Mit “Unforeseen Incidents” hat das kleine deutsche Entwicklerstudio Backwood Entertainment ein handgezeichnetes Point & Click Adventure auf den Markt gebracht, welches nicht nur grafisch etwas zu bieten hat.
In Unforeseen Incidents schlüpft ihr in die Haut eines verpeilten, selbstironischen, jungen Hobbybastlers namens Harper. Während dieser die mysteriöse Krankheit anfangs noch ignoriert, welche in seiner Heimatstadt Yelltown ausgebrochen ist, wird es auch für ihn schnell ernst, nachdem er eine junge, von der mysteriösen Krankheit infizierte Frau findet, welche ihm einen Umschlag übergibt und schon erkennen lässt, das hinter den mysteriösen Ereignissen vielleicht doch mehr steckt als anfangs gedacht. Allein er kann das Rätsel um die hochansteckende Krankheit lösen. Nachdem ihr schließlich das Auto eures Freundes repariert, einem Farmer ein scharfes Sandwich gebracht und weitere, natürlich extrem wichtige, Dinge erledigt habt, reist ihr nun als Harper im Laufe des Spiels umher, lernt neue Freunde kennen, lasst euch an der Nase herumführen und versucht herauszufinden was schließlich wirklich hinter alledem steckt.
Die Story teilt sich hierbei in mehrere Kapitel, welche durch eine Radiosendung eingeleitet werden und mit einem Minispiel, quasi zur Freischaltung, beginnen. Jedes der Kapitel zeichnet sich hierbei über ein eigenes Gebiet aus, welches meist mehrere einzelne Orte umfasst und sich durch Triangulation, Nachforschungen und Hinweise meist sogar noch erweitern lässt. An diesen Orten erwarten euch leicht überspitzte Charaktere, bei denen bis zum Spielende fast kein Klischee offenbleibt und so manches Gespräch euch ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Begleitet werdet ihr von einem Wissenschaftler und einer Reporterin, die allerdings keine große Hilfe darstellen und euch lieber die ganze Arbeit überlassen. Somit seid ihr beim Lösen der Rätsel und bei euren Nachforschungen ganz auf euch allein gestellt.
Doch nicht nur mit einer fesselnden Story und stimmigen Protagonisten kann das Spiel Punkten. Die handgezeichneten Orte, Charaktere und Gegenstände sind von ihrem Stil einzigartig sowie liebevoll gestaltet und bauen zusammen mit der Soundkulisse eine sehr angenehme Atmosphäre auf, die es euch ermöglicht, einfacher in das Spielgeschehen einzutauchen. Wünschenswert wäre es jedoch in punkto Grafik gewesen auch die Close-Ups der Charaktere in Gesprächen bei voller Auflösung darzustellen, welche nun gelegentlich leider etwas weniger scharf daherkommen, wobei dies auch das Einzige wäre, was ich zu beanstanden hätte. Die Spieldauer ist mit rund 7 Stunden recht lang für einen Titel dieser Art und definitiv als Pluspunkt zu werten. Obwohl das Abenteuer für eingefleischte Adventure Fans kein Problem darstellen sollte, werden die Rätsel mit zunehmendem Spielfortschritt etwas schwieriger. Die Vielzahl der verschiedenen Rätsel und Aufgaben lässt jedoch keinerlei Langeweile oder Frustration aufkommen.
Somit ist dem Indie-Entwickler Backwoods Entertainment mit diesem Debüt der Einstieg gelungen. Das deutsche Trio aus NRW legte den Fokus bei der Entwicklung auf Storytelling sowie eine ansprechende, immersive Welt, welche schließlich von Marcus Bäumer (Game Designer, Autor, Programmierer und Medienpsychologe) mit Inhalten gefüllt, von Matthias Nikutta (2D/3D Artist, Illustrator, Animator und Designer) designt und schließlich von Tristan Berger (Komponist, Sound Designer und Programmierer) mit einem passendem Soundtrack abgerundet wurde. Man kann nur hoffen, dass dieses erste große Projekt nur der Anfang war und wir in Zukunft noch mehr vom Trio hören werden.
Unforeseen Incidents ist seit dem 24. Mai 2018 für PC, Linux und Mac verfügbar. Freuen dürft ihr euch auf eine deutsche und englische Sprachausgabe mit entsprechenden Untertiteln. Optional stehen auch weitere Untertitel in italienisch, spanischen und französischen zur Auswahl.