Game Jam Dortmund: In einem Tag zum laufenden Spiel

Normalerweise befinde ich mich in den heimischen vier Wänden auf einer gemütlichen Couch, mit dem Controller in der Hand, einer guten Pizza neben mir und beschwere mich womöglich, warum die ein oder anderen Mechaniken im aktuellen Spiel so schlecht sind. Aber wie sieht eigentlich auf der anderen Seite aus? Um diese und andere Fragen zu klären, habe ich mich auf einem Mini Game Jam in Dortmund eingefunden und etwas Dev-Ambiente mit Indie-Geschmack eingesaugt.

Beim Stöbern nach neuen Gruppen in Meetup, bin ich rein zufällig auf die Game Creators Dortmund aufmerksam geworden und war unmittelbar geflasht. Hallo? Eine (noch) kleine Community, die sich zum Thema Spielentwicklung austauscht und zu Mini Game Jams zusammenfindet, um gemeinsam an kleinen One Day-Projekten zu arbeiten? Wie cool ist das denn?! Getrieben von meiner Neugierde trat ich der Gruppe bei und freute mich umso mehr, dass der nächste Mini Game Jam bereits wenige Tage später stattfinden würde. Nun sitze ich hier, gemeinsam mit 14 anderen Menschen in einem Raum an unterschiedlichen Tischen voller leerer Pizza-Kartons, diversen Getränkedosen sowie Weingummis und blicke in lachende und teils verzweifelnde Gesichter. Mit einfachen Worten: Es hat Startup-Charakter und ich liebe es!

Angefangen hatte alles am gestrigen Samstag gegen 10:50 Uhr im Künstlerhaus Dortmund, als ich den Seminarraum erreichte und Gottseidank noch rechtzeitig zum Ideen-Pitch anwesend war. Moritz, der Gruppenleiter der Game Creators-Gruppe stand bereits am Whiteboard und hatte einige Themen notiert, die durch die anderen Anwesenden in den Raum geworfen wurden. Ich lese etwas von “Fast Food”, “Abfall”, “Zeit” oder “Aus allen Wolken” und frage mich, wie zur Hölle man daraus ein Spiel machen soll, doch ich wurde am Ende des Tages eines Besseren belehrt. Ein klassischer Fall von: Einfach zu kompliziert gedacht. 😉

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Gründer Moritz am Whiteboard: Themenwahl des heutigen Tages

Nach einer kurzen Vorstellung von Moritz sowie etwas Smalltalk mit den anderen, konnte ich in Erfahrung bringen, wie gemischt die Truppe doch ist. Von Leuten, die sehr technische Berufe als Software-Entwickler oder Front-End-Developer ausüben bis hin zu Krankenhaus-Mitarbeitern, war eigentlich alles dabei. Genau so unterschiedlich ist auch der Wissenstand, denn wo die einen bereits sehr erfahren in der Entwicklung kleinerer Spiele in JavaScript, Unity oder etwa der in der Fantasy Konsole PICO-8 genutzten Sprache Lua sind, gibt es auch andere die über teils gar keine bzw. nur sehr geringe Erfahrung in überhaupt irgendeiner Programmiersprache haben. Das alles macht jedoch überhaupt nichts, denn alles was zählt ist der Spaß an der gemeinsamen Sache. Nachdem jeder seine bunten Sticker hinter den jeweiligen Themen geklebt hatte, entschieden wir uns für die drei Bereiche, die die meisten davon abbekommen hatten. Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es prinzipiell gar keine Regeln gibt und jeder auch an was völlig anderem arbeiten kann, was nichts mit den festgelegten Themen gemein hat. Einige haben unter Umständen bereits ein laufendes Projekt, welches vielleicht gemeinsam mit anderen weiter vorangetrieben wird oder schlichtweg keine Lust auf eins der Themengebiete. Auch ich musste mich für ein Thema entscheiden und habe mich mit Mungos zusammen getan, der bereits gestern ein Spiel im Katamari-Style angefangen hat, wo man als kleiner Ball über das Essen rollt und immer größer wird, bis man ganze Gebäude mit sich trägt. Die Idee klang großartig!

Okay, bevor an dieser Stelle der falsche Eindruck von mir und meinen Fähigkeiten entsteht, lasst euch bitte gesagt sein, dass ich definitiv besser in der Rolle eines Konsumenten aufgehoben bin. Ich war Mungo aufgrund meines eher geringen Know-hows nicht wirklich eine große Hilfe, doch immerhin machte ich mich auf die Suche nach passenden Low Poly-Assets im Unity Asset Store, während Mungo am Code arbeitete und mit diversen Rigbodys, Mesh Collidern und mathematischen Formeln kämpfte. Trotzdem empfand ich es als mega spannend zu sehen, wie etwas ensteht und freute mich gemeinsam mit Mungo wie blöd über jeden kleinen Erfolg. 😊

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Leonard & Mungo beim lösen eines Problems im Code

Bei vielen kommt immer mal der Moment, wo man einfach kein Licht im Quellcode-Dschungel sieht, doch ein kurzer Hilferuf in die Menge genügt und schon ist jemand zur Stelle. Daheim würde man Google benutzen und irgendwas ausprobieren, was aber nicht zu 100% auf eigene Problem passt, so dass man dann wieder umdenken muss. Hier kann man den anderen genau schildern was man machen möchte und wo das eigentliche Problem ist, damit man gezielt danach schauen kann. Obwohl alles nur Spaß ist, macht sich natürlich trotz des Zeitdrucks auch eine große Portion Ehrgeiz breit und wenn man auf so viel Hilfsbereitschaft untereinander trifft, ist das natürlich enorm viel wert! Da es bei uns gerade nicht weiter ging nutzte ich den Moment, den anderen ein wenig über die Schulter zu schauen. Neben Quellcodes sowie ersten spielbaren Konzepten, blieb ich bei Cornelius stehen, der mit der Maus Wolken, Burger, Pizza und Eiscreme in Pixel-Art zeichnete. Er sagte zwar, dass er eigentlich mit einem Grafik Tablet schneller wäre, aber verflucht…das sah so schon so richtig cool aus, wie man später im Spiel auch sehen wird.

Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass noch etwas weniger als zwei Stunden übrig sind, um an letzten Details zu arbeiten. Jetzt machte sich WIRKLICH etwas Stress bemerkbar, wie man an unschwer an manchen Gesichtern erkennen konnte und auch ich ging zurück an meinen Platz. Mungo hatte derweil richtig Gas gegeben und bereits einige Assets eingebaut, so dass wir schon ein richtig cooles Game am Start hatten. Das sah zu dem Zeitpunkt schon so witzig aus und würde mit Sicherheit rocken, doch leider fehlten noch Sounds. Diese würden es nicht mehr ins Spiel schaffen, doch wenigstens Musik wollte Mungo noch drin haben. Ich staunte nicht schlecht, als Mungo sein Mac Book vom Netzstecker trennte und kurzer Hand in der benachbarten Küche verschwand. Nach ca. 30 Minuten war er wieder da und grinste mich an. 🙂

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Mit das Beste am Abend: Die Präsentation der Projekte

Als Moritz gegen 20 Uhr den Beamer anwarf, bereitete sich jeder auf die Präsentation vor und obwohl es kein Zwang war, sein Projekt vorzustellen, wollten alle beteiligten gerne dazu übergehen. Es war grandios zu sehen, was die Teams gezaubert hatten und so von einem Hamburger Pac-Man, einem Fast Food-Shooter, einem Tap Game mit einer Katze, die wachsen sollte, bis Sie schließlich sogar die Raumstation ISS verschlungen hat sowie einen Bejeweled-Clon mit Fast Food-Objekten, war alles dabei. Natürlich wurde auch unser Katamari-Game gezeigt und als die völlig frei interpretierte sowie eingesungene Stimme von Mungo ertönte, war es bei allen ganz vorbei. Jeder hatte sichtlich Spaß an dem ganzen und somit bleibt abschließend zu sagen: Vielen Dank! Das war nicht mein letzter Game Jam! 😉

Wer nun selbst Lust bekommen hat bei dem Game Jam mit zu machen, muss nichts weiter tun als Mitglied der Meetup Gruppe Game Creators Dortmund zu werden und sich schon einmal die folgenden Termine für 2019 im Kalender frei zu halten:

  • Samstag, 11.05.2019 (11:00 – 22:00 Uhr)
  • Samstag, 10.08.2019 (11:00 – 22:00 Uhr)
  • Samstag, 09.11.2019 (11:00 – 22:00 Uhr)

Die Events werden in den nächsten Tagen auf Meetup erscheinen und eine kostenlose Anmeldung ist dann sofort möglich.

Autor*in

Martin Neumann
Martin Neumann
Stellvertretender Chefredakteur