Vor gut zwei Jahren beamten PopCap ihren Strategie-Titel erstmals in die 3rd-Person-Galaxie und brachten uns spaßige Kämpfe auf virtuellen Gärten. Ob der Nachfolger Plants Vs. Zombies Garden Warfare 2 hier anknüpfen und frischen Wind in die Sache bringen kann, verrate ich euch im Test der Xbox One-Version.
Mit Plants Vs. Zombies Garden Warfare (kurz PvZ GW) hatte ich bereits ausgiebig meinen Spaß und honorierte PopCaps Exkurs in die 3rd-Person-Welt zurecht mit dem Gold-Award [siehe Review 03/2014]. Bereits nach kurzer Zeit gaben auch die Verkaufszahlen Hoffnung, dass es einen Nachfolger geben muss und nun finde ich mich erneut in der Review wieder. Unter Berücksichtigung des Vorgängers liegt die Messlatte für PopCap hoch und ein einfaches Remake wäre das Aus, doch wird es überhaupt so weit kommen?
Immer diese Dramatik! Sorry, aber ich konnte nicht widerstehen. 🙂 Zumindest gibt es schon mal Entwarnung, denn das neue PvZ GW2 ist keine einfache Portierung des Vorgängers. Natürlich finden sich überaus viele Elemente des ersten Teils wieder und wurden Stumpf übernommen, aber das Spieldesign wurde an vielen Stellen positiv aufgewertet und verfeinert. Die wohl größte Neuerung für mich, ist der Story-Modus! Verflucht, ja!!! Im Zeitalter des Multiplayers vergessen immer mehr Entwickler, das man auch mal gechillt auf der Couch liegen und ein Spiel allein genießen möchte, ohne sich ständig über andere Menschen in virtuellen Charakteren zu ärgern. Dabei liegt die Würze oftmals bekanntlich in der Kürze, was PopCap verstanden hat, denn anstatt aufwändiger Zwischensequenzen werden euch die Story-Missionen in kurzer erzählerischer Weise präsentiert, bevor es dann auch schon losgeht und dies reicht für so einen Titel in meinen Augen auch völlig aus. Das mag jetzt indirekt fast wie ein Seitenhieb an die Entscheidungsträger anderer Studios klingen, die mit der „Ressourcen-Ausrede“ kommen und das soll es auch! Fairnesshalber muss ich aber gestehen, dass es keine opulente Hintergrundgeschichte gibt und sich der Missionsablauf bis auf eine kleine Ausnahme immer wiederholt.
Abseits der Story und den Multiplayer-Matches gibt es aber noch ein riesiges Feature über das sich nicht nur Neulinge freuen dürften – den Hinterhof-Kampfplatz. Ich bin mir noch immer nicht schlüssig ob es sich hierbei um einen Spielmodus für Solo-Spieler handelt oder einer riesigen Minigame-Plattform, aber ich denke am treffendsten wäre wohl der Begriff „Spielwiese“. Der Hinterhof bildet quasi den zentralen Start- und Anlaufpunkt für alle Spielmodi sowie Inhalte und allein hier kann man sich Stunden über Stunden aufhalten, denn es gibt einiges zu entdecken. Ganz egal ob ihr euch auf die Seite der Pflanzen oder der Zombies schlägt, werdet ihr in eurer Basis bzw. der eigenen Hälfte auf die gleichen Elemente – nur eben in passender Aufmachung – treffen. Da es in PvZ GW2 keine Menüs mehr gibt, wird eure Basis quasi zur Kommandozentrale und so findet ihr rund um den geschützten Bereich die Charakterauswahl, erhaltet Zugriff auf Solo-, Koop- und Multiplayer-Modi sowie eure Statistiken und tauscht erworbene Münzen gegen neue Kartenpacks ein. Alternativ könnt ihr nun aber auch Kartenpacks mittels Münzen aus Mikrotransaktionen erwerben, was beim Vorgänger noch nicht möglich war und maximal 19,99€ pro Münz-Paket ausgeben. Für spontane Multiplayer-Sessions müsst ihr aber nicht extra zur Basis zurückrennen, sondern könnt euch mittels Menütaste von überall aus dorthin teleportieren lassen. Wer bereits dem Vorgänger viele Stunden seiner Lebenszeit geschenkt hat, sollte auf jeden Fall mal beim Postfach vorbeischauen, denn für einen begrenzten Zeitraum gibt es hier die Möglichkeit seine erspielten bzw. gestylten Charaktere zu importieren. Auch werden euch von Zeit zu Zeit spezielle Versionen der Figuren für einen Aktionszeitraum zur Verfügung gestellt, weswegen sich ein Blick in die Umkleidekabine immer mal wieder lohnt.
In der Umkleide gelangt ihr zur Auswahl der Charakterklassen und ein schneller Blick genügt um bereits zu erkennen, dass alle aus PvZ GW bekannten Figuren erneut den Weg ins Spiel gefunden haben. Auf Seiten der Pflanzen findet ihr also Sonnenblume, Erbsenkanone, Kaktee und Schnapper, während bei den Zombies Fußsoldat, All-Star, Wissenschaftler und Ingenieur auf euch warten. Glücklicherweise haben beide Seiten jeweils drei neue Charakter erhalten, die hingegen dieses Mal die Zombies etwas gefährlicher machen. Käpt’n Totbart schließt z. B. die Lücke des Scharfschützen und kann seinen Papageien in den Kampf schicken sowie auf einer Kanone reiten und der kleine Wicht ist überaus Flink, hat zwei Handfeuerwaffen und kann mit seinen Spezialattacken 360°-Schüsse austeilen sowie einen Mech ala Titanfall zur Unterstützung herbeirufen. Die Pflanzen trumpfen dieses mal mit Zitron auf, der den Zombies mit einem Orangenstrahl einheizt und als Kugel über das Schlachtfeld rollen kann sowie Rosie, die mit diversen Zaubersprüchen bestückt ist und Gegner in feige Ziegen verwandeln kann.
Habt ihr euch nun für eine Klasse entschieden, könnt ihr eure Basis je nach Vorhaben an drei Ausgängen verlassen. Durch die beiden Seitenausgänge gelangt ihr quasi in die Bereiche Abseits des Kampfgeschehens, wo ein paar Sonderaufgaben eurer Nachbarn auf euch warten. Wer bereits zufällig einige Sterne durch das Meistern von Herausforderungen oder lösen von Aufgaben verdient hat, kann gleich ein paar der zahlreich vorhandenen Truhen öffnen, die mit einigen Goodies sowie Münzen aufwarten. Für etwas Abwechslung in Form von Minigames ist ebenfalls gesorgt und so dürft ihr euch auf einem Fußballplatz oder einem Schießstand so richtig austoben. Für die ganz eifrigen unter euch gibt es zumindest für letzteres eine Rangliste um sich mit anderen Spielern und sogar den Entwicklern zu messen, die laut eigenen Angaben bereits diverse Matches ausgetragen haben. Wenn ihr es auf einen richtigen Kampf abgesehen habt, solltet ihr durch die Vordertür eurer Basis gehen, denn von hier aus trennen euch nur wenige Schritte vom direkten Mittelpunkt, wo Pflanzen und Zombies aufeinanderprallen. Spätestens nach dem hissen der Flagge kann die Punktejagd beginnen. 😀
Wie auch im ersten Teil werden eure Charaktere gemäß eurem Können immer besser und erhalten mit weiteren Rängen neue Verbesserungen. Somit kann man jedem Charakter in drei freien Slots jeweils eine Tuning-Option mit auf den Weg geben wie z. B. einer schnelleren Regenration der Lebenspunkte oder die Beschleunigung des Intervalls für Spezial-Attacken. Das schöne hierbei ist, dass eure Erfolge nicht nur in Multiplayer-Matches selbst gesammelt werden, sondern auch im Story-Modus sowie auf dem Hinterhof-Kampfplatz. Dabei wird anhand des Spieldesigns darauf geachtet, dass euch PvZ GW2 nie zu leicht vorkommt, was ich speziell immer stärker gemerkt hatte. Anfangs hatte ich das Gefühl mir einzubilden, dass sich der Hinterhof irgendwie verändert doch auch PopCap bestätigte, dass jeder freigespielte Erfolg, jede Spielcharakter-Beförderung und jede Statistikverbesserung zu einer deutlichen Veränderung führt. Später merkt man dies mit größter Sicherheit am eigenen Leib, wenn plötzlich Riesen-Sonnenblumen oder Zombie-Superhelden hinter einem her sind. Wem es dann oben auf Dauer zu heiß ist, kann sich auch eine Ebene tiefer austoben und in die Kanalisation flüchten, allerdings solltet ihr hierzu besser ein paar Sterne mitbringen um die dort befindlichen Schätze bergen zu können. 😉
Nun wird es aber auch mal Zeit für den Multiplayer von PvZ GW2, denn hier liegt schließlich noch immer der Hauptfokus drauf. PopCap hat sich scheinbar einiger Kritikpunkte des Vorgängers angenommen und euch nun die Möglichkeit eingeräumt, private Matches mit bis zu drei Freunden nach eigenen Regeln zu bestreiten und dies macht das gemeinsame Daddeln um einiges einfacher, als in einer internen Party auf gut Glück in ein Team geworfen zu werden. Wer auf den Konsolen unterwegs ist kann seinen Besuch daheim gleich einfach mal mit einspannen, denn anderes als auf dem PC gibt es hier noch einen Zweispieler-Split Screen.
Der vielseitigste Modus ist nach wie vor das Gartenkommando, nur wurde dieser im Vergleich zu PvZ GW noch etwas modifiziert, denn schließlich gehen im aktuellen Nachfolger die Pflanzen in die Offensive. 😉 Daher gibt es auf Seiten der Zombies mit dem Friedhofskommando-Modus nun das entsprechende Gegenstück, in dem ihr zehn Angriffswellen der Pflanzen überleben müsst, die es auf eure Grabsteine abgesehen haben. Während euch in der fünften und zehnten Welle zufällig ausgeloste Boss Gegner erwarten, die es teilweise in sich haben, sind die übrigen acht Wellen ziemlich variabel und eher einfacher gehalten. Hier müsst ihr vielleicht mal einen Yeti verfolgen um Münzen einzusammeln, trefft auf einfache Nahkampfgegner oder habt eine bestimmte Zeitvorgabe um drei Gegenstände einzusammeln. Für etwas Verstärkung sind erneut leere Blumenkübel auf Seiten der Pflanzen vorhanden, die mit den aus Kartenpacks erworbenen Pflanzen bestückt werden können und auch Zombies dürfen kleine Bots zur Hilfe nehmen. Wenn man diese Modi Solo spielt, darf man sich zudem noch drei zusätzliche KI-Pflanzen züchten, in die man während des Spiels wechseln darf.
Das Abbild des Gartenkommandos auf Seiten der Zombies ist jedoch der einzig neue Multiplayer-Modus in PvZ GW2 und es gibt neben den üblichen Verdächtigen wie „Team-Deathmatch„, „Abschuss bestätigt“ und „Gartenzwergbombe“ leider keine neue Variante. Hier bleibt nur die Hoffnung, das PopCap zumindest einen neuen Modus mittels kostenlosen DLC nachreichen wird.
War’s das schon mit den Modi? Nicht ganz, denn natürlich darf der absolute Favorit des Vorgängers „Gärten Vs. Friedhöfe“ bzw. „Krautangriff“ nicht fehlen, da diese bereits schon damals für spannende Kämpfe gesorgt hatten. Am Spielprinzip hat sich auch nichts geändert, denn nach wie vor muss das eine Team die vorgegebenen Punkte nach und nach einnehmen, während das andere dies zu verhindern versucht. Das mag für manche von euch langweilig klingen, aber wenn sich 24 Spieler auf einer der insgesamt 12 abwechslungsreichen Maps tummeln bleibt kaum Zeit zum Verschnaufen.
Technisch macht PvZ GW2 erneut eine gute Figur, wenngleich grafisch kein deutlicher Unterschied zum bereits zwei Jahre alten Vorgänger besteht. Zwar wurden alle Charakterklassen aus Teil 1 ohne merkliche Veränderungen exakt übernommen und verfügen demnach über die gleichen Animationen sowie Sounds, aber es funktioniert einfach und wirkt auch in keinster Weise abgekaut. Die neuen Modelle sind ebenfalls toll und mit viel Witz animiert, so dass einige sicher mal herzlich grinsen müssen, wenn der Käpt’n mit seinem Hinkebein durch die Gegend torkelt oder einem die verwandelten Ziegen mit der süßen Halsglocke entgegenkommen. Einzig ein paar Leuchteffekte könnten euch das Leben schwermachen und man sieht oftmals nichts mehr, wenn man z. B. von Super Brainz angestrahlt wird und nur auf Verdacht ins blaue schießen kann um sich zu wehren. Die Maps können sich auch sehen lassen und sind voller niedlicher Details. Für das passende Balancing sollte auch gesorgt sein, denn ich finde das jede Klasse sich gut einfügen und in eine strategisch vorteilhafte Position bringen kann. An den Multiplayer-Sessions gibt es von meiner Seite nicht auszusetzen, da sie insgesamt sehr solide laufen und ich zu keiner Zeit Probleme während des Spiels oder dem Verbindungsaufbau hatte. Auch der Suchtfaktor ist aufgrund des bereits zuvor kurz angesprochenen Belohnungssystems sehr groß, da ihr für nahezu alle Aktionen Erfahrungspunkte erhaltet und eure Charakter somit sehr schnell nach oben levelt, was dazu führt, dass euch der Zugang zu Upgrades schnell freigelegt wird. Zudem gibt es immer wieder auch Gelegenheiten Münzen zu sammeln um nicht von den Mikrotransaktionen Gebrauch machen zu müssen.
Plants Vs. Zombies Garden Warfare 2 ist seit dem 25. Februar 2016 für PC, PlayStation 4 sowie Xbox One erhältlich.