Ein spaßiger Arcade-Racer mit kernigen Sounds und abwechslungsreichen Strecken, aber teils schwachen Texturen sowie aggressiven KI-Gegnern.

Mit GRID2 schickt Codemasters (unter dem Label Codemasters Racing) den Nachfolger des 2008 erschienenen Race Driver: GRID ins Rennen. Wir durften das Spiel genauer unter die Lupe nehmen und jagten den heiß ersehnten Nachfolger durch unseren Testparcour.

In GRID 2 schlüpft ihr in die Rolle eines aufstrebenden Rennfahrers und müsst euch zum Anfang hin zunächst in kleinen Events und Duellen gegen zwei Teams beweisen, bevor euch die Einladung zur World Series Racing (WSR) über den virtuellen Weg erreicht. Verbale Unterstützung erhaltet ihr dabei von eurem “Teamchef”, der euch in eurer Garage sagt, was ihr zu tun habt sowie eurem “Mentor”, der euch während den Rennen via Funk lobend oder fordernd begegnet.

Grafik

Bei der Grafik in GRID 2 scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite sieht GRID 2 wirklich gut aus. Die Landschaften und Umgebungen wie z. B. Wälder und Strassenbeläge wirken stimmig. Auch einige Details wie Nebel, Blätter von Bäumen und gar Flugblätter bzw. alte Zeitungen auf der Fahrbahn lassen sich ausfindig machen. Sehr gelungen ist auch das optische Schadensmodell, das sich unter anderem mit starken Verformungen, kaputten Scheiben, herunterhängenden Auspuffanlagen und anderen wegfliegenden Karosserieteilen präsentiert.

GRID 2 (Schwache Texturen)

(Teilweise schwache Texturen von Nahem bei den Fahrzeugmodellen)

Auf der anderen Seite wirken die Gebäude sowie Fahrzeugmodelle (besonders in der Garage) jedoch sehr plastisch. Bei letzterem fällt dies zumindest bei naher Betrachtung sehr negativ auf, was hauptsächlich den flachen Texturen zu verdanken ist. Hier könnte sich die 1:1 Portierung von der Konsole zum PC eventuell bemerkbar machen. Einige Fahrbahnelemente wie z. B. der Rasen wirken ebenfalls flach. Das habe ich schon bei älteren Spielen aus gleichem Hause (Colin McRae: DiRT) besser erlebt.

Gameplay

GRID 2 ist bis auf wenige Realismus-Aspekte ein reiner Arcade-Racer. Die Fahrzeuge steuern sich je nach Typus mal schwer und träge sowie agil und spritzig. Ein Hang zum realistischen Fahrgefühl ist speziell beim lenken nicht immer vorhanden, doch kommt dieses stets authentisch und glaubhaft daher. Selbst der Endschalldämpfer bewegt sich in Kurven passend mit. Das driften hat bei GRID 2 einen hohen Stellenwert und macht nach einer kurzen Einarbeitung sehr viel Spaß. Jedes Fahrzeug reagiert anders und so solltet ihr euer Fahrzeug für ein gutes Drift-Ergebnis zunächst kennenlernen. Realismus-Fetischisten und Nicht-Drifter könnten hier jedoch das nachsehen haben, denn bei einem Verzicht gelangt man selten als erster ans Ziel, da der Geschwindigkeitsvorteil durch das driften im Spiel zu hoch ist.

GRID 2 (Tolles Schadensmodell)

(Optisch tolles Schadensmodell)

Bei Kollisionen mit anderen Fahrzeugen oder Crashs in Leitplanken und Mauern machen sich die Realismus-Aspekte bemerkbar. Hier werden euren Fahrzeugen nicht nur die vorhin erwähnten optischen Wunden zugefügt, sondern auch die Technik in Mitleidenschaft gezogen, was mir persönlich sehr gut gefällt. So wirkt sich eine aggressive und weniger vorausschauende Fahrweise auf das Fahrverhalten eurer Fahrzeuge aus, so dass nicht nur die Lenkung unberechenbar wird, sondern auch der Motor Schaden nimmt. Ein Frontalaufprall mit hoher Geschwindigkeit führt sogar zum Totalschaden, so dass ein Neustart des Rennens notwendig ist. Dadurch appelliert man trotz des Arcade-Feelings an eure Vernunft um nicht einfach mit Vollgas, ohne Rücksicht auf Verluste durch die Pisten zu jagen. Leider trifft das nicht immer auf die teils aggressive KI in den Einzelspieler-Modi zu, die euch gerne mal einfach ins Heck fährt um euch vom Asphalt zu drängen, obwohl links oder rechts Platz genug wäre. Glücklicherweise kann man solche KI-Manöver und eigene Fahrfehler über eine “Rewind-Taste” ausbügeln, die euch das laufende Rennen in Echtzeit zurückspulen lässt um euch so die Möglichkeit zu geben, doch eine andere Strategie für das aufkommende Problem zu wählen. Die Wahl eures Fahrzeuges für das jeweilige Rennen will gut überlegt sein. Euren Fuhrpark müsst ihr euch durch das Siegen von Duellen erspielen, da es keine Möglichkeit gibt neue Fahrzeuge bei einem virtuellen Autohändler zu kaufen. Auch müsst ihr auf große Tuning-Möglichkeiten in GRID 2 verzichten. Zwar könnt ihr euren Fahrzeugen neue Lackierungen sowie Sponsoren-Sticker und schicke Felgen verpassen, doch viel mehr Möglichkeiten gibt es nicht.

GRID 2 (Im Rennen)

(Sehr schicke InGame-Grafik. Die Umgebung wirkt jedoch etwas plastisch)

Letzteres hat aber meiner Erfahrung nach keine großen Auswirkungen auf das Fahrverhalten und dient nur der Optik. Bei den Renn-Events wird euch viel Abwechslung geboten. So dürft Ihr nicht nur an großen Rennen teilnehmen, sondern auch in Einzelduellen gegen andere Renn-Teams fahren zu denen ihr nach guten Leistungen eingeladen werdet. Weiterhin haben auch andere Firmen ein Auge auf euch und senden euch Einladungen zu Promo-Events. Auf den Teststrecken könnt ihr eure Fahrzeuge alle in ruhe ausprobieren oder euch auf die Jagd nach Spitzenzeiten machen. Hier werden euch auch die Zeiten eurer Freunde angezeigt, was ich sehr spaßig finde und für zusätzliche Motivation sorgen könnte. Die Auswahl der Fahrzeuge und Strecken in GRID 2 ist im übrigen ordentlich, wobei mich persönlich die dynamische Streckenführung (Live Routes) etwas stört. Dies mag zwar für Spannung sorgen und bietet sicherlich ein paar Überraschungen, aber das erahnen der nächsten Kurve wird so oft zum Ratespiel und sorgt für Frust, wenn keine Rewinds mehr verfügbar sind. Bereits vor dem Release war bekannt, dass es in GRID 2 keine Cockpit-Perspektive geben wird, was in meinen Augen nicht schlimm ist, da alle anderen klassischen Kameraperspektiven vorhanden sind. Ein großes Plus geht an den Splitscreen-Modus! Ja, ihr habt richtig gehört. In GRID 2 könnt ihr euch nicht nur Online-Duelle sondern auch klassische Duelle via Splitscreen liefern, was auch erstaunlich gut funktioniert.

Sound

Ein guter Sound ist für ein Rennspiel noch fast wichtiger als die Grafik und hier macht GRID 2 eine sehr gute Figur. Die Sounds der Motoren kommen sehr kernig daher (besonders in der 3rd-Person-Ansicht) und bieten eine starke Soundkulisse. Auch der Großteil aller anderen Soundeffekte befindet sich auf ähnlich hohem Niveau, auch wenn mir das qietschen der Reifen persönlich oft zu laut erscheint und die Motoren deutlich übertrumpft. Stellt man die Umgebung leiser um dem Problem entgegen zu wirken, wird es an manchen Stellen wiederum zu leise. Die Einstellungsmöglichkeiten der einzelnen Lautstärken in den Optionen sind sehr Großzügig. Der Soundtrack während der Renn-Sessions bietet schnelle sowie passende elektronische Musik und hält sich brav im Hintergrund, wenn die Musik nicht ausgeschaltet wurde. Die Stimmen in GRID 2 klingen ein wenig gezwungen und fehl am Platz, zumindest in der deutschen mir vorliegenden Version. Da diese jedoch nicht maßgeblich Entscheidend für das Spiel sind, ist dieser Punkt in meinen Augen nicht wichtig. GRID 2 leistet sich im Punkto Sound keine großen Patzer und ist in diesem Punkt sehr solide.

Atmosphäre

Die Rennstrecken von GRID 2 bieten euch einige Details und sind sehr abwechslungsreich sowie schick gestaltet, so dass diese auch nach einigen Stunden Spielspaß in meinen Augen noch nicht langweilig geworden sind. Die jubelnden Zuschauer sorgen zwar positiv für etwas mehr Renn-Atmosphäre, aber eine richtige Vorfreude kommt nicht auf. Die WSR ist in GRID 2 das größte Event und genau hier hätte ich mir etwas mehr gewünscht wie z.B. Reporter mit Kamera-Teams, die nach einem Interview fragen, großes Fan-Aufkommen, das nach einem Sieg auf die Straße stürmt oder gar Live-DJ’s. Zwar sieht man während dem Rennen ab und an auch Helikopter am Himmel, aber die Vermitteln nicht das Gefühl wegen dem Event da zu sein.

Fazit

Mit GRID 2 hat Codemasters einen würdigen Nachfolger aus der Boxengasse gelassen. Der Arcade-Racer überzeugt mit einer recht soliden Grafik, tollem Sound sowie einer einfachen und gut umgesetzten Steuerung. Das vorhandene Schadensmodell der Fahrzeuge sieht nicht nur toll aus, sondern hat auch Auswirkungen auf das Fahrverhalten der Fahrzeuge und knappert daher an der Schale zum leichten Realismus. Anders sieht es bei den inkonsequenten Tuningoptionen aus, die sich lediglich auf die Lackierung, Aufkleber und Felgen beschränken. Einen kleinen Abstrich muss man bei der dennoch gut aussehenden Grafik machen, die mit teilweise schwachen Texturen auf Fahrzeugen und Gebäuden aufwartet. Das fehlen der Cockpit-Perspektive ist für mich kein wirklicher Kritikpunkt. Die solide aber teils aggressive KI verlangt dem Spieler einiges ab, kommt aber im allgemeinen Stimmig daher. Alles in allem ist GRID 2 ein wirklich gelungener Arcade-Racer, der sich in keinem Bereich große Patzer erlaubt und ist für alle Racing-Fans eine echte Kaufempfehlung von mir.

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