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Test: Red Dead Redemption 2

Bereits vor gut acht Jahren durften wir den Wilden Westen mit Revolverheld John Marston unsicher machen. Am 26. Oktober 2018 ist mit Red Dead Redemption 2 nun die Fortsetzung des gefeierten Western-Epos erschienen, der den Vorgänger noch einmal übertreffen soll. Dabei schlüpft ihr neuerdings nicht mehr in die Rolle des berühmten Outlaws John, sondern übernehmt die Führung von Gang-Kumpane Arthur Morgan, der den Untergang der Van der Linde Gang hautnah miterleben darf! Wie sich der gesetzlose Trupp rund um Anführer Dutch schlägt und was sich Rockstar Games für den neuen Teil hat einfallen lassen, erfahrt ihr in unserem Test.

Der Untergang der Van-der-Linde-Gang

Inhaltlich schlüpft der Spieler also erstmals in die Rolle des moralisch-orientierungslosen Arthur Morgan. Ein Outlaw, der sich, ähnlich wie John Marston, ein Mitglied der Van der Linde Gang nennen darf. Die Zeit der Outlaws und gesetzlosen Cowboys findet um 1899 langsam ein jähes Ende und der Wilde Westen steht endgültig vor einem Wandel. Ein Faktum, mit dem sich auch Dutch Van der Linde, seines Zeichens Anführer der Gang, konfrontiert sieht. Nachdem die Bande im Zuge eines schiefgelaufenen Coups überstürzt aus Blackwater fliehen musste, sucht diese nun Unterschlupf in abgeschiedenen Verstecken um den Gesetzeshütern endgültig zu entkommen. Ein Unterfangen, das vor allem dadurch erschwert wird, dass Dutch selbst noch nicht mit seinem Leben als Bandit abgeschlossen hat und weitere Verbrechen sowie Raubzüge in Aussicht stellt. Ein Kampf gegen die Justiz und rivalisierende Banden beginnt.

Inszenatorisch schafft es Rockstar Games innerhalb der Hauptmissionen wieder einmal, neue Maßstäbe zu setzen und die Spieler emotional abzuholen. Die Charakterentwicklung, vor allem bei Antagonist Dutch, ist äußerst glaubhaft und nachvollziehbar in Szene gesetzt. Einzig und allein Arthurs Werdegang lässt einige Zweifel aufkommen und präsentiert sich für den Spieler weit weniger zugänglich. Der vielseitige Charakter schafft es dabei nicht in die übergroßen Fußstapfen des weitaus authentischeren John Marston zu treten. Sympathie und Antipathie liegen dabei sehr nah beieinander und fördern ein affektives Erlebnis, das Spieler von Beginn an mitreißt. Glaubwürdigkeit schließt das Element der Überraschung aber keineswegs aus und so kreiert Rockstar Games eine dramatische Geschichte mit nicht gänzlich unerwartetem Ende.

Mehr Realismus geht nicht?

Red Dead Redemption 2 trumpft mit einer immens großen Spielwelt auf, die die Qualitäten seines Vorgängers noch einmal um ein Vielfaches übertrifft. Die Welt ist in sich geschlossen, detailverliebt und unglaublich lebendig. Dabei kann der Spieler an jeder Ecke etwas Neues entdecken und die Spielwelt nach eigenem Gutdünken sogar mannigfaltig beeinflussen. Nahezu sämtliche Aktionen des Spielers haben in irgendeiner Form Einfluss auf eure unmittelbare Umgebung. Dabei ist es völlig unerheblich, wie klein und unwichtig der Auslöser zunächst scheint: Ob ihr den Stadtbewohnern regelmäßig Grüße aussprecht, NPC’s anrempelt und bedroht oder Passanten eure Hilfe gewährt, eure Aktionen provozieren in der Regel stets eine Reaktion eures Gegenübers. Red-Dead-Redemption-Veteranen dürfen sich dabei über die Rückkehr des Ehre-Systems freuen. Wer gute Taten vollbringt, wird mit Punkten belohnt, die Arthur schnell in seinem Status als Ehrenmann aufsteigen lassen. Wer Unschuldige ausraubt, bedroht oder gar tötet, wird hingegen mit Abzügen bestraft, die sich wiederum auf das Ansehen und den Kopfgeld-Status des Protagonisten auswirken.
Doch wäre dem Begriff Realismus hier schon Genüge getan, wäre die Spieleschmiede wohl noch lange nicht da, wo sie heute steht. Seid ihr beispielsweise in kalten Gegenden unterwegs, empfiehlt es sich, die richtige Kleidung für euren Ausflug zu tragen, um die kalten Witterungsbedingungen nicht an eurer Lebensleiste nagen zu lassen.
Ihr esst nicht genug? Untergewicht wirkt sich ebenso negativ auf eure Statuswerte aus wie sein Pendant Übergewicht.
Schlafen könnt ihr auch, wenn ihr tot seid? Auf eure Verantwortung, immerhin muss Arthur Morgan dann wohl oder übel deutlich angeschlagen in den nächsten Kampf ziehen. Waschen ist für euch Zeitverschwendung? Dann lebt damit, dass euch Passanten eher meiden, als euch bei einem netten Plausch die ein oder andere Information mitzuteilen.

Und das lohnt sich so richtig, denn so ziemlich jeder NPC hat euch etwas zu erzählen. Sei es ein unscheinbarer Reisender, der eine lohnenswerte Quest für euch parat hält, oder aber der Bettler, der sein Hab und Gut beim Spielen verloren hat und euch nun um einige Almosen bittet. Die Welt von Red Dead Redemption 2 erzählt viele Geschichten, wenn man geneigt ist hinzuhören.

Der Teufel liegt im Detail

Neben Events und Ereignissen, denen ihr in der gesamten Spielwelt immer wieder zufällig über den Weg lauft, warten noch jede Menge weitere Nebenbeschäftigungen und Quests auf euch. Ob Pokern, Messer-Spielchen, Kopfgeldjagden oder Saloon-Besuche, euch steht die Welt von Red Dead Redemption 2 wortwörtlich offen. Wer sich den Hauptquests vorerst entziehen möchte, kann dutzende Stunden allein in Nebenquests und allerlei weitere Aktionen investieren. Rockstar Games denkt dabei über den Tellerrand von Red Dead Redemption hinaus und erschafft mit Teil 2 einen neuen Standard in Sachen Open-World-Games.

Die Missionen sind generell recht abwechslungsreich gestaltet und decken so ziemlich jede Vorliebe ab: Von Shooter-Passagen über Stealth-Einlagen bis hin zur Farming-Simulation lässt Red Dead Redemption 2 keine Wünsche mehr offen. Selbst wenn vermeintlich jede Mission in irgendeiner Art und Weise in einem Schussgefecht mündet, tut dies dem Spielspaß kaum einen Abbruch, immerhin ist allein die Waffenauswahl so umfangreich, dass wir nur schwer unseren Favoriten wählen konnten. Auch die Zielhilfe Dead Eye feiert in Teil 2 des Actiontitels sein Comeback und sorgt in den Schussgefechten für eine gehörige Portion Western-Charme.

Was wäre die große weite Welt des Wilden Westens ohne ein Pferd, auf dem ihr sie erkunden könnt? Euer mehr oder weniger edles Ross spielt dabei eine große Rolle im Prequel, verbringt ihr doch immerhin einen riesigen Teil der Spielzeit auf seinem Rücken. Rockstar Games macht keinen Hehl daraus, dass man auch im neusten Teil des Western-Epos die Schnellreise für einen Spielspaß-Killer hält. Das minutenlange Reiten durch die Prärie, das Erkunden und die Interaktion mit der Spielwelt sind dabei elementare Bestandteile des Spielerlebnisses und so müssen wir auf opulente Schnellreisefunktionen verzichten.
Grund genug, die Zeit mit eurem treuen Begleiter effektiv zu nutzen und eine Bindung zum Tier aufzubauen. Ist es dreckig, säubert es. Hat es Hunger, füttert es. Ist es erschöpft, lasst es sich eine Zeit ausruhen. Nur so könnt ihr die Freundschaft mit eurem Pferd steigern und Statuswerte erhöhen, neue Fähigkeiten freischalten oder den Aktionsradius steigern.

Habt ihr nach all der Arbeit dann noch etwas Zeit übrig, verlangt auch die Van der Linde Gang nach Aufmerksamkeit. Die Bande schlägt die Zelte storybedingt an verschiedenen Orten im Spiel auf und ist auf Nahrung, Munition und Medikamente angewiesen. Spendet ihr regelmäßig Geld oder Gegenstände, steigt die Motivation der Bewohner stark, was wiederum dazu führt, dass sie euch neue Quests oder Interaktionsmöglichkeiten anbieten. Erledigt regelmäßige Aufgaben und Besorgungen oder baut das Camp weiter aus, um den Gemütszustand auch weiterhin hoch zu halten. Selbst Arthur profitiert maßgeblich von euren Bemühungen, kann er sich doch beliebig an den Vorräten bedienen und neue Komfortfunktionen freischalten.

Wunderschöner Wilder Westen

Wenig überraschend punktet Red Dead Redemption 2 allem voran in puncto Optik. Grafisch macht der Titel einiges her und übertrumpft dank riesiger Spielwelt zahlreiche Genre-Vertreter. Besitzer der Xbox One X haben doppelten Grund zur Freude, können sie den Titel doch sogar in nativem 4K sowie HDR genießen. Trotz hoher grafischer Qualität kommt die von uns getestete Xbox One-Fassung leider nicht gänzlich ohne kleinere Patzer aus. So erscheinen einzelne Texturen schon mal schwammig und unscharf, dies tut dem positiven Gesamteindruck aber keinen Abbruch. Rockstar-typisch verzichtet auch Red Dead Redemption 2 auf eine deutsche Sprachausgabe, die jedoch dank der hervorragenden englischen Synchronisation nichts vermissen lässt. Die Vertonung ist überaus gut gelungen und schafft es, den Charakteren auf emotionalste Weise Leben einzuhauchen. Wer dem Englischen allerdings nicht mächtig ist, bekommt zumindest deutsche Bildschirmtexte an die Hand.

Fazit

Auch wenn Red Dead Redemption 2 inhaltlich ein Prequel zu seinem gefeierten Vorgänger darstellt, ist der Titel dem 8 Jahre älteren Western-Epos um einige Pferdestärken voraus. Mit einer atemberaubenden Grafikleistung, der lebendigen Spielwelt und einer emotionalen Kampagne überzeugt Red Dead Redemption 2 zuletzt nicht nur Anhänger der Western-Reihe. Selbst kleine grafische Patzer und Glitches sowie die schwächelnde Charakterentwicklung des Protagonisten schaffen es nicht im Mindesten, das Meisterwerk in seiner Vollkommenheit abzuschwächen. Red Dead Redemption 2 schafft einen neuen Standard in Sachen Open-World-Games und darf sich dank seiner unglaublich authentischen und lebendigen Spielwelt zum Genrekönig krönen lassen.
Auch wenn Red Dead Redemption 2 inhaltlich ein Prequel zu seinem gefeierten Vorgänger darstellt, ist der Titel dem 8 Jahre älteren Western-Epos um einige Pferdestärken voraus. Mit einer atemberaubenden Grafikleistung, der lebendigen Spielwelt und einer emotionalen Kampagne überzeugt Red Dead Redemption 2 zuletzt nicht nur Anhänger der Western-Reihe. Selbst kleine grafische Patzer und Glitches sowie die schwächelnde Charakterentwicklung des Protagonisten schaffen es nicht im Mindesten, das Meisterwerk in seiner Vollkommenheit abzuschwächen. Red Dead Redemption 2 schafft einen neuen Standard in Sachen Open-World-Games und darf sich dank seiner unglaublich authentischen und lebendigen Spielwelt zum Genrekönig krönen lassen. Test: Red Dead Redemption 2