Mit „Resident Evil“ hat Capcom 1996 einen Meilenstein in der Geschichte des Survival-Horror hingelegt und zog zahlreiche Zocker in seinen Bann. In den letzten Jahren verlor sich die Reihe aber zunehmend in lieblosem Actiongeballer und hatte nicht mehr viel mit dem Klassiker aus den 90ern zu tun. Mit „Resident Evil 7: Biohazard“ will Capcom nun an alte Stärken anknüpfen und wagt eine ganz neuen Perspektive. Ob der siebte Teil nun den alt bewährten Charme wieder erwachen lässt, oder „Resident Evil“ in die sprichwörtliche Gruft der Videospiele manövriert?
„Such mich nicht!!!“
Vorbei sind die Zeiten von Elite-Soldaten. Der Spieler nimmt die Rolle des jungen Ethan ein, dessen Verlobte Mia vor drei Jahren aus rätselhafte Weise verschwand. Obwohl sie letztlich für tot erklärt wurde, geschieht das Unfassbare. Ethan erhält eine Botschaft von Mia mit den warnenden Worten: „Such mich nicht!“ Diesen Rat ignoriert Ethan nur allzu gerne und folgt der einzigen Spur zu einem verrotteten Haus, umgeben von wildwuchernden Pflanzen und modrigen Sümpfen. Bereits an dieser Stelle ahnt der Spieler, dass hier etwas ganz und garnicht stimmt. Obwohl Ethan seine Geliebte ausfindig macht, stellt er bald fest, dass auch sie sich auf monströse Weise verändert hat. Sein Fluchtversuch wird jähe unterbunden, als er Bekanntschaft mit den Inhabern des Hauses macht: der Hillbilly-Familie Baker. Diese hat keineswegs vor, den neuen Familienzuwachs wieder gehen zu lassen und präsentiert dem Ehrengast einen Leichenschmaus, der ekelhafter nicht sein könnte. Wenn auch Ethan zunächst fliehen und sich in Sicherheit bringen kann, stellt er schon bald fest, dass das riesige Anwesen ein höllisches Labyrinth ist und ein nahezu furchterregendes Eigenleben entwickelt. Und da wäre ja noch die Familie Baker, die hinter jeder Ecke lauern könnte.
Eins, zwei, Daddy kommt vorbei!
Mit „Resident Evil: Biohazard“ präsentiert Capcom ein typisches Survival-Horror-Spiel, das vor allem durch die neuartige Egoansicht einen unvergleichlichen Nervenkitzel erzeugt. Bei jedem Versuch, einen rettenden Ausgang aus dem Haus zu finden, muss der Spieler damit rechnen, einem der verrückten Bakers oder anderem schleimigen Getier in die Arme zu laufen. Nach und nach offenbart das Haus seine grausamen Details, wenn man beispielsweise im Keller die Verbrennungsöfen durchsucht oder sich auf dem Küchentisch frisch zubereitete Gedärme präsentieren. Wenn auch gerade bei hartnäckigen Gegnern nur die Flucht nach hinten bleibt, sollte der Spieler vor allem die neuartige Blockfunktion nutzen, um sich beispielsweise vor Messerhieben oder ähnlichem zu schützen. Neben einer Auswahl diverser Pistolen kann der Spieler selbstredend wieder auf das typische Waffenarsenal aus Schrotflinte, Flammenwerfer, Bomben oder Granatwerfer zugreifen. Die jeweilige Waffe sollte aber genauestens auf den aktuellen Gegner zugeschnitten sein, da der Rucksack nur begrenzt Platz für Inventar bietet. Überschüssige Items lassen sich derweil in Truhen aufbewahren, auf die man zu einem späteren Zeitpunkt wieder zugreifen kann.
Geht dem Spieler dennoch mal die Puste aus, bieten sogenannte Schutzräume Platz, um sich zu regenerieren, Heiltränke zu mixen oder den derzeitigen Spielstand zu speichern. Sämtliche Rätsel bedürfen nur wenig Geschick und sind mit der richtigen Kombinationsgabe zu bewältigen. Hier gilt es vor allem, passende Schlüssel und Dietriche zu finden, Zeichen richtig zu deuten oder Figuren in die korrekte Position zu drehen. Hier liefert die Karte eine gute Hilfestellung und gibt eine genaue Übersicht über die nächsten Ziele und Aufgaben.
Ein Spiel aus Schatten und Licht
Technisch lässt sich wenig meckern und vor allem die gut gemachten Schatteneffekte erzeugen eine durchweg unheimliche Stimmung. Sowohl Umgebung als auch Charaktere fallen sehr detailverliebt aus und sind ebenfalls durchweg der düsteren Grundstimmung angepasst. Das Ganze paart sich mit einem gut dosierten Soundtrack, der vor allem in Schleich- und Kampfpassagen seine volle Wirkung entfaltet. Ist es zeitweise in der Dunkelheit mucksmäuschenstill, wird der Spieler vor allem bei Jumpscares effektvoll überrascht.