Andersspiel: Yi and the Thousand Moons

Die Musik macht die Geschichte

Computer- und Videospiele sind heutzutage nicht mehr wegzudenken und ihre Zahl steigt rasant. Gerade im Bereich immer realistischer erscheinender Grafiken entwickeln sie sich stetig weiter, und doch sind es gerade die kleinen Spiele, die mit innovativen Ideen noch bisher stiefmütterlich behandelte Potenziale aufzeigen. Eines davon ist Yi and the Thousand Moons.

Ob Yi and the Thousand Moons überhaupt als Spiel gelten mag, sei hier dahingestellt. Das gerade mal 20-minütige Werk des Entwicklers David Su aus dem Jahre 2017 besticht weder durch seine Grafik noch durch seine tiefgehende Geschichte – stattdessen gibt es einen Einblick, wie Musik in Spielen funktionieren kann.
Statt schmückendem Beiwerk während epischer Schlachten á la Herr der Ringe oder Mittel zum Zweck in Rhythmusspielen wie Vectronom dient Musik in diesem Spiel als Hauptelement, das sich folgerichtig als interaktives Musical bezeichnet.

In einem surrealen, extraterrestrischen Setting befindet sich die Bogenschützin Yi in einer polygonen Welt, die nur aus Monden, einem Vulkan, dem Götterberg und dem kleinen Dorf am Fluss mit vier Einwohnern zu bestehen scheint. Die Götter haben ihr aufgetragen, die Monde, die ihre Heimat umkreisen, abzuschießen, damit sie das Mondlicht verwenden können, um die Dunkelheit zu bekämpfen. Jedoch birgt dies eine andere Gefahr, denn nur die Monde schützen den Planeten vor dem Sternenstaub, der ansonsten hinabregnen und alles Leben ersticken würde.
Eine klassische Zwickmühle, in der Yi die aus ihren Entscheidungen entstehenden Konsequenzen tragen muss, um ihr Dorf zu retten.

Yi and the thousand moons

“I`m going to shoot down the moons.”

Der durchaus vielversprechende Storyansatz tritt jedoch zugunsten der musikalischen Konzeption in den Hintergrund und der Spieler befindet sich tatsächlich in einer interaktiven Oper wider – was nicht nur an Musik und Gesang liegt, sondern auch an der kargen Umwelt, die an Bühnenbilder erinnert. Denn neben den genannten Orten, bspw. dem Dorf mit seinen kleinen Hütten oder dem glühenden Himmel, bietet die Umgebung nur polygones Nichts. Und auch die Interaktivität ist auf ein Minimum beschränkt, denn es gibt genau einen vorgegebenen Weg in den insgesamt sieben Akten.

Doch jeder dieser Akte hat seinen eigenen musikalischen Aufbau und unterscheidet sich von Thematik und Darbietung voneinander. Alle Stücke sind Aufnahmen von Musiker*innen und Sänger*innen, die extra für das Spiel komponiert und live aufgenommen wurden. Jeder der Monologe als auch der Dialoge der Charaktere werden in Gesangsform dargeboten und sogar die Laufbewegungen passen sich dem Takt der Musik an.

Yi and the Thousand Moons spielt mit der Idee das Erzählen von Geschichten neu zu interpretieren und diese Art der Kommunikation mittels Musik und Gesang kreativ zu verändern, was in der analogen Welt bereits gang und gäbe ist. Leider blieb es bisher nur bei dieser Idee, auf tiefergehende Umsetzungen bleibt bis heute nur zu hoffen.

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