Das bis dato erfolgreichste deutsche Kickstarter-Projekt und mit dem Deutschen Entwicklerpreis 2020 ausgezeichnete Spiel Iron Harvest richtet sich an alle Fans von Echtzeitstrategiespielen und der Romantik des Krieges.
Unverkennbar setzt Iron Harvest an realen historischen Begebenheiten an, aus dem das Spiel eine alternative Vergangenheit konstruiert. Beginnend in den 1920er Jahren, zwei Jahre nach dem „Großen Krieg“, gehen die Gefechte zwischen den Nationen „Polania“, „Rusviet“ und „Saxony“ weiter. Und das nicht nur mit altmodischen Handfeuerwaffen oder Granaten – in dieser fiktiven Fortsetzung des Ersten Weltkrieges werden die Menschen auch durch riesige Roboterapparaturen, den sogenannten „Mechs“, im Kampf unterstützt.
Alle weiteren Elemente des Spiels folgen der klassischen, aber nicht überladenen, Manier von Strategiespielen. Spieler*innen steuern ihre Einheiten über festgelegte Maps gegen menschliche Gegner*innen oder den Computer, müssen Basen bauen, Rohstoffe heranschaffen und natürlich im Kampf Mensch gegen Maschine siegreich hervorgehen. Dafür gibt es drei verschiedene Spielmodi:
Am Meisten sticht dabei der Kampagnenmodus heraus. In einer festgelegten Reihenfolge spielt man sich durch die Geschichten ausgewählter Charaktere aller drei Fraktionen, die es in sich haben: Anna Kos für die Polanier, Olga Romanov für die Rusviets und den Saxonier Gunter von Duisburg. Aufeinander aufbauend und mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad zeigen die Geschichten, dass die Erlebnisse dieser drei Figuren nicht unabhängig voneinander ablaufen.
Im Missionsmodus müssen Spieler*innen vorgefertigte Ziele erfüllen, um Erfahrungspunkte zu sammeln und weitere Missionen freizuschalten. Dazu gehören bspw. im Herausforderungsmodus entweder gegnerischer Computereinheiten auszulöschen oder im Gefechtsmodus auf Maps mit bis zu sechs Mitspieler*innen wertvolle Quellen für Ressourcen einzunehmen.
Außerdem steht noch ein Mehrspieler*innenmodus zur Verfügung, in dem man online mit und gegen andere Spieler*innen in den Kampf ziehen kann.
Jede der drei Nationen bringt Vor- und Nachteile mit sich. Während die Polanier bspw. ein eher ärmliches Volk sind und daher auch nicht über fortgeschrittene Mech-Einheiten verfügen, ist die Auswahl dazu in den Fraktionen der Rusviets und Saxonier schon um einiges umfangreicher. Dies wirkt sich natürlich auf Spielverlauf und Strategien aus. Gerade in höheren Schwierigkeitsgraden müssen bestimmte Missionen wiederholt gespielt werden, um erfolgreich zu sein. Diese sind vor allem etwas für hartgesottene Strategiespielprofis, die sich daran erfreuen, immer wieder neue Taktiken bis zum Sieg zu ertüfteln.
Durch den „Fog of War“ bspw. sieht man zu jedem gegebenen Zeitpunkt nur einen kleinen Ausschnitt der Gesamtmap und so kommt es schon mal vor, dass die eigenen Infanterieeinheiten von einem plötzlich um die Ecke auftauchenden Mech niedergemäht werden.
Leider steht einem im Getummel auch gerne einmal die KI selber im Weg, vor allem wenn es um das Pathing geht. So blockieren sich eigene Einheiten, wenn sie zu nah aneinander stehen, in ihren Routen oder Mechs rennen leider das falsche Gebäude ein und zerstören einen möglichen strategischen Gefechtspunkt.
Bestimmte Gebäude können nämlich als Schutz für Feuergefechte dienen oder auch, wie viele andere nicht-essentielle Umgebungsbestandteile, zerstört werden, um sie entweder als zusätzliche Deckung zu nutzen oder den Gegnern möglichen Schutz zu verwehren.
Zusätzlich zum trotzdem soliden Gameplay ist das Spiel auch noch schön anzusehen. Die grafische Gestaltung stammt aus der Feder des polnischen Künstlers Jakub Rozalski und wird untermalt von teilweise epischer, klassischer Musik, die zusammen ein atmosphärisches Gesamtbild ergeben. Einzig die Charaktermodelle in den Cutscenes wirken etwas altbacken, was aber den Gesamteindruck nicht nahhaltig mindert. Dafür sind gerade die Modelle der Mechs detailliert in Szene gesetzt.
Das Spiel des deutschen Entwicklerstudios King Art Games macht einen soliden Job, auch wenn hier und da noch einige Fehler den Spielspaß etwas einschränken. Updatenachrichten lassen aber darauf hoffen, dass die Entwickler*innen das Feedback der Community ernst nehmen und aktiv an Verbesserungen arbeiten. Iron Harvest ist bis dato nur für den PC auf Steam, GOG oder Epic erhältlich, Ports auf Konsolen für Playstation 4 und Xbox One sind laut eigener Angaben aber geplant. Wann diese kommen sollen, ist bisher jedoch noch nicht bekannt.