Mein Abschied von Life Is Feudal: MMO

Es war schön...

Am 18.01.2021 ist es soweit: Die Server von Life Is Feudal: MMO werden abgestellt, jedoch nicht ganz freiwillig…

Bereits am 20.12.2020 veröffentlichte Bitbox Games auf Ihrer Webseite eine Erklärung, in der sie ankündigten, dass die Server für das MMO ihrer Life Is Feudal-Reihe zum 18.01.2021 abgeschaltet werden würden.
Der Grund dafür seien vor allem vertragliche und legale Unstimmigkeiten mit Publisher und Marketingfirma Xsolla gewesen, die letzten Endes nicht mehr beizulegen gewesen seien. An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, einem meiner Lieblingsspiele Auf Wiedersehen zu sagen.

Nicht viele Spiele haben so nachhaltig einen Platz in meinem Herzen gefunden, gerade als MMO-Fan. Seit Ende 2017 war LiF: MMO auf Steam als Open Beta erhältlich und befand sich seit Anfang 2018 durchgehend in der Early Access-Phase. Von Anfang an war ich also dabei, wie ihr in unserer Preview von damals nachlesen könnt.
Angekommen in damals noch Skjutland bin ich mit einer großen Gruppe, einer Community, die mit ihrem Streamer dieses Spiel erleben wollte. Mit bis zu 300 Leuten waren wir zu dem Zeitpunkt die größte Gruppe auf dem Server und dementsprechend groß waren die Pläne und der Organisationsaufwand. Noch nie habe ich soviel Planung und Kontakt durch externe Programme wie Discord und Google Docs erlebt wie hier, sei es innerhalb der eigenen Gruppe oder in den entstandenen Strukturen rund um Gilden und Bündnissen.
Und so habe auch ich mich auf den Weg gemacht, um die Welt von Life Is Feudal zu erkunden. Die Reise war lang und beschwerlich, wie ihr in meinem Tagebucheintrag nachlesen könnt, jedoch habe ich darüber hinaus so viel Zeit in dem Spiel verbracht, dass es auch noch zwei Jahre später stundentechnisch mein meistgespieltes Spiel auf Steam ist.

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Doch nach und nach, wie es häufig in Spielen dieser Art so ist, verließen Spieler die Gilde, nachdem sich auch der Streamer neuen Projekten gewidmet hatte. Und zugegebenermaßen ist diese Art von Spielen auch nicht jedermanns Sache. Zeittechnisch war es anspruchsvoller als so manch anderes Spiel des Genres, was neben Privat- und Arbeitsleben nicht immer einfach war. Und obwohl zum Ende hin auch bei mir die Zeit knapp wurde und ich dem Spiel den Rücken kehrte, war es das einzige Spiel, bei dem ich mir sicher blieb, ihm irgendwann wieder die nötige Zeit zu schenken.
Daher auch meine Überraschung und Enttäuschung, dass sich diese Chance höchstvermutlich nicht mehr ergeben wird. Auf eine Anfrage, ob die Möglichkeit unter Umständen wieder bestehen könnte, gab es leider keine Antwort der Entwickler.

Gerade die Anfänge waren vielversprechend: das Land war groß und abwechslungsreich mit Wüsten im Süden, schneebedeckten Bergspitzen im Norden, viel Wasser und Wald in der Mitte. Das Fähigkeitensystem war übersichtlich, wenn auch komplex und vor allem auf Grinden ausgelegt, und auch die Modelle bspw. für Häuser, Wege oder dekorative Elemente waren grafisch schön gestaltet und ans Mittelalter angelehnt. Durch Terraforming konnte die Umgebung (fast) nach Belieben verändert und von kleinen, ebenerdigen Farmen bis zu riesigen von Wällen umgebenen Burganlagen alles erbaut werden.
Letztere, oder zumindest ein Minimum an Verteidigungsanlagen, waren auch notwendig, um marodierenden Spielern oder feindlichen Clans zu trotzen und eigene Ressourcen schützen zu können. Das integrierte Vasallensystem erlaubte eine einfache Identifizierung von Freund oder Feind, wobei diese mit Twinks von pfiffigen Spielern natürlich gern mal umgangen wurde. Auch das machte den Reiz aus.
Und ob man lieber kämpfen oder pazifistisch einfach nur Ressourcen sammeln und arbeiten wollte, war durch eine Anzahl an Berufen jedem freigestellt.
Der eigene Claim, ein Flächenareal, auf dem eigene Bauten nicht durch Zeit oder andere Spieler zerstört werden konnten, machte Kämpfen auch nicht zu einer Notwendigkeit.

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Die grundlegende Idee, die nicht neu aber schön umgesetzt war, und vor allem auch die Grafik machte den Charme des Spiels für mich aus.
Die Zerstörung von Bauten war nicht auf die individuellen Strukturen angepasst, sondern mit einem Moument konnte man ein festgelegtes Areal abstecken, das alle darauf gebauten Konstruktionen vor Zerstörung und auch Dieben beschützte. Leider führten diese Grundlagen auch zu einigen Problemen. Die in verschiedenen Größen vorhandenen Monumente musste man regelmässig füttern, meist mit Gold, ansonsten verschwanden sie. Je größer die Fläche desto teurer das Monument. Gold zu erwirtschaften und regelmäßiges Monument füttern, stellte einen großen Zeitaufwand dar, gerade wenn die eigene Gruppe nicht allzu viele Mitspieler umfasste.
Und darin lag bereits die zweite Krux: LiF: MMO lebte, gerade aufgrund der schieren Größe der Map, die später auf verschiedene Server für PvE, PvP und PvE/PvP erweitert wurde, von der Anzahl aller Spieler und der Interaktion. Einer Interaktion, die mit einer durchschnittlichen Spieleranzahl von knapp 730 im Jahr 2020, eine zwar ordentliche aber nicht ausreichende Zahl, nicht erreicht werden konnte. Im Dezember 2020 spielten durchschnittlich nur noch 330 Spieler.
Da es weder Quests noch NPCs gab, konzentrierte sich die Beschäftigung auf den Ausbau des eigenen Claims, Erforschen der Welt, plündern und kämpfen. Wenn es einen jedoch stundenlang durch leere Regionen und an verlassenen Bauten vorbei, die übrigens anfingen, bei Verfall zu brennen (ja…), führt, kam leider schon das eine oder andere mal das Gefühl der Trostlosigkeit auf.

Gearbeitet und gehofft wurde, dass Updates wieder mehr Leben auf die Server bringen würde, was bspw. durch die Lokalisierung in Türkisch (kurzfristig befanden sich deshalb mehr als 1000 Spieler auf den Servern) oder den Wipes der Server vorangetrieben werden sollte. Doch häufig kamen Vorwürfe aus der Community, Vorschläge nicht ernst zu nehmen oder versprochene Inhalte nicht einzuführen und stattdessen mehr Wert auf kosmetische Echtgeldkäufe zu legen.
Ob diese Anschuldigungen gerechtfertigt sind, sei an dieser Stelle dahingestellt, doch hinzu kamen auch offensichtliche Probleme auf technischer Ebene wie Performance- oder Servereinbrüche, die gerade im PvP eine große Auswirkung hatten. Selbst in den separaten Instanzen, in denen 100v100-Schlachten möglich waren, beeinflussten diese den Spielspaß nachhaltig.

Die Hoffnung bleibt, dass LiF: MMO wieder zurückkehren wird, jedoch freuen sich vermutlich momentan gerade die Spieler der beiden anderen Titel aus der Reihe Life Is Feudal: Your Own und Life Is Feudal: Forest Village, die seit Beginn des MMO auf Updates verzichten mussten.

One more time, a celebration…

Wer übrigens an der letzten großen Schlacht zum Ingame-Abschied am Samstag, den 16.01.2021 um 19 Uhr teilnehmen möchte, kann dem Discord-Server beitreten und ein letztes Mal mit anderen zusammen die Welt von Life Is Feudal: MMO genießen.

Autor*in

1 Kommentar

  1. Ich denke, es lag nicht nur an irgendwelchen „nicht beizulegenden Streitigkeiten“. Wenn ich so auf Forest Villages blicke erkenne ich da noch ganz andere Gründe.
    Die Firma ist eine Schande für die Gamerszene!

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