Im Heimkino-Bereich zählt die deutsche Audio-Schmiede Teufel bereits zu einem Urgestein und ist für ihre guten Lautsprecher-Systeme bekannt, die im Gegensatz zur Konkurrenz sogar recht Preiswert sind. Jetzt wagen die Berliner mit ihrem Headset „Cage“ einen ersten Schritt in den Gaming-Bereich. Ob der Sound buchstäblich hinter Gittern gehört, erfahrt ihr im Test.
Die etwas Älteren unter euch, können sich vielleicht noch an die Einführung der guten alten DVD im Jahre 1995 zurückerinnern. Neben den kleinen digitalen Scheiben, kamen auch entsprechende Player in den Handel, die anfangs alles andere als günstig waren und natürlich neue Lautsprecher-Systeme. Die Hersteller gaben wirklich alles, um die Heimkino- und Filmfans für sich zu gewinnen, doch nicht alle brachten wirkliches Kino-Feeling in die heimischen vier Wände. Teufel war auf die Ankunft der DVD bestens vorbereitet und bot als einziger Hersteller ein richtiges Surround-System an, was zu dieser Zeit einer Revolution glich. Kein Wunder, dass die Berliner damit den Grundstein für ihre Heimkino-Sparte legten und seither einen bekannten Namen haben.
Mit Sicherheit wird man dem Heimkino-Markt auch weiterhin treu bleiben, da sich der aktuelle Trend aufgrund diverser Streaming-Dienste und exklusiver Inhalte natürlich immer weiter in das eigene Wohnzimmer verlagert, doch mit ihrem Gaming-Headset Cage hat Teufel nun zum ersten Mal die Gaming-Tür aufgestoßen! Der hauseigene „Mediadeck“ oder die Lautsprecher der Concept C- und E-Reihe, sollten zwar schon vorher den Gaming-Anspruch bedienen, waren jedoch nicht allein für den Gaming-Bereich vorgesehen. Daher sehen wir den Cage als Teufels erstes wirkliches Gaming-Produkt!
Der Name „Cage“ ist im Übrigen auf den auffälligen Aluminium-Rahmen zurück zu führen, der aus einem Stück gefräst und in stylischem Gunmetal-Grau eloxiert ist. Somit kann man sagen, dass die beiden Ohrmuscheln mit ihren 40-mm-Treibern und wechselbaren Ohrpolstern buchstäblich im „Käfig“ gehalten werden. Für eine gleichmäßige Höhenverstellung finden sich auf beiden Seiten weiße Farbmarkierungen auf dem Aluminium-Bügel, die zur Orientierung in 5mm-Abständen aufgebracht wurden. Die Verstellung kann jedoch bereits in sehr feinen 2,5mm-Schritten erfolgen. Für den Anschluss des Mikrofons stehen zwei 3,5mm-Buchsen zur Verfügung, so dass man zwischen der linken und rechten Seite wählen kann. Der Cage verfügt zwar über eine integrierte Soundkarte mit C-Media-Chip und virtuellem 7.1 Surround-Sound, die im USB-Modus zum Einsatz kommt, jedoch kann das Headset auch über einen herkömmlichen 3,5mm Klinken-Stecker an jedem anderen Gerät oder jeder anderen Soundkarte betrieben werden. Auf das rot leuchtende Teufel-Logo muss dann aber verzichtet werden. 😉 Die Lautstärkeregelung erfolgt über einen Drehregler aus Aluminium im ebenfalls unauffälligem Gunmetal-Look, der im Boden des Gehäuses einer Ohrmuschel eingelassen ist.
Sobald man den Cage das erste Mal in Händen hält, wird man aufgrund des geringen Gewichts von rund 290gramm sehr überrascht sein. Meist muss man befürchten, dass ein niedriges Gewicht andere Nachteile mit sich bringt und unter Umständen zu Lasten der Verarbeitung oder Qualität geht, doch hier bei Teufel passt alles. Die Materialwahl aus Aluminium und Plastik ist nicht nur optisch Stimmig, sondern zeugt auch von guter Qualität. Man kann das Headset quasi ohne Materialermüdung oder übermäßig hohes knarzen verbiegen – gar fast schon Vergewaltigen. Auch ein Sturz aus normaler Höhe verpackt das Gerät tapfer und selbst nach mehrwöchiger Nutzung, sind keine Kratzer auf den Kunststoffoberflächen zu finden. Die Ohrmuscheln bieten mit einem Durchmesser von rund 9,5cm massig Platz für größere Ohren. Einige Gamer unter euch kennen vielleicht das Gefühl, wenn ein Headset zu stark auf die Ohren drückt und das tragen fast zu einer Qual wird. Den Cage merkt man fast gar nicht und selbst nach 5 Stunden am Stück, ist der Tragekomfort an Kopf und den Ohren noch immer überaus angenehm. Aufgrund der recht schmalen Kunstlederpolsterung am Bügel, hatten wir anfangs leichte bedenken, aber der hier verwendete Memory-Foam vollzieht seinen Dienst hervorragend.
Auch die Ohrpolster schmiegen sich gut an und lassen dabei noch etwas Luft an die Ohren. Somit bleibt eine Schweißbildung auch nach dieser langen Zeit aus, so dass ein schnelles Wechseln der Ohrpolster nicht so schnell zu befürchten sein dürfte. Im Umkehrschluss muss man aber auch in Kauf nehmen, dass man nicht gänzlich frei von Umgebungsgeräuschen ist und auch im USB-Betrieb nimmt man jede Berührung des gesleevten Kabels deutlich wahr. Für unseren Geschmack, reicht die Abschirmung des Cage jedoch bei weitem in beide Richtungen aus und die leichte “Undichtigkeit“ kommt dem mobilen Einsatzzweck zu Gute. 😉 Selbst andere Audioquellen können dank 32 Ohm wunderbar am Cage betrieben werden.
Bei einem Preis von 169,99 Euro (UVP) wird der Cage sehr selbstbewusst platziert und somit ist die Erwartungshaltung hinsichtlich der „Inneren Werte“ dementsprechend hoch. In unserem Test haben wir uns auf die Verwendung der integrierten Soundkarte fokussiert und hierfür auch die aktuellste Software verwendet. Während unseres Tests wurde die Software seitens Teufel aktualisiert und auch dies ist in unserem Test mitberücksichtigt worden. Im Cage vertrauen die Berliner auf die Leistung des C-Media-Prozessors mit Xear-Technologie, der auch in vielen Headsets anderer Gaming-Peripherie-Hersteller zu finden ist. Allerdings macht ein Soundchip, der für den multimedialen Einsatz konzipiert wurde, bekanntlich nicht automatisch jedes Audio-Gerät zu einem waschechten Gaming-Gear. Vielmehr spielt in diesem Fall die Software eine größere Rolle – sei es durch Anpassungen am Treiber, speziellen Soundprofilen für den Gaming-Bereich oder eine ansprechende und für den Einsatzzweck vorgesehene Benutzeroberfläche. Genau in diesem Punkt hat sich Teufel einen Patzer geleistet und präsentiert euch einfach die Standard-Software von C-Media mit Teufel-Branding. Wie zuvor bereits erwähnt, zielt die reguläre Software auf den multimedialen Zweck ab und bietet euch daher nette Features für Musik oder Filme an. Nicht einmal gesonderte Equalizer-Profile für den Gaming-Bereich um z. B. die Hörbarkeit von Laufgeräuschen zu verbessern oder das Klangbild im Surround-Modus zu modifizieren, sind enthalten. Somit ist der Spieler ganz auf sich allein gestellt um die Funktionen der Software zu verstehen und anzuwenden. Dies hätten wir von einem günstigen SADES-Headset mit Virtual Surround erwartet, jedoch nicht von einem Produkt dieser Preisklasse. Entsprechend enttäuschend fällt auch die Palette der Virtual Surround-Optionen aus, denn außer den Möglichkeiten das Audiosignal für Musik oder Film wiederzugeben und anschließend die Raumgröße von klein, mittel und groß zu wählen, wird nicht mehr geboten.
Wer sich ab diesem Punkt schon entscheiden möchte unseren Test nicht weiter zu lesen, sollte die 2-3 Minuten unbedingt aufopfern! Warum? Nachdem wir uns so negativ zu der Software geäußert haben, folgt nun die klangliche Komponente und hier liefert das Cage bereits in der Standard-Einstellung ein solides Gesamtbild! Während viele Gaming-Headsets mit übertriebenen Mitten oder Bass-Bombern aufwarten, hört sich der Cage sehr ausgewogen an. Wir möchten an dieser Stelle jetzt keine Vergleiche mit Studio-Kopfhörern von AKG, Beyerdynamic & Co. anzetteln, aber bei dem Klangbild des Cage ist man sich anfangs wirklich nicht sicher, ob man nun ein Gaming-Headset oder ein Hi-Fi-Kopfhörer vor sich hat. Wir persönlich bevorzugen es, wenn der Bass nicht zu „brav“ ausfällt und auch wenn einige Meinungen auseinandergehen, finden wir den Bass des Cage ausreichend. Wem dies noch immer zu wenig erscheint, darf sich über einige Reserven im Tiefton-Bereich freuen und hier noch eine große Portion raus kitzeln. Mittels „Xear Dynamic Bass“ lässt sich bei Bedarf sogar der Frequenzbereich definieren, für den die Verstärkung greifen soll. Etwas zu empfindlich ist hingegen die Softwaregesteuerte Lautstärkeregelung über das Rad im Gehäuse der Ohrmuschel. Ab einem gewissen Lautstärkegrad, entscheidet eine Bewegung des Reglers von 2mm über den Übergang von Laut zu sehr Laut. Es ist schwer zu beschreiben aber in Prozent ausgedrückt, fühlt sich der Übergang an, als würde man von 80% auf 95% springen. Die Ortung im virtuellen 7.1-Betrieb ist ziemlich genau, allerdings hätten wir uns eine bessere Immersion bzw. mehr Optionen die Räumlichkeit selbst zu steuern gewünscht. Dies ist jedoch ein Problem, welches nicht nur den Cage allein betrifft, denn virtuelle Räumlichkeit kann ein Fluch oder Segen zugleich sein.
Die Qualität des Mikrofons reicht für die Verständigung in Chats zwar aus, eignet sich aufgrund der hohen Empfindlichkeit jedoch weniger für die Aufnahme von vertonten Inhalten wie Let‘s Plays. Zwar kann man mit der Softwareseitigen Rauschunterdrückung herumspielen und anschließend z. B. mit „Xear Voice Clarity“ eine Stimmverbesserung erzielen, doch wir konnten bei sämtlichen Einstellungen z. B. keine Atem-/Windgeräusche weg filtern. Selbst der ziemlich locker sitzende Stoffüberzug, der vermutlich als Pop- bzw. Windschutz dienen soll, lindert die Empfindlichkeit nur marginal. Unschön ist auch, dass das Mikrofon sich zumindest für uns störend im Blickfeld befindet bzw. man es nicht so weit nach unten biegen kann, wie man möchte. Der Aufnahmeradius des Mikrofons ist auf die Front begrenzt, so dass das die Sprache nicht mehr zu hören ist, wenn das Mikrofon in der Nähe der Unterlippe und somit raus aus dem Sichtfeld platziert wird.
Der Cage ist seit Juni 2017 im Handel.