„Wenn ihr genau hinhört, hört ihr es kommen!“ Mit diesen Worten läutete Reggie Fils-Aimé auf der E3 2010 das Comeback einer totgeglaubten Platformer-Reihe ein. Donkey Kong Country Returns schlug auf der Wii ein wie eine Bombe und verkaufte sich über sechs Millionen Mal. Donkey Kong war zurück. Nach einem 3DS-Port und einem hervorragenden Nachfolger für die Wii U erscheint nun fast 15 Jahre später ein HD-Port von Donkey Kong Country Returns für die Nintendo Switch. Warum dieser Port nicht überzeugt und wir vorerst vom Kauf abraten, erfahrt ihr hier.
Sie sind zurück! Nochmal?
Die Story ist, wie in einem 2D-Platformer typisch, eher Mittel zum Zweck: Mysteriöse Musikinstrumente hypnotisieren die Tiere im ganzen Dschungel. Das eigentliche Verbrechen: Sie klauen Donkey und Diddy Kongs Bananen. Das kann das Primaten-Duo natürlich nicht auf sich sitzen lassen und nimmt die Verfolgung auf.
Das Abenteuer in Donkey Kong Country Returns führt Spieler:innen durch acht Welten, die teils abwechslungsreich, teils weniger originell gestaltet sind. Zu Beginn schwingt man sich in bester Affenmanier von Liane zu Liane und durchquert den heimischen Dschungel. Später stellt man sich am Strand Piraten entgegen, bevor man sich am Ende durch die mechanischen Herausforderungen einer Fabrik kämpft.
Das Platforming steht hier selbstverständlich im Mittelpunkt und DKCR wurde bereits damals von Spieler:innen und der Presse für seine anspruchsvollen und mit der Lernkurve stetig steigenden Herausforderungen gelobt. Dem stimme ich grundsätzlich zu. Es ist damals wie heute erfrischend, einen 2D-Plattformer zu spielen, der Veteran:innen wie auch neuen Spieler:innen einiges abverlangt, dabei jedoch nur manchmal wirklich unfair wird.
Affenmäßig starkes Gehüpfe
Donkey Kong Country Returns hat schon 2010 bewiesen, dass Retro Studios Platformer-Konkurrenten wie Mario das Wasser reichen können. Jedoch sind sie in ihrer Kreativität erst mit dem Nachfolger Tropical Freeze auf der Wii U richtig aufgetaut. Denn ein wesentlicher Kritikpunkt an Returns bleibt bestehen: Obwohl die Welten thematisch oft variieren, ähneln sich viele Level im Aufbau stark. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung fiel das zwar auf, wurde aber nicht allzu negativ aufgenommen. Im direkten Vergleich zum Nachfolger, bei dem jedes Level einzigartig gestaltet ist, wirkt Returns jedoch deutlich schwächer und zeigt, dass es sich hier um den ersten Versuch seitens Retro handelt.
Auch die Tikis, die Gegnertypen des Spiels, sind wenig abwechslungsreich. Selbst in Welt 8 begegnet man oft denselben Gegnern wie in Welt 1. Die Bosse könnten dieses Manko ausgleichen, doch obwohl ihr Design gelungen ist, wirken sie spielerisch oft unausgereift und wenig durchdacht. Und auch wenn die Lernkurve dazu beiträgt, dass das Spiel selten unfair wirkt, gibt es dennoch Momente, in denen man einen Checkpoint schmerzlich vermisst.
Mich laust der Affe
So viel zum Original. Doch wie schlägt sich der Switch-Port, für den Nintendo immerhin stolze 60 Euro verlangt? Nintendo-typisch wurde vorab nicht verraten, wer den Port entwickelt hat. Es stellt sich heraus, dass die HD-Version von Forever Entertainment stammt – einem Studio, das sich mit zum Beispiel mit Remakes von Panzer Dragoon und The House of the Dead eher einen zweifelhaften Ruf erarbeitet hat.
Der Switch-Port ist technisch gesehen mehr als ein einfacher Port, da das Originalspiel komplett in der Unity Engine neu aufgebaut wurde. Zusätzlich enthält Donkey Kong Country Returns HD die Features des 3DS-Ports von Monster Games. Dazu gehören ein „moderner Modus“ mit mehr Herzen und zusätzlichen Items im Shop, die das Spiel zugänglicher machen, sowie eine Extra-Welt. Darüber hinaus gibt es jedoch keine weiteren Neuerungen – und insgesamt wirkt der Port eher wie ein Downgrade.
Technische Probleme
Die Switch-Version läuft zwar in nativer Full-HD-Auflösung, erreicht jedoch nicht immer stabile 60 FPS. Spürbare Framedrops trüben die ansonsten dynamische Dschungel-Action merklich. Auch die Ladezeiten sind überraschend lang – vor allem, wenn man bedenkt, dass das Spiel nun vom Flash-Speicher statt von einer Disc geladen wird. Zusätzlich ist die Dateigröße des Ports auf 8 GB angewachsen und hat sich damit mehr als verdoppelt. Ebenfalls irre: Das Originalteam von Retro Studios wurde aus den Credits entfernt.
Ein guter Freund und ich hatten außerdem den Eindruck, dass die Hitboxen im Vergleich zum Original nicht mehr korrekt sind. Man wird teilweise schon getroffen, obwohl man noch deutlich Abstand zum Gegner hat, was besonders in den präzisionslastigen K-Tempeln schnell frustrierend wird. Auch die Physik wirkt gelegentlich fehlerhaft. Wie Digital Foundry festgestellt hat, weichen einige Animationen außerdem vom Original ab und die Farbpalette wurde verändert – leider meist zum Negativen. In vielen Szenarien verliert das Spiel dadurch an visuellem Glanz. Eine Sache, die man bei einem HD-Remaster nicht gerne hört.
Schade!
Abschließend lässt sich sagen, dass Donkey Kong Country Returns HD zwar eine Möglichkeit bietet, diesen Platforming-Klassiker nachzuholen, ich den Port jedoch aufgrund seiner vielen Mängel nicht zum Listenpreis von 60 Euro empfehlen kann. Wer das Spiel tatsächlich noch nie gespielt hat, sollte lieber zur kostengünstigen Wii-Version greifen. Wer nur eine Switch besitzt, dem empfehle ich stattdessen den aktuell günstigeren und nicht nur technisch deutlich verbesserten Nachfolger Donkey Kong Country Tropical Freeze. Dieses Spiel bietet in allen Bereichen ein klares Upgrade und ist die beste Gelegenheit, den besten 2D-Platformer überhaupt zu spielen. Wer dennoch auf Returns besteht, sollte besser auf einen Sale warten oder muss in die saure Banane beißen.
Artikelbilder: ©Nintendo/Retro Studios