Wenn es im Wohnzimmer wieder heiß hergeht und das „springen“, „schlagen“, „schießen“ und „schreien“ bei stalkenden Nachbarn ein grübeln hinterlässt, könnte das neue „Kinect Sports Rivals“ mitunter ein Grund dafür sein. Ich habe mich in das sportliche Abenteuer gewagt und präsentiere euch meinen Gesamteindruck.
Nachdem ich Rare’s sportlichen Kinect-Exkurs bereits auf der letztjährigen gamescom anspielen durfte und auch dort das einscannen des Charakters am eigenen Beispiel erleben konnte, war ich sehr heiß auf diesen Titel. Das erste Erlebnis hatte sich förmlich in mein Gehirn gebrannt und so bemerkte ich bereits in der Kinect Sports Rivals PreSeason einen deutlichen Sprung nach vorne. Jetzt liegt es endlich vor mir, das fertige Produkt und ich möchte euch meinen Eindruck nach vierwöchiger Spielzeit nicht vorenthalten. 🙂
Champformers: Mittels Kinect zur Sportskanone
Sobald man Kinect Sports Rivals (kurz: KSR) zum ersten Mal gestartet hat, gilt es einen eigenen und wirklich persönlichen Champion zu erstellen. Ein Champion bedeutet in diesem Fall den eigenen Charakter, mit dem man bei den verschiedenen Sportarten an den Start geht und genau hier hat sich Rare viel Mühe gegeben! In vielen Spielen ist es Gang und gebe, das man sich durch ein Menü-Jungle mit vielen Unterpunkten kämpft, um seinen Protagonisten weitestgehend wie einen selbst aussehen zu lassen. Dies mag vielen kreativen Tüftlern auch gelingen, sofern es das Spiel erlaubt, aber die Gestaltung seiner Figur nach eigenem Ebenbild ist in KSR mit Sicherheit für jeden ein Klacks – Das Zauberwort heißt hier schlicht und einfach: Kinect!
Unter einer wirklich guten und witzigen Sprachanleitung, die von nachvollziehbaren Animationen begleitet wird, zaubert man mittels Kinect ein digitales Abbild der eigenen Person auf seinen Champion. Es ist tatsächlich so einfach wie es klingt! Als erstes begibt man sich zu einem bestimmten Punkt im Raum, damit Kinect den Körper erfassen und somit die Statur ermitteln kann. Ist dies geschafft, muss man sich der Frage nach dem Geschlecht stellen, bei der man natürlich auch „lügen“ darf, jedoch könnte das Ergebnis bei einer falschen Antwort zu einer größeren Abweichung führen. 😉 Im letzten Schritt muss man sein Gesicht in verschiedenen Positionen zur Schau stellen, damit Kinect nahezu alle Seiten einscannen kann. Hat man nun alle Anforderungen erfüllt, darf man den Pixeln bei der Arbeit zusehen und erhält am Ende nach einer spannenden Phase und tollen Präsentation seinen persönlichen Champion. Ich war selbst sehr überrascht, wie gut Kinect mein Gesicht in Szene gebracht hat und mir hat die Mischung aus Echtheit und Comic sehr gut gefallen. Natürlich kann man zu jederzeit das Aussehen in diversen Bereichen verändern und so z. B. andere Frisuren wählen oder etwaige Abweichungen selbst korrigieren. Hat man seinen Champion hinsichtlich des optischen Erscheinungsbildes soweit angepasst, darf man sich zu jeder Sportart ein passendes Outfit aussuchen. Während die Auswahl anfangs noch recht überschaubar ist, kann man im weiteren Verlauf immer mehr Variationen erwerben. Viele Outfits werden im Verlauf des Spiels durch die verdienten Erfahrungspunkte (kurz: EP) freigeschaltet und können im internen Shop mit den im Spiel erworbenen Rivalcoins gekauft werden. Einige Spezial-Outfits, Zubehörs und Pakete sind hingegen nur kostenpflichtig über den Xbox Game Store zu beziehen, deren Preise sich aktuell zwischen 2,99 bis 4,99 Euro bewegen.
6 Sportarten in schicker Präsentation
Hat man die sportliche Kopie der eigenen Person soweit erstellt, kann es doch eigentlich los gehen, oder? Jaein. Natürlich kann man jetzt mit dem sportlichen Teil beginnen, jedoch nur eingeschränkt, denn an spannende Matches gegen Freunde und somit Rivalen ist zunächst nicht zu denken. Wie bei vielen anderen Dingen des richtigen Lebens, wird man auch in KSR in die verschiedenen Sportarten und deren Steuerung eingewiesen. Ein Trainer erklärt in Zwischensequenzen mit harten aber teils witzigen Sprüchen, die leider zu keiner Zeit wirklich Synchron mit den Lippenbewegungen sind, bei jeder Sportart was genau zu tun ist und veranschaulicht das ganze mit Hilfe seiner sportlichen Assistentin, die einem in leicht verständlichen Animationen die notwendigen Bewegungen zeigt. Den Anfang macht hier die Sportart Wake-Race, in der man das zuvor gelernte Wissen in einem Live-Training erfolgreich einsetzen und seinen Trainer somit stolz machen muss. Sobald man seine Übungs-Session abgeschlossen hat, muss man im Story-Modus beim ersten Wake-Race für die Adlerlegion antreten und mindestens den dritten Platz erreichen, um andere Wake-Race Events freizuschalten. Schafft man dies nicht, kann man es jedoch einfach noch mal probieren, oder mit der nächsten von insgesamt sechs Disziplinen fortfahren. KSR bietet euch neben dem Wake-Race noch die Sportarten Fussball, Bowling, Klettern, Zielschiessen und Tennis.
Bei jeder Disziplin hat man die Wahl, entweder gegen einen zufälligen Gegner aus der Cloud anzutreten oder den besonderen Nervenkitzel gegen Freunde zu suchen, die den Ur-Gedangen von KSR wiederspiegeln – den Kampf gegen seine Rivalen. Die Rivals-Liga, die über den Kinect Sports Rivals-Hub auf der Xbox One einsehbar ist, bietet durch den Gewinn von Preisen wie z. B. neue Ausrüstungen ebenfalls einen hohen Motivationsfaktor. Die Anzahl der Fans bestimmt die Platzierung in der Weltweiten Rivals-Liga und momentan verfügt der Erstplatzierte über zwanzig Millionen Fans. Zum Vergleich: Je nach Leistung erreicht man als Gewinner eines Matches um die 15.000 Fans. Ebenfalls der Story-Modus kann je nach Disziplin weiter geführt werden und so lernt auf der Insel die drei verschiedenen Teams kennen. Während man im ersten Wake-Race bereits auf die Adlerlegion gestoßen ist, begegnet man auch dem Wolfsklan sowie den Vipern. Im weiteren Story-Verlauf steht man vor der Qual der Wahl, welchem Team man den nun angehören möchte um weitere Story-Matches dann ausschließlich für dieses Team zu bestreiten.
Optisch ist Kinect Sports Rivals mehr als nur nett anzuschauen. Der tolle Comic-Look ist im gesamten Spiel Omnipräsent und zu keiner Zeit inkonsequent umgesetzt worden. Rare hat darauf geachtet, das man stets das Gefühl hat, sich wie versprochen, auf einer Sportinsel zu befinden. Während mir einige Locations wie z. B. beim Wake-Race und beim Bowling überaus gut gefallen, könnten andere hingegen etwas mehr Pepp vertragen. Das Bowling findet auf einem Party-Schiff statt und bringt richtige Feierlaune mit sich. Die tollen Lichteffekte, das Feuerwerk bei Strikes sowie die jubelnden Zuschauer mit passender House-Musik im Hintergrund geben dem Event eine tolle Atmosphäre. Einzig die leicht ruckelnde Animationen der Zuschauer trüben die Euphorie hier etwas. Dies liegt jedoch weniger an der Performance der Konsole, da das eigentliche Gameplay flüssig läuft, sondern wurden diese im einzelnen mit zu wenig Frames animiert. Viele mögen sich die Frage stellen: Ist die Grafik in KSR wirklich Next-Gen? Nein, das ist sie wahrlich nicht und niemand wird beim Anblick von der Couch fliegen, aber ich könnte mir diesen Titel nicht in einem anderen Stil vorstellen. In meinen Augen hat Rare im großen und ganzen alles richtig gemacht.
Beweg dich – Xbox One Kinect in Aktion
Die Steuerung in KSR erfolgt, wie zu erwarten, ausschließlich über Kinect und die einzige Ausnahme bilden die Menüs, wo auch der Controller oder die Media Remote genutzt werden kann. Andernfalls bewegt man sich mittels Gesten und Sprache durch alle Bereiche. Wie gut setzt Kinect die Bewegungen denn nun um? Die neue Sensorleiste der Xbox One ist vermutlich das bislang ausgeklügelste System zur Bewegungssteuerung überhaupt und somit natürlich weitaus genauer als sein älterer Bruder für die Xbox 360. Das merkt man auch bei Kinect Sports Rivals sehr deutlich, da selbst feinste Bewegungen wie das öffnen und schließen der Hand für das Gas geben beim Wake-Race oder dem nachahmen eines Colts mit Daumen- und Zeigefinger beim Zielschiessen zuverlässig erfasst werden. Leider ist noch immer eine gewisse Latenz zwischen dem ausführen und umsetzen von Bewegungen spürbar, die jedoch im Vergleich zum alten Kinect Sports nicht mehr so lang ist. Im Gameplay selbst macht sich das jedoch nicht so dramatisch bemerkbar bzw. ist das Spiel hinsichtlich der Latenz scheinbar gut ausbalanciert, da ich mit der Steuerung bestens klar gekommen bin. Auch ein großes Problem von damals wurde der Gar ausgemacht und somit reicht ein wildes gezappel sowie gefuchtel nicht mehr aus, um zum Sieg zu gelangen.
Trotz gut kalibrierter Sensorleiste, gibt es gelegentlich kleine „Aussetzer“ und Kinect weigert sich manche Bewegungen auszuführen. Ein Neustart des Spiels sorgt in der Regel jedoch für Abhilfe und somit darf man diese Problematik wohl mehr dem Spiel zuordnen, wie der Sensorleiste an sich. Sehr positiv ist hingegen die Tatsache, das man bei offensichtlichen Problemen wie z. B. schlechten Lichtverhältnissen oder Erfassungsprobleme, direkt vom Spiel benachrichtigt wird. Man kann so durch mehr Licht oder wechseln der Kleidung zu einem besseren Spielgefühl gelangen, wie es auch bei mir der Fall war. Nachdem ich am Abend was helleres angezogen hatte, wurden die Bewegungen prompt besser erfasst.
Alles im Blick – Der Kinect Sports Rivals-Hub
Zugegeben handelt es sich beim KSR-Hub nicht um eine App die zum Lieferumfang gehört, jedoch kostenlos aus dem Marktplatz für die Xbox One heruntergeladen werden kann und das Spielgefühl maßgeblich positiv beeinflusst. Zum einen ist es hier möglich, Bilder seines Champions in der Foto-Galerie einzusehen und in sozialen Netzwerken zu teilen oder direkt herunterzuladen sowie die aktuellen Herausforderungen im Blick zu haben und so zu wissen, wie viel Tage bleiben, um die gestellten Aufgaben zu meistern, die meist einen netten Fan-Bonus mit sich bringen. Auch die Einsicht der Platzierung in der Rivals-Liga sowie in den Bestenlisten der einzelnen Sportarten, erhält man dank dem Hub. Somit weiß man stets, wie nah der direkt dahinter platzierte Mitstreiter ist und wie viel einem zum überholen des Vordermanns fehlen. Zu guter Letzt findet man unter dem Punkt Neuigkeiten brandaktuelle Themen rund um KSR mit diversen Informationen sowie Upload-Spieleclips vor.
Lautsprechermassage Vs. Ohrenkratzen
Wer auf recht aktuelle House- sowie Dance-Tracks steht, wird in KSR vermutlich glücklich werden, denn nichts passt zu einem schnellen Sportspiel besser, als fetzige Beats.:-) Auch die Akkustik kann sich durchaus hören lassen und vermittelt eine schöne Spieltiefe. Sicherlich könnten einige Samples, wie z. B. die Motoren der Wake-Racer etwas kerniger sein, doch insgesamt bin ich mit den gewählten Sounds zufrieden und empfinde sie als gelungen. Einige stechen besonders heraus, wie z. B. das Feuerwerk beim Bowling, die den Subwoofer förmlich massieren, aber allzu viel gibt es nicht darüber zu schreiben.