Test

Test: Werewolf: The Apocalypse – Earth Blood

Werwölfe gegen die Umweltzerstörung

Wölfe, Werwölfe und Fratzengeballer – endlich können Werwölfe mal wieder da scheinen, wo bisher vor allem Zombies und Vampire in Erscheinung getreten sind. Und das dann auch noch als die „good guys“. Werewolf: The Apocalypse – Earth Blood fängt also vielversprechend an, doch können die Entwickler von Cyanide Studio auch Ergebnisse folgen lassen? Das finden wir in unserem Test heraus.

Die ersten Szenen des Spiels sind auch durchaus schön anzusehen, aber bereits zu Beginn klingt die Geschichte sehr nach einem Griff in die Klischeekiste: Das Gleichgewicht der drei Urkräfte Wyldnis (Schöpfung), Weberin (Ordnung) und Wyrm (Zerstörung) ist auf Gaia (der Erde) aus den Fugen geraten. Wyrm beherrscht die Vorgänge auf der Erde, vorangetrieben von den Menschen und ihrer Profitsucht, und wird diese langsam aber sicher vernichten. Der Zerstörung der Umwelt, verkörpert durch den Ölkonzern Endron, gilt es, Einhalt zu gebieten. Dies tut der Spieler in der Rolle von Cahal, der wie alle anderen seines Rudels eine Mischung aus Mensch, Bestie und Geist ist. Denn sie sind die Beschützer Gaias.

Leider macht sich auch grafisch nach dem Intro in den ersten Ingame-Szenen Ernüchterung breit, denn von der vielversprechenden Ästhetik des Einspielers ist nichts mehr zu sehen. Die Umgebungsgrafiken erscheinen uninspiriert und es besteht wenig Interaktionsmöglichkeit mit der Umwelt oder anderen Charakteren. Die wenigen Gespräche, die man führen kann, bleiben oberflächlich und Konversationen, die man im Vorbeilaufen aufschnappen kann, erhalten zwar hilfreiche Hinweise, haben aber keinen nachhaltigen Einfluss auf das Spielgeschehen. Die Mimik und Bewegungen der Figuren wirken dazu noch hölzern und auf ein Minimum reduziert, bspw. wenn sich Charaktermodelle wegdrehen, als wären sie auf einer Drehscheibe angebracht. Und auch die Geschichte an sich geht eintönig und vorhersehbar weiter.

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Umweltschutz in düsterem Gewand

Nachdem Cahals Frau schon zu Beginn bei dem Versuch gestorben ist, in Endron einzudringen und die notwendigen Informationen zu finden, um den Großkonzern zu Fall zu bringen, wendet sich dieser von seinem Rudel ab und lässt mit diesem auch seine Tochter zurück. Da aber ein paar Jahre später fast alle im Krieg gegen Endron gefallen sind und seine Tochter in die Fußstapfen ihrer Mutter getreten ist, kehrt Cahal zurück, um sein Rudel, die Menschen und Gaia zu retten.

Zumindest geht nach einer kurzen Einleitung und Schleichpassagen das Fratzengeballer endlich los. Während des Spiels kann man sich entscheiden, ob man auf leisen Pfoten durch die schlauchigen Abschnitte der Anlagen Endrons schleicht oder einfach alles niedermäht, was einem in den Weg kommt. Das Ergebnis ist meist dasselbe, da einen selbst bei einem Massaker keine weitläufigen Konsequenzen erwarten. Während gerade noch im Lagerraum Chaos geherrscht hat und Körperteile herumgeflogen sind, ist es einen Raum weiter bereits wieder so, als wäre nichts geschehen.

Insgesamt stehen dem Spieler drei verschiedene Gestalten Cahals zur Verfügung, die nach Belieben eingesetzt werden können: als Mensch kann man sich unter anderen Menschen bewegen oder technische Geräte und die eigene Armbrust verwenden; in der Gestalt des Lupus (Wolf) ist man schneller und leiser unterwegs und kann sogar unentdeckt durch (ausgewählte) Schächte kriechen; und als Kampfmaschine Crinos (Werwolf) streckt man mit Klauen alles nieder, was einem in die Quere kommt – wirklich alles. So kommt es vor, dass nach einem ereignisreichen Kampf ein vorher vollkommen möblierter Raum plötzlich vollkommen leergefegt (aka despawned) ist.

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Guter Ansatz – mittelmäßige Umsetzung

Das Kernstück des Spiels sind definitiv die Kampfszenen, die wuchtig und mit aufputschendem Heavy Metal untermalt daherkommen. Je nach Kampfsituation gibt es für Crinos verschiedene Angriffsmöglichkeiten wie die Elan-Haltung für schnelle Attacken und die Vigor-Haltung für starke Angriffe.
Das Eindreschen und Herumwerfen der nicht allzu starken Gegner macht auch durchaus Spaß, wird aber leider von Animation und Kameraführung getrübt. Während man manchmal durch das Animationsfeuerwerk etwas die Orientierung verliert und nicht genau sehen kann, wo die nächsten Gegner sich befinden, springt auch noch die Kamera unnötig hin und her, sodass es passieren kann, dass man mittendrin auf einmal zwischen Gegner und Wand festhängt.

Über die bereits beschriebenen Teile des Spiels hinaus bringt Werewolf: The Aocalypse – Earthblood noch weitere, klassische Elemente mit wie einen Skilltree, in dem man mit unterwegs eingesammelten Geistpunkten Cahals aktive und passive Fähigkeiten verbessern kann, oder die sogenannte „Penumbravision“. Mit diesem Blick in die Geisterwelt kann Cahal wie mit einem Röntgenblick anwesende Gegner auch durch Wände erkennen, dass für Werwölfe berüchtigte Silber ausfindig machen oder Geister für extra Geistpunkte finden. Leider verpufft die Relevanz dieser durchaus guten Idee, wenn das Schleichen in allen drei Schwierigkeitsgraden auch einfach durch Gewalt ohne weiterführende Konsequenzen ersetzt werden kann.

Diese inkonsequente Implementierung der verschiedenen Elemente lassen das Spiel beinahe überladen wirken und Werewolf will am Ende mehr als es schlussendlich händeln kann. Dabei schafft es das französische Entwicklerstudio Cyanide Studio nicht, der eigentlich guten Vorlage des Pen and Paper-Abenteuers ein spannendes Spiel folgen zu lassen, und verschenkt sein Potenzial in einer eher uninspiriert dahintröpfelnden Geschichte aus dem Jahr 2017.

Fazit

Neben den in den letzten Jahren prominenten Pro- oder Antagonisten wie Zombies und Vampire sticht Werewolf: The Apocalypse - Earthblood mit den eher stiefmütterlich behandelten Weerwölfen positiv aus der Masse heraus. Leider ist das schon fast alles, was positiv zu dem Titel gesagt werden kann. Aber nicht falsch verstehen - Werewolf ist kein schlechtes Spiel per sé, es ist nur leider Mittelmaß: Grafik und Geschichte sehen gerade im direkten Vergleich mit anderen kürzlich erschienenen Titeln alt aus, viele Teile wie der Skilltree scheinen eher als Muss angesehen zu werden als eine tatsächliche Bereicherung für das Spiel darzustellen und auch die kurze Spieldauer von ca. acht Stunden kann nicht überzeugen. Werewolf: The Apocalypse - Earthblood scheint viel zu wollen, aber nicht so viel leisten zu können. Zumindest von der Heavy-Metal-Mucke hätte es ruhig gerne noch mehr geben können.

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Neben den in den letzten Jahren prominenten Pro- oder Antagonisten wie Zombies und Vampire sticht Werewolf: The Apocalypse - Earthblood mit den eher stiefmütterlich behandelten Weerwölfen positiv aus der Masse heraus. Leider ist das schon fast alles, was positiv zu dem Titel gesagt werden kann. Aber nicht falsch verstehen - Werewolf ist kein schlechtes Spiel per sé, es ist nur leider Mittelmaß: Grafik und Geschichte sehen gerade im direkten Vergleich mit anderen kürzlich erschienenen Titeln alt aus, viele Teile wie der Skilltree scheinen eher als Muss angesehen zu werden als eine tatsächliche Bereicherung für das Spiel darzustellen und auch die kurze Spieldauer von ca. acht Stunden kann nicht überzeugen. Werewolf: The Apocalypse - Earthblood scheint viel zu wollen, aber nicht so viel leisten zu können. Zumindest von der Heavy-Metal-Mucke hätte es ruhig gerne noch mehr geben können. Test: Werewolf: The Apocalypse - Earth Blood