber.

Fazit

Für rund 278,- Euro erhält man mit dem Turret aktuell eine solide All-in-One Lösung, welches sich gleichermaßen für das Streaming von Videospielen, für die Videotelefonie sowie für andere Aufnahme wie z. B. Koch-Videos oder diverse Tutorials eignet. Die Verarbeitung ist wirklich sehr gut und auch klanglich kann der Turret überzeugen. Die Videoqualität der integrierten Webcam ist zwar mehr als ausreichend, zeigt jedoch mit verschiedenen Lichtverhältnissen trotz zusätzlicher Beleuchtung so manche Schwäche. Alles in allem hat Marantz hier jedoch ein gutes Produkt auf die Beine gestellt, welches besonders die Nutzer von mobilen Geräten wie Notebooks freuen dürfte. Speziell für den mobilen Einsatz, hätte ich mir eine passende Transport-Tasche gewünscht.
Für rund 278,- Euro erhält man mit dem <b>Turret</b> aktuell eine solide All-in-One Lösung, welches sich gleichermaßen für das Streaming von Videospielen, für die Videotelefonie sowie für andere Aufnahme wie z. B. Koch-Videos oder diverse Tutorials eignet. Die Verarbeitung ist wirklich sehr gut und auch klanglich kann der <b>Turret</b> überzeugen. Die Videoqualität der integrierten Webcam ist zwar mehr als ausreichend, zeigt jedoch mit verschiedenen Lichtverhältnissen trotz zusätzlicher Beleuchtung so manche Schwäche. Alles in allem hat Marantz hier jedoch ein gutes Produkt auf die Beine gestellt, welches besonders die Nutzer von mobilen Geräten wie Notebooks freuen dürfte. Speziell für den mobilen Einsatz, hätte ich mir eine passende Transport-Tasche gewünscht.Test: Marantz Turret