Warum es keine PlayStation 5 Pro geben sollte

Wann erscheint die PlayStation 5 Pro? Diese Frage stellt sich in der Branche, neben der Ankündigung der nächsten Nintendo-Konsole, derzeit wohl am meisten. Doch neben all den Gerüchten, Leaks und Spekulationen tut sich eine Frage in mir auf: Ist es eigentlich gut, wenn eine kommt? Denn, brauchen wir gerade wirklich eine Zwischengeneration mit mehr FPS und besserer Auflösung, um die Ergebnisse zu erhalten, die uns eigentlich vor Release der Generation versprochen wurden? Das Problem liegt womöglich woanders.

Generation in der Generation

Am 11. Oktober 2014 veränderte sich etwas Grundlegendes in der Gaming-Welt. Nintendo veröffentlichte einen Zwischenschritt, der zum damaligen Zeitpunkt zumindest ungewöhnlich war und es ein Stück weit auch heute noch ist. Der New Nintendo 3DS markierte eine leistungstechnisch verbesserte Version des 3DS. Zwar floppte das Ding. Zurecht. Allerdings war es der Start in eine neue Ära, wenn auch der New 3DS kaum eine wahre Relevanz an dieser Entwicklung trägt. Doch es markiert ein wenig den Startpunkt der modernen Zwischengenerationen. Der Sinn dahinter? Bestehende Spiele besser darstellen. Warum Nintendo es für eine gute Idee hielt, dafür noch exklusive Spiele herauszubringen, das erschließt sich mir bis heute nicht und der Misserfolg bestätigt mein Unverständnis. Doch ein anderes System machte das Ganze viel erfolgreicher, aus sehr unterschiedlichen Gründen. 

Eine wichtige Brücke?

Die PlayStation 4 Pro markierte 2 Jahre später den großen Erfolg von Zwischengenerationen. Statt Full HD wurden 4K versprochen und dazu kam auch das Versprechen höherer Framerates. Ein Jahr später zog Microsoft mit der Xbox One X nach. Doch der Need war da. Die PS4, insbesondere allerdings die Xbox One, waren bereits zu Release keine Meilensteine der Technik und sollten insbesondere in den Folgejahren stark unter den gestiegenen Anforderungen durch neue Engines und offenere Welten ächzen. Selten erreichte eine Xbox One beispielsweise 1080p und stabile 30 FPS in Spielen. Selbst mit Optimierung kamen deutliche technische Grenzen zum Vorschein.

Mit den Pro-Konsolen erhielt 2K-4K Auflösung Einzug. Teils sorgten die neuen Konsolen für eine stabilere Performance und höhere Framerates. Und die Leute waren heiß darauf. Dank fast 15 Millionen verkaufter PS4-Pro-Konsolen, lässt sich die Zahl, addiert mit den One X Verkäufen, auf knapp 20 Millionen Konsolen dieser Zwischen-Generation schätzen. Aber: Diese Generation, wie auch bereits die davor, machte sich das Verfahren zunutze, Spiele unfertig zu veröffentlichen, um bereits Geld einzunehmen und so manche technische Optimierung erst im Nachgang zu patchen. Internet sei Dank.  

Anlaufschwierigkeiten

Mit der aktuellen Konsolen-Generation kam auch die Corona-Pandemie. Ein einschneidendes Ereignis, welches sich teilweise noch bis in heutige Projekte zieht. Entwicklungsarbeiten wurden verzögert und litten unter den plötzlichen und krassen Veränderungen. Hinzu kommen seitdem äußerst schwankende wirtschaftliche Zeiten. Sicherlich ein Grund, weshalb viele das Gefühl haben, dass die aktuelle Generation immer noch nicht so wirklich aus sich herausgekommen ist. Immerhin erscheinen immer noch Spiele für die PS4 und Xbox One. Wenn man darüber nachdenkt, dass Titel wie Horizon: Zero Dawn, Gears 5, Red Dead Redemption 2 oder The Last of Us 2 so großartig aussehen, obwohl es eigentlich noch PS4- / Xbox One-Titel sind, so gerät man ins Grübeln, welche derzeitigen Series- und PS5-Games diese Spiele alt aussehen lassen. Die PS4 und Xbox One konnten nach 4 Jahren bereits Titel wie Ryse: Son of Rome, das bereits erwähnte Horizon: Zero Dawn, Resident Evil 7, Star Wars Battlefront 2 oder Metal Gear Solid V: Phantom Pain vorweisen. Alles Titel bei denen man sofort denken würde: Ne, das hätten die Vorgänger nicht gepackt!  

Braucht man das?

Dabei profitieren die neuen Konsolen doch von deutlich besserer GPU- und CPU-Leistung, als auch weitaus schnellerer Speichermedien. Doch bis auf kürzere Ladezeiten, spüren wir da noch recht wenig. Wobei wir natürlich auch ein wenig die Xbox Series S an den Pranger stellen müssen. Wir haben also auf der Haben-Seite einige Titel, die gefühlt keine technischen Meilensteine darstellen. Am Ehesten kann man hier Avatar: Frontiers of Pandora von Ubisoft vielleicht noch positiv hervorheben. Stattdessen begegnen uns eher Fälle von Spielen, die trotz des kaum sichtbaren Fortschritts noch zu Release mies laufen. Ja genau, ich schaue zu dir, Jedi: Survivor! Oft laufen Optimierungsarbeiten erst im Nachgang. Hauptsache schon mal Geld verdienen. Alles für die Profitabilität. Und es stellt sich die Frage: Wofür brauchen wir in der Situation eine Pro-Konsole? Für 4K mit 120 FPS?

Abgesehen davon, dass dieses Versprechen unglaubwürdig wirkt. Doch wer hat solche Monitore zuhause stehen? Ein kleiner Teil von Enthusiasten. Und wahrscheinlich wäre eine Pro-Konsole für genau diesen Kreis. Für absolute Enthusiasten, die kein 2K, sondern hochskaliertes 4K wollen. Für Leute, die nicht zwischen Leistungs- und Performancemodus wählen wollen. Für Leute die auch Raytracing immer am Start haben möchten. Für Leute, denen bewusst ist, dass eine Pro-Konsole auch in preislich gruselige Regionen vordringen könnte. Doch das ist in kriselnden Zeiten, in denen die aktuelle Technik kaum ausgereizt wird und durch mangelnde Optimierungsarbeiten gehemmt wird, lediglich ein nettes Addon. Vor Allem ist es aber eine Gefahr. 

Where is the Love?

Schon jetzt leidet die Optimierung. Immerhin müssen Spiele nicht nur auf die vielen PC-Komponenten abgestimmt werden, sondern auf Series X und PS5. Alles machbar. Doch problematisch ist die Series S, die technisch ein gutes Stück hinterher hängt und einiges an Ressourcen abverlangt, damit die spiele auch gut darauf laufen. Das alles kostet Zeit und Geld für die Studios. Schon die letzte Generation machte es hier nicht einfach. Switch, Xbox One, PS4, PS4 Pro und Xbox One X wollten allesamt eigene Optimierung. In einer heilen Welt würde ich mir aber wünschen, dass die Studios die Möglichkeit haben aus den jetzigen Systemen alles raus holen zu können, ungeachtet der Series S. Denn das Potenzial ist in der Breite überhaupt nicht erreicht. Diese Ressourcen müssen nicht woanders hinfließen.

Wir brauchen auch erst recht kein 8K, was uns mit einer PS5 Pro vielleicht ereilt. Oder wer von euch hat einen 8K-Screen? Am Ende wäre die PS5 Pro mitsamt der Technik ein Gerät, welches uns die Auflösungen und Framerates liefert, die uns mit den normalen Versionen schon versprochen wurden, allerdings durch fehlende Optimierung und eine Series S gehemmt werden. Das Problem ist aber struktureller. Denn eine Debatte über Framerates und Auflösungen mag ja auf Digital Foundry stattfinden, doch in der Breite der Gesellschaft findet das Thema wohl wenig Platz. Stattdessen wartet alle Welt nach den großen Titeln einer Generation, den technischen Meilensteinen. Aber daran ändert eine PS5 Pro nichts. Sie ist ein Produkt, welches den richtigen Ansatz zu einem völlig falschen Zeitpunkt verfolgt. Doch wird dieses Hardware-Upgrade ein Flop?

Allein aufgrund der vorhanden Fan-Base wird es sehr wahrscheinlich kein Flop. Denn es finden sich viele PlayStation-Enthusiasten, die eben noch das letzte Quäntchen heraus holen möchten. Der andere Faktor ist der Preis. Alles über 600€ dürfte kaum von großem Erfolg gekrönt sein. Letztlich ist auch der Mehrwert entscheidend und ein großer Faktor wird GTA 6 sein. Sollte der Titel nicht auch mit 60 Frames per Second auf der Pro laufen, wird nicht nur die Häme im Internet groß sein, auch wird die Breite Masse wenig Sinn in dem Gerät sehen, was uns wieder zu dem Punkt bringt: Die PS5 Pro ist kein Gerät für Viele, es ist ein sehr spezifisches Produkt, für absolute Enthusiasten. Doch: Wären die Ressourcen der Entwicklung, angesichts einer strauchelnden Branche und der fehlenden Ausreizung der aktuellen Generation, nicht besser investiert?

Artikelbild: Latif Ghouali / Yanko Design

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