Als „Uncharted 4: A Thief’s End“ über die Bildschirme flimmerte, bestand kein Zweifel, dass eine der erfolgreichsten Spielreihen ihr Ende fand. Doch Naughty Dog hatte noch ein Ass im Ärmel und überraschte seine Fans mit der eigenständigen Story-Erweiterungdem „Uncharted: The Lost Legacy“, welches mit gänzlichen neuen Charakteren aufwartet. Ob das starke Geschlecht auch die Fußstapfen des einst legendären Nathan Drake einnehmen kann und die Schatzsuche auch auf Highheels lohnt?
Auf der Jagd nach einer mystischen Kostbarkeit
Das Abenteuer verschlägt den Spieler diesmal in die Weiten Indiens. Chloe, die dem ein oder anderen bereits aus dem Vorgänger bekannt sein dürfte, begibt sich auf die Suche nach dem sagenumwobenen Stoßzahn der indischen Gottheit Genasha. An ihrer Seite kämpft die Ex-Söldnerin Nadine, eine einstige Gegenspielern Nathans. Auch ein machthungriger Widersacher namens Asav ist mit von der Partie, der es ebenfalls auf die seltene Kostbarkeit abgesehen hat und sich den Damen mit seinem Söldnerheer nur zu gerne in den Weg stellt. Erneut beginnt ein nervenaufreibendes Abenteuer, das wieder einmal so manchem Profiartist weiche Knie bescheren wird.
Jede Bewegung ein kunstvoller Balanceakt
Bereits nach wenigen Spielminuten zeigt sich, dass der Rollentausch in Uncharted: The Lost Legacy keineswegs unbeholfen umgesetzt wurde, sondern das neue Heldenteam durch ein ganz eigenes Skillset besticht. Wie auch in den vergangen Titeln kommen auch hier ausgiebige Dialoge nicht zu kurz, die nicht nur als willkommene Verschnaufpause dienen, sondern dem Spieler vor allem auch einen tieferen Einblick in das Seelenleben und die Beweggründe der verschiedenen Figuren bieten. In altbewährter Manier macht sich bereits nach den ersten Kletterpartien das gewohnte Indiana Jones Flair breit, das den Spieler auch schon in den Vorgängern stundenlang zu fesseln wusste. Immer wieder sind ein gutes Auge und schnelle Reaktionen gefragt, wenn gerannt, geschwungen, gesprungen, geklettert oder getaucht wird. Zerbröselnde Dächer sind ein willkommener Spielplatz und bieten einen enormen Nervenkitzel, wenn die Damen sich mit dem richtigen Timing von Vorsprung zu Vorsprung jagen. Eine unerlässliche Hilfe sind auch hier die bereits bewährten Kletter- und Enterhaken, die schon Nathan in der Vergangenheit das ein oder andere mal den Kopf gerettet haben. Einen angenehmen Kontrast bieten die eher ruhigen Rätselpassagen, die dem Spieler einiges an Kombinationsgabe und logischem Denkvermögen abverlangen. So gilt es, Kreissegmente zu einem Gesamtbild zu vereinen, Figuren richtig zu positionieren oder Schlösser mithilfe des richtigen Werkzeugs zu knacken. Hinsichtlich der Kampfsequenzen zeigt sich Uncharted: The Lost Legacy deutlich humaner als die vollwertigen Titel und wirft euch nur selten wirkliche Gegnerbrocken vor. Das macht Auseinandersetzungen nicht nur kalkulierbarer, sondern auch ein bloßes Losgeballer verzichtbar. Eingefleischte Stealth-Puristen kommen ebenfalls auf ihre Kosten und können sich in galanter Gauner-Manier um den Feind herumschleichen. Wenn auch es dem Gameplay an nichts fehlt, ist es doch die Story, die eher seicht vor sich hin plätschert und keinen wirklichen Tiefgang erzeugt. So bleiben vor allem die Antagonisten bis zum Schluss blasse Akteure und auch die Beziehungen unter den Figuren bleiben belanglos.
Eine Kulisse, der man sich nur schwer entziehen kann
Optisch bietet Uncharted: The Lost Legacy wieder ein Pixel-Feuerwerk par Excellence. Scharfe Texturen, detailverliebte Schauplätze, herrliche Lichteffekte und lebensechte Mimiken vereinen sich zu einem filmreifen Schauspiel. Auch akustisch geben sich die Entwickler alle Mühe, den Spieler in ein kinogleiches Erlebnis hineinzuziehen. Pfeifende Brisen sowie stimmungsvolle Wettereffekte unterstreichen jede Szene perfekt und verleihen so manchem Balanceakt über den Dächern den letzten Schliff.