Andersspiel: Bad North

Schöne Grafik, brutale Kämpfe

Das Spiel Bad North gehört zur Kategorie „Einfach zu lernen, schwer zu meistern“, denn entgegen dem aufs Nötigste reduzierte Spielprinzip bietet es Strategieliebhabern einige Nüsse zu knacken.

Im Gegensatz zu anderen Strategiespielen, in denen man vor Faktoren den Wald vor lauter Beziehungsgeflechten nicht mehr sieht, setzt Bad North auf ein simples Szenario. Als über die Meere reisende Kämpfertruppe muss der Spieler Insel um Insel und deren Behausungen gegen einfallende Wikingerhorden verteidigen. Mit Schild, Schwert und Bogen versuchen diese nämlich alles zu brandschatzen und plündern.

Und nach getaner Arbeit gibt es natürlich selbst noch etwas einzustecken, denn jede verteidigte Insel bringt je nach Häuseranzahl und -größe Gold ein. Dieses ist der Grundstein für die Weiterentwicklung unserer Trupps. Anfänglich noch mit nur zwei Anführern und ihren treuen Gefolgsleuten unterwegs, finden sich nach dem Zufallsprinzip auf erfolgreich verteidigten Inseln weitere Truppen, die sich beeindruckt anschließen wollen. Mit bis zu vier Truppen zur gleichen Zeit kann der Spieler in den Kampf ziehen.

Als Klassen stehen Schwertkämpfer, Bogenschützen und Pikeniere zur Verfügung und man tut gut daran, die verschiedenen Truppen so zu spezialisieren, dass eine gute Mischung zustande kommt. Denn ohne Planung kommt man nicht weit und fällt schnell den Plünderern selbst zum Opfer.
Dabei bieten bei jedem Durchgang die prozedural erzeugten Inseln Vor- und Nachteile für alle Klassen und auch Gegner. So müssen einmal von einem Hügel die ankommenden Gegner mit Pfeilen in Schach gehalten werden, während auf der anderen Seite der Insel Nahkämpfer sich auf offenem Feld eine Schlacht auf Leben und Tod liefern.

Und der Tod ist sehr permanent. Die auf einigen Inseln zu findenden Anführer und ihre Kämpfer füllen die Reihen auf, wenn die eigenen Truppen fallen und auf Dauer weg sind. Und mit ihnen auch das Geld und alle Updates, die sie besaßen.
Und wenn der allerletzte Soldat fällt, ist die Reise auch vorbei und man muss ganz von vorne beginnen. Entweder mit vollständig neuen Inseln oder im selben Durchgang, aber Zwischenspeichern ist nicht möglich.<br>Ganz unritterlich ist es auch möglich, vor der totalen Niederlage mit einem der angelegten Boote seine Truppen noch in Sicherheit zu bringen. Und die zu beschützenden Häuser können auch benutzt werden, um ganze Gruppen zu beherbergen und zu heilen. Während dieser Zeit sind jedoch alle Mitglieder im Haus kampfunfähig und kommen erst wieder nach voller Heilung zum Einsatz.

Was Menüs und Fähigkeitenentwicklung an Einfachheit aufweisen, wird im Echtzeitkampf an Komplexität wieder wett gemacht.
In Bad North hat jeder Anführer dieselben Upgrademöglichkeiten. Alle drei Klassen besitzen eine Handvoll an Möglichkeiten sie zu stärken, bspw. durch die Erhöhung der Angriffstärke oder Attacken wie einen Wall von Lanzen zur Abwehr von Gegnern zu bilden. Am Anfang schwächeln die Truppen auch noch sehr vor sich hin, da trifft gern aus einer Salve von Pfeilen der eigenen Bogenschützen kein einziger, während jeder Pfeil der Gegner sitzt. Einzelne Kämpfer können nicht entwickelt werden. Jedes Upgrade gilt immer für alle Mitglieder des jeweiligen Trupps.

Aber das Upgraden ist nur die halbe Miete. In Spielbrettmanier sind die Inseln in Kacheln aufgeteilt, auf die der Spieler durch Klicken seine Armeen hin- und herbewegt, um den gegnerischen Booten zu begegnen. Dabei können keine zwei Gruppen gleichzeitig auf einer Kachel stehen. Bei bis zu vier Truppen und von allen Seiten anlegenden Booten muss man seine Augen überall gleichzeitig haben, was mit voranschreitendem Spielverlauf immer schwieriger wird.
Eine Pause zum Durchatmen und Überlegen des nächsten Zuges lässt einem Bad North auch nicht, denn die Züge der Truppen lassen die Zeit nicht stillstehen, sondern in Zeitlupe ablaufen. So kann man seine Schwertkämpfer gerade einen Wikinger durchbohren sehen, während die Speerkämpfer zu den schon brennenden Häusern beordert werden.

Viele Siege werden im Fotofinish entschieden. Denn obwohl Soldaten nahe Gegnern eigenständig angreifen und ihnen im Notfall auch hinterherlaufen, macht einem manchmal die KI oder die Umgebung einen kleinen Strich durch die Rechnung. Eine Kachel zu weit abgestellte Truppen greifen nicht ein, Gegner schlüpfen durch unentdeckte Tordurchgänge oder Soldaten bleiben an der generierten Umgebung hängen.
Gerade in höheren Leveln ist dieses Spiel nichts für Ungeduldige und bietet definitiv die Gelegenheit auf mehrere Durchgänge.

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Neben einem schön anzusehenden und anspruchsvollen Spiel werden Spieler auch mit niedlich anmutenden Animationen der Figuren, bspw. beim erwartungsvollen Zurückweichen, wenn ein Schiff an Land geht, und Musik sowie Geräuschen belohnt, die das Spielgeschehen noch aufwerten.
Ob das Spiel einen auf Dauer fesseln kann, ist eine individuelle Entscheidung. Sobald man jedoch einmal angefangen hat, lässt es einen nicht so schnell wieder los.

Das Spiel der Entwickler Plausible Concept erschien bereits 2018 auf allen gängigen Konsolen und auf PC und hat seitdem nichts an Charme verloren. Es ist neben deutsch in elf weiteren Sprachen und auf Windows und iOS verfügbar.

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