Mit Need for Speed Rivals füttert EA die neuen Next-Gen Konsolen. Wir sind gespannt auf das neue NFS und achten genau auf den Unterschied zur Last-Gen.
Die Need for Speed-Serie hat einen schweren Stand bei EA. Criterion Games, die eins das tolle NFS: Hot Pursuit (2010) auf die Beine gestellt hatten, aber mit Most Wanted im letzten Jahr nicht wirklich Punkten konnten, wurden abgesägt. EA Black Box, die mit NFS: World (2010) den Free 2 Play-Ableger für den PC veröffentlichten und sich mit NFS: The Run (2011) an ein nicht sehr solides Road-Trip Abenteuer versuchten, schienen auch nicht als ein geeigneter Kandidat für ein neues Need for Speed in Frage zu kommen. Somit hat EA beschlossen mit Ghost Games ein neues EA Studio zu gründen, deren Erstlingswerk nun das aktuelle Need for Speed Rivals darstellt. Dabei stehen die Sterne nicht schlecht, da das neue Team bei Ghost Mitglieder umfasst, die an Forza Motorsport 3 & 4 sowie Destruction Derby, Formula 1 und The Race mitgewirkt hatten.
Hier ist es nun – Das erste Need for Speed für die Next-Gen Konsolen. In meinem Fall, habe ich mir die Versionen der Xbox 360 sowie Xbox One zur Brust genommen und war hinsichtlich der Optik sehr gespannt auf den Vergleich von Last-Gen zu Next-Gen.
In Need for Speed Rivals liefern sich Racer und Cops erneut einen erbitterten Kampf auf den sehr ansehnlichen und abwechslungsreichen Straßen von Redwood Country. Wer bereits das vor drei Jahren erschienene Need for Speed: Hot Pursuit gespielt hat, wird sich auch beim neuen Teil sehr schnell heimisch fühlen. Um dem Titel „Rivals“ (zu deutsch: Rivalen) etwas mehr Bezug zu verleihen, wird euch im Intro, sowie in kurzen Zwischensequenzen beim Kapitelwechsel, eine kleine Story erzählt. Zugegeben, zählten Storys noch nie zu den Stärken von Need for Speed und auch bei NFS Rivals kann man die Handlung in drei klischeehafte Worte zusammenfassen: „Rebellen gegen Gesetzeshüter“. Dies ist aber in meinen Augen nicht weiter schlimm, da ich keine Handfeste Geschichte erwartet hatte und das Gamedesign auch schlicht kein Platz für eine passende Storyline bietet, denn NFS: Rivals ist einfach kein reines Singleplayer Spiel mehr. Natürlich könnt ihr in den Optionen noch auswählen, dass ihr allein spielen möchtet, aber der Grundgedanke liegt hier mehr beim sozialen Spielen mit anderen Rasern. Dies zeigt auch der Versuch, ein neues Feature mit Namen Overwatch zu integrieren, wodurch man auch mittels Smartphone oder Tablet in das Spielgeschehen eingreifen kann bzw. soll um Freunden das leben leichter oder noch schwerer zu machen – ähnlich wie der Commander-Modus in Battlefield 4.
Für den Kampf in Redwood Country stehen euch als Raser wie auch als auch Cop sehr schnelle und teure Fahrzeuge zur Verfügung, die mit einem üppigen Repertoire an Waffen bestückt werden können. Dabei gibt es je Vehicle zwei freie Slots, die ihr nach belieben mit Angriffs- und/oder Verteidigungstechnologie füllen könnt. Als Raser könnt ihr z. B. mit einem EMP (Elektromagnetischer Puls) Cops beschießen, um deren Fahrzeugelektronik kurzzeitig außer Gefecht zu setzen, oder euch gegen einen gleichen Angriff auf Cop-Seite mittels ESF (Elektrostatisches Feld) vor EMP-Erfassungen schützen. Für eine besonders schnelle Flucht könnt ihr auch auf einen Turbo zurückgreifen, der euch für kurze Zeit einen enormen Schub nach vorne ermöglicht. Als Cop seit ihr nicht schlechter aufgestellt und dürft euch auch auf dieser Seite über viele Spielereien freuen. Von Helikoptern, Straßensperren, Nagelstreifen bis hin zu elektrischen Waffen ist auch alles dabei. Doch Vorsicht, jede Waffe hat ihre Vor- und Nachteile, was für beide Seiten gilt. Ein Turbo auf Raser-Seite bringt z. B. einen ungeheuren Schub mit sich, welcher jedoch auch gut kontrolliert werden will. Sonst landet man auch gerne mal in der Wand oder in der Windschutzscheibe eines anderen Fahrzeugs. Ein Helikopter auf Cop-Seite ist beispielsweise gut für die Verfolgung eines Rasers, der sich weiter weg befindet, jedoch könnte ein Tunnel schnell zum Verlust der Spur führen. Daher ist eine gute Streckenkenntnis hier sicherlich von Vorteil.
Steuervorteile für Cops mit fragwürdiger Level-Politik auf beiden Seiten
Natürlich stehen euch auf beiden Seiten nicht von Anfang an sämtliche Technologien und Fahrzeuge zur Verfügung, sondern müssen im Laufe eurer Karriere erspielt werden. Dies erreicht ihr, wenn ihr die entsprechenden Ziele erfüllt. Als Racer könnt ihr aus verschiedenen Speedlists wählen, die nach Rennen, Verfolgung sowie Fahren kategorisiert sind. Schließt ihr eine Speedlist ab, wird ein neues Fahrzeug freigeschaltet. Zusätzlich dazu werden auch mal einzelne oder mehrere Technologien und Technolgie-Ausbaustufen (Level) freigeschaltet. Als Gesetzeshüter profitiert ihr vermutlich von den Steuergeldern der braven Bürger, da ihr jedes freigeschaltete Fahrzeug direkt auswählen und fahren könnt. Zuvor müsst ihr aber auch hier Aufgabenlisten abschließen. Dieses Privileg habt ihr als Krimineller nicht, da die Freischaltung euch quasi nur zum Kauf berechtigt. Möchtet ihr das jeweilige Vehicle euer eigen nennen, kauft ihr dieses durch eure zuvor verdienten Speed Points (SP). Speed Points erhaltet ihr z. B. für den Abschluss von Speedlists, für erfolgreiche Kopf-an-Kopf Rennen und Events oder für das ausschalten der Cops.
Hinsichtlich der Technolgien, müsst ihr diese auf beiden Seiten (Racer & Cop) mittels Speed Points kaufen. Dabei ist der Erwerb von Ausbaustufen in meinen Augen eher fragwürdig, denn möchtet ihr z. B. einen EMP – Level 3 in euer Fahrzeug einbauen, müsst ihr zunächst der Reihe nach Level 1 und anschließend Level 2 kaufen. Das bedeutet, dass ihr drei Mal teure Speed Points investieren müßt – eine gute Idee um die Spieldauer künstlich nach oben zu treiben. Dabei reicht es doch völlig, das man bei jedem neuen Vehicle mit leeren Technologie-Slots anfangen muss, was in meinen Augen aber deutlich vertretbarer ist.
Neues Team, neues Glück? Gut gemacht, Ghosts!
Ein neuer Titel, ein neues Team und eine Next-Gen Konsole – Das kann doch eigentlich nicht gut gehen, oder? Verflucht noch mal, es geht! Nachdem die letzten Titel der Need for Speed-Reihe kaum glänzen konnten, schafft es Ghost Games wieder an ein tolles NFS: Hot Pursuit anzuknüpfen und zum Teil sogar zu verbessern. Bereits nach dem ihr die Übersichtskarte verlässt und zum ersten Mal auf den Strassen von Redwood Country unterwegs seid, erwartet euch eine tolle und aktive Landschaft mit sehr Abwechslungsreichen Strecken und Passagen. Auch nach einigen Spielstunden gibt es hier und dort noch immer wieder etwas neues zu entdecken. Die Auswahl an Streckenelementen kann sich wirklich sehen lassen, denn von kleinen Städten, verlassenen Landstrassen, langen geraden Freeways mit mehreren Abzweigungen sowie kurvigen Berg- und Talfahrten ist alles dabei. Auch die verschiedenen Wetter-Elemente haben bei NFS Rivals erneut Einklang gefunden, so dass ihr euch über spontane Regenfälle, glatten Eisstraßen sowie Wüstensand freuen dürft. Aber nicht nur die schicke Landschaft weiß zu Überzeugen, sondern auch das Gameplay ist wieder ganz weit vorne. Das Geschwindigkeitsgefühl ist herrlich rasant und jeder Bolide verhält sich anders. Völlig egal, ob als Racer oder Cop, es macht einfach eine Menge Spaß durch die Gegend zu heizen und durch zerstörbare Hindernisse zu Brettern. Dank Kinect-Unterstützung, kann man auch einige Befehle via Sprache erteilen, anstatt das Steuerkreuz zu verwenden. Somit lässt sich mittels Befehl „EasyDrive“ z. B. das EasyDrive-Menü aufrufen, um die Route zum nächsten Event oder zur nächsten Werkstatt zu planen. Ich persönlich bevorzuge jedoch die gute alte Methode.
Die akustische Untermalung ergänzt das dramatische Gameplay zusätzlich, wobei zumindest der Motorsound in NFS: Hot Pursuit noch einen Touch knackiger war. Der Schwierigkeitsgrad im Solospiel ist auf beiden Seiten sehr fordernd und kein Zuckerschlecken. Als Raser machen euch die Cops mit zunehmenden Fahndungslevel das Leben wirklich schwer und auch als Cop überraschen euch die Raser sehr oft mit spontanen Manövern, speziell wenn man auf mehrere Verkehrssünder gleichzeitig trifft. Die KI ist auf beiden Seiten, bis auf wenige Ausnahmen, sehr solide, wobei gerade die „wenigen Ausnahmen“ manchmal für Frust sorgen können, speziell wenn ihr als Cop unterwegs seid. Anstatt mit euch gemeinsam gegen die Straßenraudis vorzugehen, entpuppen sich eure KI-Kollegen oft als heimliche Gegner und rammen euch von der Strasse, Hupen was das Zeug hält und fahren euch Eiskalt noch einmal voll in die Karre rein, nachdem ihr einen Crash gebaut habt. Unfälle, das durchfahren von Hindernissen, Rempeleien und Angriffe durch Technologie-Waffen beschädigen natürlich euer Fahrzeug. Ist eure Schadensanzeige im Keller, ist euer Fahrzeug zerstört. Was dann folgt ist die Rückkehr zur Garage unter Verlust aller erspielten Speed Points der letzten Session. Daher sind Tankstellen euer bester Freund, denn fahrt ihr durch diese hindurch, wird nicht nur eurer Vehicle repariert, sondern gleichzeitig das Lachgas sowie die Anzahl an aktivierbaren Technologie-Waffen wieder aufgefüllt.
Wenige Bugs und kaum unterschiede zur Last-Gen Version
Glücklicherweise sind mir bei NFS Rivals keine größeren Bugs aufgefallen, jedoch gibt es in jedem Fall zwei Punkte, die Verbesserungswürdig sind. Zum einen kommt es bei der Xbox One gelegentlich zu ekeligen Pop-Ups bei den Landschaften, die für einen Sekundenbruchteil alles in weiß erscheinen lässt und zum anderen verliert man gelegentlich die Steuerung des Fahrzeugs. Die Ansicht wird in für einige Sekunden in eine freie Kamerafahrt geschaltet und der Controller reagiert während dieser Zeit zunächst nicht. Dieser Kontrollverlust kann die Geduld während einer waghalsigen Mission auf eine harte Probe stellen. Anfangs hatte ich dies für eine Auswirkung einer Technologie-Attacke gehalten, aber da dieses Phänomen auch beim reinen Cruisen auftritt, konnte ich dies schnell ausschließen. Am Ende lag das Problem an der Kinect-Unterstützung, die dem Anschein nach Mühe hat, alle Geräusche vernünftig aus dem Spiel zu Filtern. Somit wird gelegentlich einen Befehl erkannt, der dieses Controller-Problem auslöst. Schaltet man die Kinect-Unterstützung in den Optionen ab, tritt dieses Problem nicht mehr auf. Ansonsten gibt es keine großen Kritikpunkte. Auf der Xbox 360 macht Need for Speed Rivals ebenfalls eine sehr gute Figur. Abgesehen von einigen verständlichen Einbußen in punkto Grafik, speziell bei den Fahrzeugmodellen und der reduzierten Sichtweite, spielt sich der Titel genau so wie auf der Next-Gen Konsole. Hierbei sind mir die zuvor erwähnten Bugs der Xbox One-Version nicht aufgefallen.