Sehr viel grüne Wiese, einige süße Tierchen, ein erfrischendes Getränk und ein kleiner Buggy klingt zunächst wie Urlaub, oder? Ich habe mir „The Golf Club“ für die Xbox One angesehen und erläutere euch, was ihr von der Golf-Simulation erwarten könnt.
Die Golf-Simulation The Golf Club stammt von den HB Studios, einem Indie-Entwickler und setzt als Motor die weit verbreitete Unity-Engine ein. Wer eine Xbox One, PlayStation 4 oder PC sein eigen nennt, kann den etwas günstigeren Download-Titel über den jeweiligen Store (bei PC via Steam) erwerben – die von mir getestete Konsolenversion kostet derzeit rund 35,00€. Speziell in diesem Genre gibt es sehr wenig Konkurrenz und für Golf-Fans, ist jeder weitere Titel vermutlich ein Grund zur Freude – und das vermutlich ist extra ausgeschrieben.
Optionen & Spielmodi
Nachdem Start erwartet euch, ohne großes Tamtam, direkt das Hauptmenü, welches sehr übersichtlich gestaltet wurde. Hier habt ihr die Möglichkeit eure Statistiken einzusehen, Nachrichten von anderen Spielern, euren Freunden oder dem DEV-Team zu lesen sowie zu beantworten, eigene Wettbewerbe und Kurse zu erstellen sowie natürlich ein paar Einstellungen vorzunehmen. Besonders die Realismus-Fans unter euch werden hier vermutlich spezielle Kameras, Windmesser und Gitternetze auf dem Grün abstellen, um sich wirklich rein auf das eigene Können zu verlassen. Wer sich eine längere Zeit in den Menüs aufhält, sollte unbedingt einmal in den Audio-Einstellungen vorbei schauen, denn so schön Tiergeräusche in der Regel auch sind, kann einem der dauerhafte Ambient-Mix im Hintergrund wirklich auf den Senkel gehen. Glücklicherweise kann man den UI-Sound mildern oder auch völlig abstellen. 😉
Wie zuvor kurz angerissen, könnt ihr eigene Wettbewerbe erstellen, die im Grunde aus selbst zusammengestellten Kursen mit den eigenen Spiel-Optionen bestehen und entweder nur privat für euch und eure Freunde freigeben, oder der ganzen Welt zur Verfügung stellen. Richtig Custom-Made wird es dann, wenn man mittels Course-Designer auch noch die eigenen Kurse beisteuert, wofür man jedoch einiges an Zeit mitbringen sollte. Zum einen, lässt die Performance des Editors wirklich zu wünschen übrig und zum anderen ist die Kameraführung nicht immer sehr einfach zu handhaben. Hat man den Dreh aber mehr oder weniger einmal heraus, kommt man nach einer gewissen Zeit gut zurecht. Ich persönlich habe keine Geduld und verlasse mich lieber auf nette Kurse der Community. 🙂
The Golf Club verfügt eigentlich nur über zwei Spielmodi. Der Modus „Abschlag“ bietet euch quasi einen Kurs mit lediglich einem Loch, wo ihr eure Schlagtechniken trainieren könnt. Es ist hier z. B. nicht möglich, eigene Kurse für das Training zu wählen, bevor man sich in einer echten Runde an diese herantraut – in meinen Augen etwas Verbesserungswürdig. Der andere Modus mit der einfachen Bezeichnung „Spielen„, lässt euch ins eigentliche Spielgeschehen einsteigen. Hier dürft ihr zwischen den drei Spieltypen „Runde Spielen„, „Turnierserie Spielen“ oder „Turnier Spielen“ wählen und gelangt anschließend zur Regel sowie Spielerauswahl. Falls ihr gerne mit mehreren Leuten an einer Konsole spielen möchtet, könnt ihr bei zwei Regeltypen mit bis zu vier Spielern Offline spielen. Spielt ihr allein, fügt das System automatisch weitere freie Online-Gegner hinzu, wobei eure Freunde vorrangig behandelt werden, sofern ihr nicht schnell genug wart um auf „Weiter“ zu drücken. Eine eigene Auswahl der Gegner ist nicht möglich und eine Art „Lobby“ zum gemeinsamen Chatten oder Sprechen sucht man hier vergebens. Der eine verbleibende Regeltyp „Lochspiel“ ist auf zwei Spieler begrenzt und kann nur Offline gespielt werden. Mir persönlich fehlt eine echte Singleplayer-Karriere samt Preisgeldern, die man in einem Shop für neue Ausrüstungsgegenstände verwenden kann. Letzteres wird in The Golf Club leider auch nicht geboten. Falls euch das virtuelle Ebenbild nicht ganz zusagt, könnt ihr zumindest auf eine Auswahl verschiedener Spieler sowie Spielerinnen zurück greifen und auf Wunsch mit einem anderen Outfit ausstatten, bevor es auf den Kurs geht. Andere Merkmale wie Aussehen, Statur oder Größte könnt ihr leider nicht beeinflussen. Einzig die Schwunghand, darf von euch bestimmt werden.
Look & Feel
Als es mich zum ersten Mal auf den Golfkurs verschlagen hat, fiel mein Ersteindruck recht ernüchternd aus. Jedes Loch wird zuvor mit einem Panoramaschwenk aus der Vogelperspektive eingeleitet und genau hier kann The Golf Club wahrlich nicht glänzen, denn die Texturen bei der Weitsicht kombiniert mit einem Horizont, der wie ein einfaches Hintergrundbild wirkt, sind sehr matschig und hinterlassen keine tolle Natur-Atmosphäre. Zusätzlich bricht die Framerate speziell bei der zuvor erwähnten Ansicht und dem hineinzoomen deutlich ein – trotz aller Versuche, den Detailgrad der Sichtweite zu reduzieren. Doch ist die kurze Einleitung des jeweiligen Lochs einmal abgeschlossen und ihr befindet euch in der Rückenansicht eures Spielers, ist die Grafik durchaus ansehnlich, wenngleich auch noch ein gelegentliches Tearing auftritt. Die Texturen wirken hier schärfer, Objekte wie Bäume, Sträucher, Blätter, Sand detailreicher, wenn auch die Schattenwürfe teilweise gröber sowie pixeliger wirken und sogar einige Tiere wie Hasen, Vögel oder Rehe sind auszumachen. Es sieht schon putzig aus, wenn ein Hase auf dem Grün ungestört ein paar saftige Grashalme frisst, während ihr euren Putt-Versuch unternimmt. Natürlich wären Golfkurse nichts ohne Hindernisse und neben der bereits erwähnten Vegetation, gibt es natürlich noch Flüsse, die aber mehr künstlich als echt wirken. Auch hier gibt es einige Details, wie z. B. Seerosen und Blätter auf dem Wasser, die erst aus der Nähe sichtbar werden. Dafür sieht man bei Wind immerhin einen Wellengang und auch die Vegetation bewegt sich schön mit.
Wie seht es eigentlich nun mit dem wichtigsten Element, eurem Spieler aus? Nun, wie zuvor kurz angeschnitten sehen alle Spieler wirklich ordentlich aus und auch die Kleidung wirkt ziemlich echt, so dass Hemden sowie Hosen z. B. auch über Falten verfügen. Allerdings bewegt sich die Kleidung nicht bei Wind – auch nicht bei 9mph. Die Animationen wirken zum größten Teil ziemlich authentisch, wobei euer Protagonist aber auch in einigen Momenten wenig Dynamik beweist. Nehmen wir einmal die Ruhestellung, wenn ihr den Controller nicht bewegt. Euer Golfer vollzieht ein paar Lockerungs- sowie Konzentrationsübungen und fokussiert dabei stets das Ziel, was sehr nett aussieht. Schaut man ihm aber 15 sekunden zu, stellt man sehr schnell fest, das exakt die gleiche Animationsreihenfolge nun dreimal hintereinander ausgeführt wurde. Ähnliches gilt auch beim Schlag. Zusätzlich dazu werden die Arme Kerzengrade gehalten, was eigentlich aufgrund des Gewichts eines Golfschlägers ziemlich unwahrscheinlich ist. Natürlich ist das hier ein Meckern auf hohem Niveau, aber wir haben es immerhin mit einer richtigen Golf-Simulation zu tun und da diese Titel in der Regel mit deutlich weniger Animationen daher kommen, könnte man zumindest etwas mehr Detailarbeit in die vorhandenen investieren.
Was wären Golfspieler aber, ohne passende Kurse? Richtig, ziemlich langweilige und bezieht man sich auf die offiziellen Kurse von The Golf Club, hat das Team hier schöne Arbeit geleistet. Die verschiedenen Kurse in den idyllischen oder sandigen Umgebungen machen Spaß, sind sehr Abwechslungsreich gestaltet und mal recht einfach oder extrem schwer. Auch die Community wird nach und nach immer aktiver und so haben bislang schon viele Spieler ihre eigenen Kurse zur Verfügung gestellt.
Einfach eingelocht?
Um ein gutes Bild auf dem Golfplatz zu machen, müsst ihr bei The Golf Club keine Controller-Akkrobaten sein, denn das Spiel kommt mit wenigen Tasten aus, die nach ein bis zwei Mal ausprobieren zum einen selbsterklärend sind und zum anderen aber auch auf dem HUD angezeigt werden. Einzig der Abschlag geht einen etwas anderen und gleichzeitig anspruchsvolleren Weg, denn geschwungen wird mit dem rechten Analogstick. Drückt ihr den Stick nach hinten, holt euer Spieler zum Schlag aus und drückt ihr nach vorn, so wird der Ball auf reisen geschickt. Hierbei ist zu beachten, das der Analogstick peinlichst genau nach vorne gedrückt wird, da jede kleine Abweichung eurem Schlag einen ungewollten links- oder rechtsdrall gibt. Möchtet ihr dem Schlag viel Power geben, müsst ihr zusätzlich darauf achten, den Stick ganz schnell von hinten nach vorn zu bewegen um die 100% Schlagkraft zu erreichen. Da es keine Anzeige für die Schlagstärke gibt, erfordern die Schläge einiges an Übung. Die Kraft, mit der euer Ball unterwegs ist, wird erst nach dem Schlag in der unteren rechten Hälfte des HUD angezeigt. Das Ballverhalten ist eigentlich zum größten Teil solide, neigt aber in manchen Situationen zu kleinen Patzern. So kommt es z. B. vor, das euer Ball zur Kante eines Hügels mit sehr flachem Gras rollt und eigentlich den Abhang runterkullern müßte, was er jedoch nicht tut.
Grillen für alle – Tier(Golf)park
In punkto Sound kommt The Golf Club eher mittelmäßig daher, auch wenn beim Start vielversprechende Schriftzüge wie „Dolby Digital“ und „DTS“ zu lesen sind. Das einzige was im Surround wiedergegeben wird, sind die teilweise nervenden Tiergeräusche. Natürlich gibt es gerade in den idyllischen Gefilden mit Sicherheit Vögel, Grillen und anderes Getier, aber hier klingt es eher wie im tropischen Dschungel. Immerhin setzt sich das tierische Spektakel nicht in der Wüste fort. Sehr nett sind aber auch kleine Detailgeräusche, wie Wind und sogar die Fahne am Loch. Für die musikalische Untermalung sorgt ein einziges Musikstück, das sich durch alle Menüs zieht. Natürlich darf auch ein Kommentator nicht fehlen, der sich ab und zu auch einen kleinen Scherz erlaubt, wenngleich man nach 5 partien auch schon das gesamte Vokabular gehört hat.