Andersspiel: Heroes of Hammerwatch

Nur noch eine Runde...

Das Hack and Slay-Abenteuer Hammerwatch macht sich seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2013 so gut, dass seit 2018 der Nachfolger Heroes of Hammerwatch, die Ultimate Edition und mehrere DLCs bis heute fortgeführt werden. Warum lohnt es sich, das Spiel zu spielen?

Aufbau und Spielweise aller Titel der Hammerwatch-Serie sind so simpel wie unterhaltsam: Aus der Vogelperspektive steuern Spieler*innen alleine oder in einer Gruppe ihre pixeligen Helden und Heldinnen durch Dungeons voller Monster und Fallen, in denen Schätze, Rätsel und weitere Geheimnisse verborgen liegen. Und das immer und immer wieder… denn sobald alle Mitglieder der Gruppe gefallen sind, geht die Reise von vorne los. Das Ziel ist es, die Spitze des „Forsaken Tower“ (dt.: „Verlassener Turm“) zu erreichen, indem man sich durch Horden an Monstern schlagen muss.

Doch aller Anfang ist klein. Zu Beginn des Spiels ist die Charakterauswahl noch übersichtlich und man muss zwischen insgesamt drei Klassen auswählen: Paladin, Bogenschütze oder Magier. Im weiteren Verlauf können dann bis zu insgesamt sieben (neun in der Ultimate Edition) weitere Charaktere freigeschaltet werden, was der Kampfdynamik sehr zuträglich ist (versucht euch am Warlock!). Wie nicht anders zu erwarten, können die ausgewählten Helden und Heldinnen auf Level 1 noch wenig, aber Erfahrungspunkte, die in den Dungeons gesammelt werden, lassen diese am Anfang schnell genug hochleveln und stärker werden. Und mit ihnen auch die Dungeon-Mobs.
Aber bevor es in die Dungeons geht, starten Spieler*innen nach der Charakterwahl und -anpassung in ihrer eigenen kleinen Stadt, in der alles vorhanden ist, was man in diesem Spiel so braucht: Händler, ein paar Passant*innen zur Ablenkung und Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten zu verbessern. Sowas wie einen klassischen Skilltree gibt es in Heroes of Hammerwatch nämlich nicht, Verbesserungen und Erweiterungen können mit dem in den Dungeons gefundenen Geld in der Stadt erkauft werden.

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Und so stehen einem erst wenige Fähigkeiten zur Verfügung. Später können dann nicht nur die eigenen Skills verbessert, sondern auch bspw. die Lebensleiste erweitert werden, die neben der Manaleiste das Einzige ist, worauf man während der Gefechte ein Auge haben sollte. Denn wenn sich diese zweimal (im späteren Verlauf des Spiels auch drei- oder viermal, je nach Anzahl der Lebenspotions) geleert hat oder der*die Partner*in den eigenen Charakter wiederbelebt und damit dessen Seelen verknüpft und selber stirbt, kehrt man aus den Tiefen der Dungeons wieder in die Stadt zurück und fängt den Aufstieg erneut an. Mit Erfahrungspunkten und Fähigkeiten, aber ohne die vorher gekauften oder in Dungeons gefundenen Gegenstände und Rüstungen oder Gold- und Erzfunde, die nicht mehr mit einem Lastenaufzug hochgeschickt werden konnten. All das ist weg. Aber mit etwas Glück findet sich vor dem sicheren Tod noch einer der seltenen Wasserfälle, an denen man sich einmal pro Etage heilen und auch Lebenspotions auffüllen kann.

In jedem Durchlauf ist man sowohl von der eigenen Vorbereitung in der Stadt als auch von den Funden auf den verschiedenen Ebenen der Dungeons abhängig. Dabei sollte man auch immer auf eine Portion Glück hoffen, denn jeder Dungeonlauf ist komplett prozedural generiert und der Itemhändler in eurer Stadt ändert die Auswahl seiner drei zu verkaufenden Gegenstände überraschend schnell…
Dieses Zufallselement macht letztendlich auch den Reiz von Heroes of Hammerwatch aus, denn obwohl man die einzelnen Elemente des Turms nach einiger Zeit kennengelernt hat, fühlt sich jeder neue Run immer ein bisschen neu an, und man ist motiviert, sich immer neu erscheinenden Hindernissen zu stellen und Muster der Feinde zu lernen, je weiter man vorankommt.

Und so kämpft man sich durch Horden normaler Mobs wie Larven, Fledermäusen, Skelettkrieger oder Geister, die einzeln keine großen Herausforderungen darstellen, aber einen mit ihrer schieren Masse manchmal einfach so überrennen, dass einem Hören und Sehen vergehen. Zusätzlich gibt es noch spezielle Passagen, die durch Portale betreten werden können, auf deren anderer Seite Wellen an Gegnern warten, die es zu besiegen gilt, während man versucht, die Quelle dieser scheinbar nie enden wollenden Ströme (bspw. ein pulsierender Würfel, der einen abschießt) zu zerstören.
Auch klassische Endbosse, die nach jeder dritten Etage auf einen warten und deren Reihenfolge festgelegt ist, gibt es sowie eine Vielzahl an Fallen und Rätseln, die entweder mehr Gegner, Schaden sowie mehr oder weniger interessante Schätze bereithalten.

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Gefundene Gegenstände gibt es individuell für jede*n Spieler*in, eingesammeltes Gold und Erz werden zu gleichen Teilen auf jedes Mitglied der Gruppe aufgeteilt, wenn nicht ein individueller Goldbonus vorhanden ist. Wie bereits erwähnt, kann Gold zur Aufwertung oder zum Freischalten von Fähigkeiten sowie zum Kauf von Gegenständen oder Rüstung und vielem mehr verwendet werden. Erz wiederum benötigt man, um die eigene Stadt auszubauen, um entweder die Händler spendabler (bspw. Aufwertung von Rüstungen beim Schmied) zu machen oder bis zu zehn Gebäude hinzufügen zu können wie eine Taverne, in der man mit dem eigenen hart erkämpften Geld Mali und Boni für das bevorstehende Abenteuer erspielen kann.
Man darf aber nicht vergessen, Erz und Gold zwischendrin immer wieder per Lastenaufzug (wenn man Glück hat und sich einer auf der Etage befindet) nach unten zu senden, sonst steht man nach dem Tod mit leeren Händen da, was sehr ärgerlich sein kann. Ärgerlich sind auch die horrenden Steuern, die für das Benutzen der Aufzüge gezahlt werden müssen, die prozentual nach Gesamtbetrag wachsen – da muss man sich entscheiden, ob man vorsichtig vorgeht oder unerschütterlichen Glauben in die eigenen Fähigkeiten hat, das nächste Level noch zu überleben.

Zeit, Geduld und Strategie sind die Schlüsselwörter für Heroes of Hammerwatch. Auch wenn es nicht sehr komplex erscheint, sollte man das Spiel und auch seinen Unterhaltungsfaktor nicht unterschätzen. Gerade zusammen mit bis zu drei Freund*innen entfaltet dieser Dungeoncrawler sein Potential, wenn man gemeinsam levelt, der Spitze des Turms immer näherkommt und die eigene Stadt immer weiter ausbaut. An die Steuerung müssen sich manche vielleicht erst etwas gewöhnen, da mit beiden Händen gleichzeitig koordiniert anvisiert und gekämpft werden muss.
Sogar der Schwierigkeitsgrad der Dungeons kann durch verschiedene Optionen angepasst werden. Ganz nach dem Glücksprinzip stellt der Wunschbrunnen im Zentrum der Stadt viele Möglichkeiten zur Verfügung, die Ereignisse in den Dungeons zu beeinflussen – sowohl positiv als auch negativ. So lassen sich bspw. Lootchanchen oder die Bewegungsgeschwindigkeit erhöhen, man kann aber auch einstellen, dass keine Erze mehr gefunden werden oder alle Fallen doppelten Schaden machen, um nur einige zu nennen. Damit ist Heroes of Hammerwatch gleichzeitig sowohl für Neulinge als auch für erfahrene Spieler*innen interessant.

Das Spiel des schwedischen Entwicklerstudios Crackshell hält noch einige weitere kleine Überraschungen und mehrere DLCs (Pyramid of Prophecy, Witch Hunter and Moon Temple, wobei letzteres auf Steam als einziges als „Größenteils negativ“ bewertet wurde) für euch bereit. Und auch wenn Heroes of Hammerwatch nicht das ausgefeilteste oder hübscheste (und mit nur einem Musiktrack auditiv etwas eintönige) Spiel ist, schafft es der Titel trotzdem einen immer wieder aufs Neue zu motivieren und man sich denkt: „Ok, nur noch eine Runde…“.

Das Spiel ist auf Steam und GOG für PC und allen gängigen Konsolen (Playstation 4, Xbox One und Nintendo Switch) sowohl auf Englisch als auch auf Chinesisch erhältlich.

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