Nachholbedarf: Kurztests zu Suicide Squad & Final Fantasy VII Rebirth

Egal ob AAA-Blockbuster oder Spiele-Kleinode, der immense Release-Output dürfte in den vergangenen Wochen vor allem den ungeliebten Pile of Shame vieler Spieler*innen erheblich bereichert haben. Während bei den meisten der Stapel der Altlasten also nun mit weiterem Futter aufgestockt wird, sind auch bei uns einige dieser vermeintlichen Perlen unter den Tisch gefallen: Spieletitel, bei denen es sich lohnt, doch noch einmal genauer hinzusehen. Also Zeit für einen kurzen Nachtrag einiger Spiele-Reviews, die bislang noch keinen Platz bei uns gefunden haben, es allerdings umso dringender sollten.

Suicide Squad: Kill the Justice League

Suicide Squad: Kill the Justice League krankt vor allem unter dem verheerenden Zusammenspiel zwischen einer wenn auch mittlerweile eher deplatzierten Anspruchshaltung an Entwicklerstudio Rocksteady und einer furchtlosen, starren Preisgestaltung von Publisher Warner. Die offene Kommunikation des stark gleichförmigen Spielsystems mimte dabei zum Reveal das Öl im lodernden Ärgernis der Arkham-Fangemeinde, wurde im Verschiebungswahn durch den kaum greifbaren Fortschritt erneut angefacht und geriet mit der Umsetzung der Live-Service-Elemente augenscheinlich außer Kontrolle. Inmitten dieser Suicide Squad-Debatte verwundert es am meisten, dass man bei Warner wirklich dachte, dass gerade die banalen Crackdown-Mechaniken heutzutage einen kompletten (Vollpreis) Games as a Service-Titel tragen können, selbst mit Lizenzen und Rocksteady im Rücken. Man ignoriert hier scheinbar bereitwillig die mittlerweile weitaus aufgeklärtere als auch verwöhntere Spielerbasis, um sich die Rechtfertigung für das ohnehin schon umstrittene Umsatzmodell zu ersparen.

Die Kritik an Rocksteadys Kill the Justice League ist subjektiv wie rational und muss jederzeit den stark verkürzten Gameplay Loop missbilligen dürfen. Im Kern bietet das Koop-Actiongeballer eine starke Redundanz, die sich durch arcadige, zugängliche Spielelemente definiert und sich dabei viel zu sehr auf die Lizenz, die damit einhergehende Charaktere sowie den Mehrspieler-Aspekt verlässt. Und genau hier spielt man auch die (wenigen) Stärken des DC-Titels aus. Peinlich-komische Antihelden – immer etwas zu sehr drüber – präsentiert in aufwendigen, ansehnlichen Cutscenes: Willkommen beim Suicide Squad. Wer den banalen Humor der Bande mit ihrem liebevollen Cringe-Faktor kritisiert, hat die Rolle des Selbstmordkommandos im DC-Universum möglicherweise nicht ganz verstanden, denn das funktioniert hier wirklich ganz hervorragend.
Spielerisch reicht der Koop-Zusatz dem repetitiven Spielablauf eine helfende Hand, entschuldigt dabei zwar weniger den viel zu kurzgefassten Gameplay Loop, sorgt aber für eine weitere und sehr wichtige motivationale Ebene, eine, die nämlich deutlich länger anhält. Nach wie vor höchst trügerisch, wie Freunde und gemeinschaftliche Erfahrungen die objektivere Betrachtungsweise von Personen beeinflussen können. Hier darf aber genau das einfach mal passieren, nicht weil ich nicht zwischen subjektivem Vergnügen und kaltem Spieldesign unterscheiden kann, sondern weil dem Titel andernfalls nicht mehr viel bleibt.

Erscheinungsdatum: 30. Januar 2024
Plattform: PC, PlayStation 5, Xbox Series X|S
Publisher: Warner Bros.
Entwickler: Rocksteady

Final Fantasy VII Rebirth

Nach dem ausweifenden Midgar-Exkurs bricht das japanische Entwicklerstudio nun 4 Jahre später mit Final Fantasy VII Rebirth die Spielwelt erheblich auf, erweitert das Spielsystem um zahlreiche Feinheiten und scheitert dennoch tragisch bei dem Versuch, die neugewonnene Quantität mit Qualität zu füllen. Die neuen, offenen Areale stellen die Spielzeitgewinnung dank Redundanz und starker Formelhaftigkeit, trotz ihrer optionalen Ausrichtung, eher in Frage als dass sie sie rechtfertigen. Das berühmte Fettnäpfchen der Open-World-Spiele-Kultur. Und trotz all dessen gewinnt Final Fantasy VII Rebirth mit jeder einzelnen Nebenquests abseits des gelernten Open-World-Einheitsbreis an Substanz und Emotionen. Letzteres bildet dabei die neuen Grundfeste des J-RPGs. Ein stark emotionsgetriebener Spannungsbogen, der durch liebgewonnene Charaktere, ihre hohe Nahbarkeit, ihren humorvollen Umgang und nicht zuletzt sogar durch die ohnehin schon geläufigen Wendungen und bekannten Handlungsstränge getragen wird. Multiversale Storylines sei Dank.
Das Ganze wird dann spielerisch durch ein ausgebautes Kampfsystem gestützt, das im Vergleich zum Vorgänger erheblich an taktischer Tiefe gewinnt. Von Synchro-Angriffen, Waffenmodifikationen bis hin zu charakterspezifische Skilltrees – Das Kampfgeschehen rund um Cloud und Konsorten ist ab sofort weitreichend anpassbar. Diese erhöhte Individualisierbarkeit entwickelt sich obendrein zum zusätzlichen “Motivationsboost” beim Spieler. Und um all das herum legt sich letzten endes eine äußerst moderne Grafikpracht, die nicht nur die Konsolen-Exklusivität verargumentiert sondern mitunter auch zur Erkundung der behelfsmäßigen Open-World animiert.

Final Fantasy VII Rebirth ist nicht weniger das Meisterwerk, das wir nach dem 2020-Erstling erwarten durften und gleichzeitig eben die Entwicklung, die es brauchte, um dann als genau das noch wahrgenommen zu werden. Das J-RPG schlägt mit einem brachialen Selbstverständlichkeit auf einem derart hohen Niveau auf Sonys aktueller Heimkonsole auf, dass sämtliche Diskussionen über die Notwendigkeit von Neuauflagen direkt im Keim erstickt werden und gleichsam mit schelmischen Grinsen auf die Game Awards Ende des Jahres verweist. Entwickler Square Enix baut dabei die bekannte Final Fantasy VII Remake-Formel noch einmal erheblich aus, nein gar um, und rechtfertigt vollkommen selbstbewusst aufs Neue die Segmentierung des einstigen Kult-Rollenspiel.

Erscheinungsdatum: 29. Februar 2024
Plattform: PlayStation 5
Publisher: Square Enix
Entwickler: Square Enix

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