Spiders Studio, welche zuletzt Mars War Logs entwickelten haben sich an ein Fantasy-Rollenspiel gewagt. Ob Bound by Flame die Wartezeit auf beispielsweise ein The Witcher 3 verkürzen kann oder sogar ein echter Geheimtipp ist, das verraten wir euch im Test.
Angelangt im Startbildschirm gestalten wir zunächst unseren Charakter. Der Editor fällt dabei nicht sonderlich komplex aus, sondern beschränkt sich auf Geschlecht, Haare und Gesicht. Weiterhin dürfen wir unseren Namen ändern, der zunächst „Vulcan“ lautet. Hier haben wir aber auch schon den ersten kleinen Kritikpunkt, denn egal ob wir unseren Protagonisten „Hercules“ oder „Ursula“ nennen, im Spiel wird er immer nur mit erwähntem „Vulcan“ angesprochen. Auf den ersten Blick fällt der Look positiv ins Auge, zumindest auf der PlayStation 4 sieht die Spielumgebung ganz nett aus. Kommt es dann aber zu der sowohl englischen als auch deutschen Sprachausgabe erkennt man deutliche Mängel der Lippensynchronität. Leider muss man auch sagen, dass die deutschen Stimmen nicht gut sind, mit den englischen Sprechern trifft man die wesentlich bessere Entscheidung. Die Geschichte folgt unserem besagten Vulcan, welcher ein Fallenexperte der Freien Klingen ist. Die Welt wird von einer dunklen Macht bedroht und wir sollen natürlich alle vor dem bevorstehenden Unheil schützen. Doch das ist nicht ganz so einfach, denn in uns haust ein Dämon, womit wir beim eigentlich interessanten Part des Spiels wären, wäre dieser denn voll ausgeschöpft worden. Bound by Flame bedient sich bei vielen verschiedenen Titeln und was daraus entstanden ist, ist ein buntes Komplettpaket ohne viele eigene Ideen.
Eure Handlungen im Spielverlauf haben einen Einfluss auf alles Weitere. So unterstützen euch verschiedene Begleiter auf euren Missionen wie beispielsweise eine Hexe, ein Ritter oder ein Bogenschütze. Diese bringen natürlich auch verschiedene Vorteile in Kämpfen mit sich und so sollte man klug wählen, wen man an seiner Seite haben möchte. Das Kampfsystem gliedert sich mehr oder weniger in Hit & Run und Kombos auf. Alle Gegner im Spiel machen ordentlichen Schaden, reinlaufen und wie blöde die Tasten drücken hilft euch meistens nicht weiter. Ihr müsst eure Ausweich- und Pariermanöver geschickt einsetzen. Auch Schilde müsst ihr zuerst durchbrechen um vollen Schaden austeilen zu können. Die verschiedenen Gegnertypen verlangen Einiges von euch ab und so müsst ihr eure Fähigkeiten stets mit Bedacht einsetzen. Schleicht ihr euch beispielsweise mit Dolchen an einen Feind, könnt ihr ihm erhöhten Schaden zufügen und erhaltet einen leichteren Einstieg in den Kampf. Schwingt ihr lieber mit der Axt umher, so ist Timing erforderlich. Die Begleiter stellen sich manchmal als hilfreich heraus, sobald sie die Aufmerksamkeit der Widersacher auf sich haben. Dann könnt ihr in Ruhe eure Attacken auf diese einprasseln lassen, aber wartet nicht zu lange sonst steht ihr plötzlich allein da. Die Variation reicht übrigens von Spinnen über Skeletten bis hin zu riesigen Bossgegnern, die sich untereinander auch nochmal unterscheiden. So gibt es beispielsweise Bogenschützen mit Eispfeilen oder Krieger mit verfluchten Klingen, die euch einen Nachteil im Kampf verschaffen. Nach den Gefechten steigt ihr eventuell eine Stufe durch die erhaltenen Erfahrungspunkte auf und könnt neue Fähigkeiten erlernen. Außerdem habt ihr noch die Möglichkeit Punkte in Attribute wie mehr Leben, mehr Mana oder erhöhte Chance auf Items verteilen.
Wie es sich für ein klassisches Rollenspiel gehört, spielt auch in Bound by Flame die Suche nach immer besserer Ausrüstung eine Rolle. Stets könnt ihr eure Waffen noch verbessern mit zuvor gesammelten Rohstoffen und erschafft euch so für jede Situation die optimale Lösung. Alte Sachen könnt ihr recyclen und mit den erworbenen Materialien wieder Neues konstruieren. Dies hält euch in den rund 20 Stunden zwar beschäftigt, letztendlich erwartet man für ein Rollenspiel allerdings schon etwas mehr. Weiterhin schade ist, dass man oft zu gleichen Arealen in der Spielwelt geschickt wird und alles doppelt bzw. dreifach abläuft. Zwar wechseln die Areale und bieten unterschiedliche Settings, aber neben auffindbaren Schätzen gibt es dort kaum etwas zu erkunden. Das Dämon-Feature, welches sich auch im späteren Verlauf äußerlich wiederspiegelt ist ganz nett, aber im Spiel nur ein kleiner Teil vom Ganzen. Auch der Aufbau von Beziehungen zu seinen Mitstreitern hängt der Konkurrenz hinterher. So bleibt leider kaum etwas, was Bound by Flame richtig gut macht. Das heißt jedoch auch, dass es neben der verkorksten deutschen Sprachausgabe nicht viel schlecht macht. Die Entwickler haben sich bewährte Spielmechaniken zusammengefischt und daraus ihr eigenes Projekt gebastelt. Mit etwas mehr Feinschliff hätte das vorhandene Potenzial jedoch besser genutzt werden können und zu einem gelungeneren Titel geführt.