Test: TrackMania² Valley

TM² Valley ist ein spaßiger und herausfordernder Arcade Fun-Racer mit teilweise schicker Grafik, gutem Gameplay und einer stimmigen Umgebung, der auch mit einigen Unstimmigkeiten aufwartet.

Im dritten Spiel der TrackMania²-Serie lässt euch Nadeo dieses Mal in schicken Rallyefahrzeugen durch wirklich ansehnliche Berg und Tal Strecken heizen. Wie bei den anderen TrackMania (TM) Spielen geht es auch hier darum Bestzeiten aufzustellen, um so die begehrten Medaillen zu erhalten. Neben den Bronze-, Silber- und Gold-Medaillen könnt ihr euch als ganz eifrige Rennfahrer nach wie vor auch Platin verdienen. Letzteres erreicht ihr, wenn ihr die Zeiten der Strecken-Autoren erreicht oder sogar unterbietet, was euch aber einiges abverlangt und zunächst etwas Übung braucht.

Grafik

Nadeo hat sich auch bei TM² Valley viel Mühe in den Kernbereichen gegeben. Der authentisch wirkende Asphalt ist in meinen Augen makellos und die Texturen sehen wirklich sehr schick aus. Einzig der Bodenbelag bei Schotter sieht etwas lieblos aus und fügt sich meiner Meinung nach nicht so gut in das Gesamtbild ein. Weiterhin finden sich rund um die verschiedenen Strecken viele Objekte, die ebenfalls optisch gut in Szene gesetzt sind. Da wären z. B. die Windkraftanlagen, Werbetafeln, Fahrbahnbegrenzungen, kleine Häuser mit schönen Wandtexturen und Strommasten um nur einige zu nennen. Allerdings gibt es auch viele Elemente die optisch nicht sehr ansprechend wirken und sehr matschige Texturen aufweisen. Das Gras sowie die Bäume rund um die Strecken sehen besonders in den Schotter-Passagen lieblos und matschig aus. Von weitem ist dies nicht zu bemerken und für ein TM² Stadium sicher ausreichend. Aber hier wirkt dies für mich wie eine 1:1 Portierung aus einem anderen TM-Spiel, wo die Nähe keine große Bedeutung hat. Da diese Objekte in TM² Valley jedoch unmittelbar zum Spielerlebnis gehören, hätte ich mir etwas mehr Detailverliebtheit gewünscht und Pflanzen zumindest im nahen Sichtfeld ansprechender gestaltet.

Natürlich ist es schwer, von einem TM² Stadium, wo sich das gesamte Gameplay im Grunde in einer Arena befindet und somit “geschlossener” wirkt, zu einem Spiel mit völlig offenem Terrain umzusteigen. Aber meiner Meinung nach sollte man auf wichtige Elemente Rücksicht nehmen. Andere Objekte wie z. B. die herumliegenden Baumstämme am Streckenrand sind ebenfalls betroffen. Während manche Gruppen von Stämmen schön lebhaft aussehen, gibt es auch andere Gruppen von Stämmen in Form von “Kastenobjekten”, die mit eine Baumstamm-Textur überzogen sind und wie eine Ansammlung aus Stämmen wirken sollen. Man könnte dies nun sicher als kleinlich einstufen, aber es sind oft die Details, die für ein “wahres” Spielgefühl sorgen. Mir ist dies ohne ein Replay während des Fahrens aufgefallen. Bei aller Kritik an dem Design einiger Umgebungselemente hat sich Nadeo in punkto Fahrzeugdesign keine Patzer geleistet. Die Rallye-Boliden sehen wie gewohnt verflucht gut und detailverliebt aus. Besonders gelungen finde ich die Lackierung sowie die Carbon-Elemente. Auch das optische Schadensmodell mit Beulen, Kratzern sowie fehlenden Karosserieteilen wirkt für einen Arcade-Racer mehr als gut. Zerbrochene Scheiben wären nur noch das i-Tüpfelchen gewesen. Selbst Staub könnt ihr auf euren Fahrzeugen ausmachen, nachdem ihr durch die Schotter-Passagen geheizt seid. Ebenfalls schick ist die Beleuchtung der Scheinwerfer, wenn ihr euch in Nachtfahrten stürzt.

Gameplay

Die Steuerung der Boliden geht in TM² Valley gewohnt gut von der Hand und wenn ihr bereits einen Titel der TrackMania-Serie gespielt habt, werdet ihr sehr schnell Anschluss finden. Im Grunde steuern sich eure Rallyefahrzeuge kaum anders, als die Fahrzeuge aus den anderen TM-Serien, was ich aber persönlich überhaupt nicht schlimm finde. Sehr schön ist auch das für Rallyfahrzeuge typische Driften, dass Nadeo ebenfalls in das Spiel integriert hat. Dies erfordert jedoch speziell auf Asphalt etwas Übung, da sich das Driften dort doch etwas schwerer gestaltet und eure Fahrzeuge schnell unkontrollierbar werden. Als Folge könnte man mit einem Aufprall an der Bande oder an einem Baum enden, der euch wertvolle Zeit kostet. Dabei sind Kollisionen mit kleinen Sträuchern sehr fragwürdig, da diese sich wie ein Crash in eine steife Bande anfühlen. Überhaupt werden bereits kleine Rempeleien in meinen Augen mit viel zu radikalen Geschwindigkeitsverlusten bestraft zu dem noch Verzögerungen beim erneuten Beschleunigen folgen. Man hat das Gefühl einfach gar nicht mehr vom Fleck zu kommen.

Auf Schotter hingegen verhalten sich die Fahrzeuge viel agiler und sind in Drift-Situationen leichter zu kontrollieren. Ein gutes Zeichen dafür, dass sich das Gameplay auf den Fahrbahnen unterscheidet und Nadeo diese Eigenschaft für meinen Geschmack gut umgesetzt hat. Schäden nehmen eure Fahrzeuge nur optischer Natur, was aber für diesen Arcade-Racer auch völlig in Ordnung ist. Ein technisches Schadensmodell hätte das Gameplay an dieser Stelle nur negativ beeinflusst. Als eher nicht so gut empfinde ich dagegen die kleinen Verzögerungen bei der Tastatureingabe. Speziell beim Beschleunigen und Bremsen reagieren eure Boliden etwas verzögert. Dieses Gefühl bestätigt sich akustisch durch den ebenfalls verzögerten Motorensound sowie optisch durch die aufhellenden Bremslichter. Nach jedem Rennen könnt ihr euch eine Wiederholung ansehen und die Optik sowie eure Fahrkunst bewundern. Ab und zu kommen leichte Bugs bei der Kameraführung zum Vorschein, die mich persönlich aber nicht weiter stören. Leider ist der Funktionsumfang des “Replay-Editors” sehr eingeschränkt und lässt euch nicht mal den Film vor- oder zurückspulen oder gar das Menü ausblenden, um saubere Screenshots zu erstellen. Somit sind Play und Stop wohl die einzig verfügbaren Funktionen.

Sound

Der Sound in TM² Valley ist wenig spektakulär, aber für ein Spiel in diesem Genre mehr als in Ordnung. So klingen die Motorensounds (bzw. der Sound, da es nur einen Fahrzeugtyp und somit ein gemeinsames Sample gibt) sehr kernig und protzig. Eine besonders böse Überraschung erlebt ihr jedoch, wenn ihr die Soundqualität in den Einstellungen auf “Hoch” setzt. Mysteriöserweise verschwinden in vielen Teilen des Spiels einfach die Motorengeräusche und ihr fahrt quasi wie ein Stromfahrzeug herum. Was ich persönlich zunächst für ein Problem mit meiner Hardware hielt, wurde jedoch auch im offiziellen Forum bestätigt. Demnach ist das Problem schon länger bekannt (seit der Beta-Phase) und zur temporären Lösung sollte die Soundqualität auf “Normal” gesetzt werden, bis ein entsprechender Patch zur Verfügung gestellt wird.

Solltet ihr euch nicht zu sehr allein auf die Strecken konzentrieren, gibt es an einigen Stellen auch nette Sounddetails wie Stromgeräusche von den Strommasten und Tiergeräusche von zirpenden Grillen und anderem Getier. Die Details zum zuerst genannten setzen sich jedoch leider nicht für alle Elemente fort, so gibt es z. B. keinen Sound bei den Windkraftanlagen, die ja aus der Nähe sehr laut sind, oder für das Wasser, wenn man in den Flüssen landet. Auch könnten die Geräusche bei Kollisionen, Überschlägen und Aufprallen für meinen Geschmack einen Hauch dramatischer sein. Verschiedene Samples würden dem ganzen zusätzlich gut tun, da sich nicht nur Aufpralle und Crashes in die Banden so gut wie gleich anhören. Das Quietschen beim bremsen ist nett anzuhören, auch wenn dieses bereits bei sehr geringer Geschwindigkeit eingesetzt wird und mich persönlich auf Dauer nervt. Wegfliegende Fahrzeugteile wie Motorhauben kommen auch ohne jeglichen Klang daher. Die elektronische Musik-Mischung kommt wie aus anderen TM-Teilen gewohnt stimmig daher und passt sehr gut zum schnellen Tempo des Spiels.

Atmosphäre

Nadeos Botschaft bezüglich der Strecken-Atmosphäre war klar formuliert und versprochen wurde auf der offiziellen Seite ein “…üppiges Tal mit Rallye-Gameplay, dessen Umgebung uns sofort umhauen wird…”. Dem kann ich persönlich zum größten Teil zustimmen, denn die Mischung aus ländlichen Ambiente und Schotter-Passagen geht auf. Der Einsatz von Objekten wie Windkraftanlagen, Holz, Überlandleitungen und kleine Hütten aus Stein lassen die Umgebung wirklich ländlich aussehen und auch die Berge am Horizont wirken stimmig. Sicherlich wäre auch hier noch Platz für weitere Optimierungen gewesen wie z. B. Felder, Bauernhöfe oder gar Tiere, aber das wären alles nur “nice to have” Dinge, die der Stimmung zusätzlich geholfen hätten. Nichts desto trotz gefällt mir TM² Valley bereits von dieser Seite sehr gut und die Umgebung kommt nie langweilig daher, aber von einem “umhauen” zu reden wäre an dieser Stelle zu optimistisch. Allein der Einsatz der zahlreich vorkommenden Pflanzen in niedriger Darstellungsqualität sowie lieblos gestalteten Objekten wirken sich negativ auf die Stimmung aus.

Fazit

Alles in allem liefert Nadeo in meinen Augen auch mit TrackMania² Valley ein gutes Gesamtpaket ab. Das Gameplay ist gewohnt und macht Spaß, die Strecken sind Abwechslungsreich sowie ansehnlich gestaltet und auch an Nachtfahrten hat man gedacht. Zudem trifft man auch auf einige Details, die die Umgebung nochmals etwas aufwerten. Leider ist bekanntlich nicht alles Gold was glänzt und so trüben teils matschige Texturen sowie lieblos gestaltete Objekte den Spielfluss. Hier hätte man sich viel mehr Mühe geben sollen, denn ein “Valley” lebt von solchen Elementen und bietet im Gegensatz zu TM² Stadium keine geschlossene Arena, so dass die Umgebung etwas mehr Zuneigung gebraucht hätte. Auch sind einige Kollisionsabfragen mit Objekten wie Sträuchern fragwürdig und manche Gameplay-Elemente, wie das teils unkontrollierte Driften, das bereits nach einer kleinen Rempelei zu unnormal starkem Geschwindigkeitsverlust führt, sehr nervenaufreibend. Nichts desto trotz macht es auch noch nach einer längeren Spielzeit Spaß, mit den schicken Boliden durch die Strecken zu jagen und immer bessere Zeiten aufzustellen. Nadeo macht sicher nicht alles richtig, aber auch nicht vieles falsch. Daher gibt es von mir eine Kaufempfehlung für alle TrackMania-Fans und Spieler die in die TrackMania-Serie einsteigen wollen.