Mein Gott, was für ein Zeilen füllender Spieltitel, mit dem Capcom seine neuste Fighting Game Collection benamt hat. Aber einen passenderen Titel für ein Spiel hat es schon lange nicht mehr gegeben. Das kann ich euch sagen! Denn ich hatte die Möglichkeit, die Sammlung mitsamt den sieben enthaltenen Arcade-Klassikern zu testen. Was euch bei der Zeitreise zurück ins Jahr 1993 erwartet und warum Fighting Games einfach spitze sind, erfahrt ihr im folgenden Test.
Unlimitierte Kampfpaarungen
Der Titel der Spielesammlung verrät schon alles, was ein Fighting Game Enthusiast wissen muss. Es geht zum einen um das Marvel-, als auch um das Capcom-Franchise und zum anderen um Prügelspiele, die ihre goldene Ära in den Arcade-Hallen dieser Welt gefeiert hatten. Im Klartext: Marvel- sowie Capcom-Charaktere hauen sich gegenseitig die Köpfe ein! Dabei stammen die Charaktere nicht unbedingt aus den bekannten Prügelspielen der beiden Lager, sondern aus dem kompletten Helden-Roster beider Marken.
So können wir zum Beispiel in die Haut von Jill Valentine schlüpfen und gegen Spider-Man in den Ring steigen, um ihn mit dem ikonischen Raketenwerfer, der auch schon den ersten Tyrant pulverisiert hat, in die Schranken zu weisen. An anderer Stelle können wir als Megaman gegen Iron Mans Armor-Suite antreten oder mit Sakura die Klingen von Wolverine stutzen. Capcoms neueste Crossover-Kollektion bietet wahrlich eine Vielzahl an bizarren Begegnungen.
So abwechslungsreich sich die Begegnungen darstellen, präsentiert sich auch das Gameplay. Während wir uns in den älteren Arcade-Titeln wie X-Men: Children of the Atom in klassischen 1vs1-Kämpfen an die Spitze prügeln, geht es in Marvel vs. Capcom 2: New Age of Heroes in 3vs3-Kämpfen schon deutlich schneller zur Sache. Hier gewinnt die taktische Komponente wieder etwas an Stärke, denn nur selten lässt sich ein gegnerisches Team mit seinem Lieblingscharakter besiegen.
Ein Stück Geschichte des Genres
Jetzt habe ich bereits zwei enthaltene Fighting Game-Klassiker erwähnt. Fehlen nur noch die anderen fünf im Bunde, die euch nachfolgend einmal in chronologischer Reihenfolge aufliste:
- The Punisher (1993)
- X-Men: Children of the Atom (1994)
- Marvel Super Heroes (1996)
- X-Men vs. Street Fighter (1996)
- Marvel Super Heroes vs. Street Fighter (1997)
- Marvel vs. Capcom: Clash of Super Heroes (1998)
- Marvel vs. Capcom 2: New Age of Super Heroes (2000)
Der absolute Arcade-Klassiker The Punisher aus den frühen 90er Jahren entpuppt sich als Bonusspiel und einziges echtes Beat’em Up der Sammlung. Es ist das erste Spiel im Final Fight-Stil, das aus der Partnerschaft zwischen Marvel und Capcom hervorgegangen ist. In der Haut von Frank Castle prügelt ihr euch in 2D-Sidescrolling-Manier von Level zu Level durch zahlreiche Gegnerhorden. Und das wahlweise auf eigene Faust oder im Koop mit einem Gleichgesinnten, der Nick Fury verkörpert.
Möglichkeiten soweit das Auge reicht
Aber auch abseits des Verbrecher jagenden Antihelden bietet uns die neue Marvel vs. Capcom Fighting Collection eine Fülle an Möglichkeiten, um unsere Kampfküste auf die Probe zu stellen. Neben dem klassischen Offline-Modus, bekommen wir ebenfalls einen Online- sowie einen Trainingsmodus spendiert. Während es online in den gewohnten Spielmodi mit und ohne Kampfwertung zur Sache geht, laden die Spielinhalte abseits der Internetverbindung zum ausufernden Verweilen ein.
Vor allem die umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten der einzelnen Titel fallen direkt positiv auf. Neben vielen bereits bekannten Einstellungsmöglichkeiten wie dem Schwierigkeitsgrad, können wir auch die Angriffsstärke sowie die Spielgeschwindigkeit nach Belieben einstellen. Außerdem habt ihr die Wahlmöglichkeit, versteckte Charaktere im jeweiligen Spiel auftauchen zu lassen oder nicht. Auf diese Weise ermöglicht euch Capcom, das Spielerlebnis individuell zu gestalten und somit das Maximum aus jedem Arcade-Durchlauf zu pressen.
Ein weiterer großer Bestandteil des Offline-Modus ist der Trainingsmodus. Dieser dürfte Fighting Games-Veteranen bereits aus vielen anderen Spielen bekannt sein. In der Marvel vs. Capcom Fighting Collection geht das kreative Team des japanischen Entwicklerstudios jedoch einen anderen Weg, denn der Trainingsmodus ist in jedem Spiel anwählbar und zeigt uns nicht nur die getätigten Eingaben, sondern lässt uns auch die gegnerischen Aktionen festlegen. Neu ist jedoch, dass wir die Hitboxen der Kontrahenten angezeigt bekommen und so unsere Combos an den bis zu 52 verfügbaren Kämpfern ausprobieren dürfen. Außerdem können wir verschiedene Netzwerkverzögerungen einstellen, um einen Kampf in einer Umgebung mit schlechter Internetverbindung zu trainieren.
Den krönenden Abschluss des Offline-Modus bilden das Museum und die Kämpferauszeichnungen. Während das Museum darauf wartet, von uns erkundet zu werden, stellen die Kämpferauszeichnungen die aus dem Fighting Game bekannten Herausforderungen dar. Durch die erfolgreiche Beendigung dieser Herausforderungen, wird mitunter auch das Museum um weitere Inhalte ergänzt. So müssen wir zum Beispiel einen vorgegebenen Move ausführen oder ein bestimmtes Feature nutzen, um erfolgreich aus einer Prüfung hervor zu gehen. Auf diese Weise beschäftigen wir uns noch intensiver mit der Collection.
Ein makelloses Spielerlebnis
Doch nicht nur spielerisch lässt die Marvel vs. Capcom Fighting Game Collection: Arcade Classics die Muskeln spielen, sondern auch optisch ist wirklich jeder Titel ein Genuss! Während der gesamten Spielzeit, haben die schön designten Stages mit ihrer Interaktivität und der musikalischen Untermalung für einen Nostalgieflair gesorgt, der mich immer wieder in seinen Bann gezogen hat. Weniger ist mehr und es braucht auch nicht immer die schillernd bunten 3D-Effekte heutiger Prügler, denn auch in dezenter 2D-Optik weiß eine Chun Li zu entzücken.
Es gibt wirklich nur wenige Punkte, die mir während der Testphase negativ aufgefallen sind. Hier ist unter anderem das Balancing der älteren Titel aus der Sammlung zu nennen, dass mir hier und da doch ein wenig den Spaß genommen hat. Dies ist jedoch einfach dem Alter der Spiele wie X-Men: Children of the Atom zu schulden. Eine Überarbeitung hätte dieses Projekt mit Sicherheit zu einer schier unlösbaren Aufgabe gemacht und sich am Ende einfach nicht gelohnt, denn Capcom möchte mit dieser Sammlung auch gar nicht allen gefallen und richtet sich an Spieler wie mich, die verrückt nach Kampfspielen sind, die sich in jeden Titel reinfuchsen wollen.
So sieht es übrigens auch mein Redaktionskollege Luca, der sich die Marvel vs. Capcom Fighting Collection ebenfalls zur Brust genommen hat und an dieser Stelle ein paar Worte über die Sammlung verliert:
„MARVEL vs. CAPCOM Fighting Collection: Arcade Classics vereint das Beste aus den Marvel- und Capcom-Universen und ist ein Muss für Fans von Fighting Games. Besonders das Spielen von Marvel vs. Capcom 2 weckte nostalgische Kindheits- und Jugenderinnerungen und mit The Punisher konnte ich einen kurzen, aber äußerst unterhaltsamen Beat ‚em Up-Klassiker nachholen. Der gut funktionierende Onlinemodus dank Rollback-Netcode sowie der erweiterte Trainingsmodus bieten tolle Möglichkeiten, diese Klassiker intensiv zu erlernen. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass die Collection gerade Einsteiger stärker an die Hand nimmt, beispielsweise durch zusätzliche Tutorials und Herausforderungen. Dennoch ist diese Sammlung von sieben Arcade-Klassikern ein herausragendes Paket an Spielen, die die Geschichte der Fighting Games nachhaltig geprägt haben.“
Ich finde, dass Luca hier den Nagel auf den Kopf getroffen hat und die perfekten abschließenden Worte für diesen Test gefunden hat.