Test: The Inner World

Wir haben Robert, Laura und Hack auf ihrem Abenteuer zur Rettung Asposiens begleitet und verraten euch unseren Eindruck des neuen Point & Click-Adventures.

In “The Inner World” schlüpft ihr in die Rolle von Robert, einem freundlichen sowie urkomischen Asposier, der in einem sonderbaren Land lebt, das sich entgegen aller Gesetze der Physik in einem gigantischen Hohlraum befindet und allein durch drei große Windbrunnen beatmet wird. Als Hofmusiker lebt der kleine Robert ein beschauliches Leben im Schatten seines Chefs und Vorbilds Conroy. Dies ändert sich jedoch, als ein Windbrunnen nach dem anderen aufhört Asposien zu versorgen. Urplötzlich steht ausgerechnet Robert im Mittelpunkt der Geschehnisse. Zusammen mit der mysteriösen Diebin Laura sowie dem kleinen Hack macht er sich auf, das Geheimnis um das Verschwinden des Windes zu lüften.

Vorab könnt ihr euch die ersten Minuten des Spiels in unserem Video ansehen, um einen kurzen visuellen Eindruck des Spiels zu bekommen:

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Grafik

Während ihr in vielen Spielen auf flackernde Schatten, mangelnde Kantenglättungen oder gar matschigen Texturen stoßt, bleibt The Inner World von diesen Problemen verschont. Da sämtliche Hintergründe sowie Figuren liebevoll per Hand gezeichnet wurden und ihren Weg in Form von fertigen Bild-Dateien ins Spiel finden. Das trifft im übrigen auch auf die Animationen zu. Schaut ihr euch interessehalber den Ordnerinhalt der Spiel-Installation an, fallen die einzelnen Sprite-Dateien auf, mit denen die Figuren animiert werden. Auch alle einzelnen Hintergrund-Elemente, die später zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden, können hier ausgemacht werden. Sicherlich für den ein oder anderen nicht uninteressant. Der leicht schräge und sympathische Grafikstil, den ich am besten mit einer Mischung aus Machinarium und Edna beschreiben kann, konnte seinen Charme bei mir von Anfang an entfalten.
The Inner World - Alle Figuren haben eine eigene Persönlichkeit

Die Hintergründe der verschiedenen Locations wirken absolut stimmig sowie Abwechslungsreich und verleihen jeder Szene einen individuellen Touch. Sehr oft findet man Tiere oder andere Objekte in den Hintergründen vor, die sich in erster Linie bewegen oder blinken, was der Atmosphäre so etwas Leben verleiht. Alle Objekte, die sich in das Inventar aufnehmen lassen, bilden zusammen mit dem Hintergrund stets eine Einheit und wirken nie künstlich eingebracht. Bei den Figuren gibt sich das Team von Fizbin keine Blöße und man hat es geschafft, jeder Figur eine eigene Persönlichkeit zu geben, was dem Spiel so zu einer gewissen Harmonie verhilft. So kommt eure Hauptfigur Robert, im Gegensatz zur temperamentvollen sowie schlagfertigen Laura, fast schon schwach und etwas trottelig daher. Dies mag bei vielen vielleicht nicht unbedingt auf Zuspruch stoßen, jedoch ist Robert nun mal so! Die Zwischensequenzen, welche in Form von kleinen Filmchen abgespielt werden, fügen sich gut in das Spiel ein und bleiben dem Grafikstil des Spiels treu.

Gameplay

Wie es sich für ein gutes Point & Click-Adventure gehört, steuert ihr die beiden Charaktere Robert sowie Laura per Maus durch ganz Asposien und nutzt für Aktionen in diesem Fall ausschließlich die linke Maustaste. Die Animationen sehen für ein Sprite-Set insgesamt sehr gut und flüssig aus, wenngleich die Pfade genauer sein könnten, da euer Charakter ab und zu einfach über einige Objekte läuft. Auch gab es bereits in der ersten Szene einen kleinen Bug, bei dem Robert am linken Bildschirmrand fest hing, sich jedoch ein Objekt ganz rechts aufheben ließ. Haltet ihr die Maustaste auf Objekten oder anderen Figuren gedrückt, erscheint ein Auswahlmenü, in dem ihr zwischen den beiden möglichen Optionen “ansehen” und “interagieren” wählen könnt. Letzteres führt bei anderen Personen zu einer Konversation und auf Objekten meist zu einer Mitnahme dessen. Die zahlreichen Dialoge zwischen euch und den Figuren empfinde ich größtenteils wirklich witzig und vom Schreibstil her durchaus passend, auch wenn diese zum Teil recht lang ausfallen. Übersetzungsfehler gibt es dabei kaum und mir sind nur wenige Passagen aufgefallen, in denen sich Wörter von der Sprachausgabe unterscheiden. Einige der gesammelten Gegenstände müssen zunächst miteinander kombiniert werden, bevor man diese für den gedachten Zweck nutzen kann. So wird beispielsweise aus einer abgebrochenen Krücke, einem betrunkenen Wurm sowie einem Flaschenkorken schnell eine Schleuder samt Munition.

The Inner World - Schöne Rätsel, wenn auch nicht immer logisch.

Klingt im ersten Moment eigentlich ganz logisch, doch auch ich habe mir an der ein oder anderen Stelle die Zähne ausgebissen, da in The Inner World nicht immer alles logisch ist. Oder kennt ihr einen Motor, der mit einem Gemisch aus Schlamm und Sand läuft, aber bei Honig streikt? Ich persönlich sehe das aber unkritisch, denn zum einen kommen diese Ungereimtheiten nicht so oft vor und zum anderen passen genau diese irgendwie gut zu dieser netten schrägen Art des Spiels. Was ich mir jedoch gewünscht hätte, wäre in diesem Fall eine situationsbedingte Sprachausgabe, so dass man durch Sätze wie “So, wird das nicht ganz klappen.” oder “Fast, aber das Teil passt so nicht.” zumindest weiß, ob man überhaupt auf dem richtigen Lösungsweg ist. Falls ihr dennoch einmal nicht mehr weiterkommt, könnt ihr zumindest auf das wirklich sehr gut gelöste Hilfesystem zurückgreifen, was euch die offenen Aufgaben zunächst in einzelnen Punkten aufzeigt. Klickt ihr auf eine Aufgabe, die ihr als nächstes lösen möchtet, erhaltet ihr einen kleinen Hinweis. Weitere Klicks decken nach und nach weitere Hinweise auf, bis euch am Ende so gut wie eine vollständige Lösung für die jeweilige Aufgabe präsentiert wird. Was mich persönlich doch geschockt hat, war die sehr kurze Spielzeit von 5 Stunden. Dies wäre für ein Kapitel vielleicht in Ordnung, ist aber für ein ganzes Spiel doch zu wenig.

Sound

Eine wirkliche Überraschung ist die überaus gut gelungene Sprachausgabe, denn die Sprecher sind größtenteils wirklich passend selektiert worden und die Aufnahmequalität weiß zu überzeugen. Selbst bei der Lippensynchronisation gibt es höchstens in den Zwischensequenzen etwas zu bemängeln. Die Sound-Auswahl fällt zwar nicht sonderlich spektakulär aus, unterstreicht aber den Charakter des eigentlichen Spiels, wobei mir persönlich nicht alle Samples gefallen und auf Dauer beim Rätseln nerven (Beispiel: Taube pickt auf dem toten Fisch herum). Die Musikalische Untermalung in Form von entspannenden Gedudel weiß mir zu gefallen und eine andere Musik hätte ich mir für diesen Titel auch gar nicht vorstellen können.

Fazit

Mit “The Inner World” ist dem Studio Fizbin ein wirklicher Überraschungshit gelungen. Durch die niedliche Art des Spiels, der liebevollen Zeichnung und der guten Sprachausgabe mit witzigen Dialogen, finden nicht nur Kinder Spaß an dem Abenteuer, wenngleich dieses auch ruhig etwas länger ausfallen könnte. Der Titel leistet sich Vergleichsweise nur wenige Schwächen und wenn man bedenkt, dass The Inner World ursprünglich ein Seminar-Projekt deutscher Studenten am Institut für Animation der Filmakademie Baden-Württemberg war und dies quasi das “Erstlingswerk” darstellt, bin ich schwer beeindruckt. Unter Berücksichtigung aller Punkte bekommt der Titel verdient unseren Gold-Award.

Entwickler: Studio Fizbin
Publisher: Headup Games
Offizielle Homepage:
http://www.theinnerworld.de

Autor*in

Martin Neumann
Martin Neumann
Stellvertretender Chefredakteur

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