Es sind knapp fünf Jahre her, dass mit „Ni No Kuni: Der Fluch der Weißen Königin“ ein märchenhaftes Rollenspiel die heimischen Bildschirme eroberte. Nun legt Entwickler Level-5 mit „Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs“ nach und lässt die kindliche Magie von einst wieder aufleben. Ob das aufgehübschte Crafting- und Kampfsystem überzeugt und der Titel erfolgreich an seinen Vorgänger anknüpft?
Der Verrat eines jungen Königs
Die Story mag auf den ersten Blick etwas konfus erscheinen. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines fiktiven Präsidenten mit Namen Roland, der samt Wagenkolone durch eine Großstadt zieht. Plötzlich schnellt ein Schatten über den Himmel und die Stadt versinkt in einer alles vernichtenden Explosion. Roland wird bewusstlos und erwacht, sichtlich verjüngt, in einem märchenhaften Königreich. Dort trifft er auf den kindlichen König Evan, der Opfer einer bösen Intrige und von Otto Mausinger seines Thrones beraubt wurde. Dem einstigen König wurde mit einem Schlag alles genommen, da scheint es kein Zufall, dass ausgerechnet der Protagonist Roland in die Welt der Fabelwesen manövriert wurde. Das neue Gespann flieht aus dem Palast, um den fiesen Drahtziehern des Putsches endgültig den Gar auszumachen und dem Königreich seinen rechtmäßigen Herrscher zuzuteilen.
Wenn sogar die Feinde niedlich sind
Bereits nach kurzer Zeit wird deutlich, dass Ni No Kuni 2 gekonnt die verschiedenen Genre, wie Echtzeitstrategie und Simulation miteinander vereint und den Fokus ganz klar auf die kämpferische Komponente setzt. Wenn auch die Bosskämpfe eher rar gesät sind, verlieren die Bosse nichts an ihrer Niedlichkeit und sind wie all die anderen Figuren mit überdimensionalen Köpfen und großen Knopfaugen versehen. Gemäß der Stein-Schere-Papier-Mechanik ist auf dem Schlachtfeld stets die richtige Taktik hinsichtlich der eigenen Truppen gefragt. So werden die eigenen Truppen geschickt in den 3D-Arenen platziert und können Nah- und Fernkämpfe in einem abgesteckten Bereich in Echtzeit austragen. Sämtliche Spezialattacken und Angriffe sind stimmungsvoll inszeniert, gehen flüssig von der Hand und lassen ein wuchtiges Effektgewitter über den Bildschirm regnen. Möchte man die eigenen Kämpfer stärken oder sie auf die Ersatzbank verweisen, dann lassen sich die Duelle problemlos pausieren, Heiltränke einsetzen oder auch mal zwischen den Figuren switchen. An dieser Stelle wäre eine etwas herausforderndere KI durchaus wünschenswert gewesen, um auch Genreprofis nicht über lange Strecken zu langweilen.
Eine Geschichte über Freundschaft und Verrat
Um die eigene Machtposition nachhaltig zu stärken, gilt es, sich mit anderen Oberhäuptern zu verbünden und neue Truppenmitglieder in den unterschiedlichsten Missionen zu rekrutieren. Natürlich darf das eigene Volk hier nicht zu kurz kommen und so ist es essenziell, sich um eigene Gebäude, Anlagen und das Wohlergehen der Mitbürger zu kümmern. Wenn auch Ni No Kuni 2 vor allem durch seinen niedlich-verspielten Charme überzeugt, kommen hier doch auch düstere Themen, wie Krieg, Verrat und Freundschaft zum Tragen. Dabei erzählt sich die Geschichte quasi von selbst und wird dank den verspielten Mechaniken behutsam und unaufdringlich vermittelt. Stets mit von der Partie sind die hilfsbereiten Gnuffies, die als geistähnliche Wesen dem Spieler zur Seite stehen. So bieten sie je nach Zuordnung einen Schutz, errichten Kanonen oder können Heilung leisten.
Welten, die zum Eintauchen einladen
In visueller Hinsicht ist Ni No Kuni 2 beispielgebend und verleitet immer wieder dazu, sich in den kunterbunten Welten zu verlieren. Satte Farben, detailreiche Umgebungen und prächtige Festungen könnten die wunderbare Geschichte nicht besser erzählen. Neben sanften Musikstücken sind auch die Dialoge mit viel Wortwitz versehen und versehen die Figuren mit ihrer ganz eigenen Persönlichkeit.