Das AOC nicht nur im Business-Sektor agiert und längst auch einen festen Platz im hart umkämpften Gaming-Markt gefunden hat, dürfte mittlerweile bekannt sein. Besonders die Spieletauglichen Monitore erfreuen sich aufgrund ihres attraktiven Preis-/Leistungsverhältnisses zunehmender Beliebtheit bei Gamern und wir wollten uns selbst ein Bild davon machen. Vor uns steht der G2790PX und wie sich dieser 27“ Monitor so schlägt, lest ihr weiter unten.
Manche bösen Zungen behaupten, dass AOC als kleiner Hersteller von Business- und Office-Produkten nicht in den Gaming-Markt gehört und auch die Qualität der Produkte eher zu wünschen übriglasse! Das sind überaus schmerzvolle Sätze, die leider aufgrund der heutigen Möglichkeiten sich seinem Unmut Luft zu machen keine Seltenheit sind. Fact or Fake?
Mit über 10.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von etwas mehr als 158 Mio. US-Dollar allein in Europa, gehört die Admiral Overseas Corporation (kurz und besser bekannt als AOC) mit Sicherheit nicht zu den kleinen Herstellern auf dem Markt für Computer-Peripherie. Weiterhin ist AOC ein direktes Tochterunternehmen von TPV Technology, dem größten Hersteller von Computer- und TV-Displays der Welt! Selbst Philips lässt mittlerweile alle TV- und Monitore von TPV Technology herstellen und viele andere Hersteller lassen sich zumindest mit Technik wie z. B. Displays beliefern. Den Vorwurf des kleinen Herstellers kann man an dieser Stelle bereits abschmettern, aber viel wichtiger für euch: Jetzt kommen wir endlich zu unserem G2790PX. 😉
Der AOC G2790PX ist quasi der “große Bruder” des 24.5″ Monitors G2590PX und besitzt ebenfalls ein markantes Detail der Serie – das rahmenlose Display. Dies vermittelt zumindest der Ersteindruck des rund 6.5kg schweren Monitors, sobald man ihn das erste Mal von vorne begutachtet, doch dazu später mehr. Was unmittelbar als weiteres Designelement ins Auge fällt, ist die große Zierleiste im warmen Rotton am unteren Bildschirmrand. Diese kennt man zwar schon von anderen Modellen wie dem G2778VQ oder dem G2460VQ6, allerdings fällt sie beim G2790PX noch deutlich größer aus. Mir persönlich gefällt das optische Erscheinungsbild dieses 27-Zöllers richtig gut und auch das leichte herausstehen der Zierleiste, welches mir auf diese Weise das Ende des sichtbaren Bildbereichs signalisiert, empfinde ich als gelungenen Designaspekt. Ansonsten setzt AOC auch bei diesem Modell auf die Hauptfarbe schwarz und färbt neben der Zierleist einzig den Bereich rund um die Kabeldurchführung am Standfuss rot ein. Die Materialwahl ist gewohnt hochwertig und besteht weitestgehend aus robustem Kunststoff, welcher ziemlich unempfindlich gegenüber Fingerabdrücken ist. Einzig der Rahmen des Monitors kommt in schwarzem Hochglanz daher und die Oberfläche des Standfuss-Sockels ist mit einer dünnen Platte aus mattem Aluminium mit riefen in Form von Kreisen versehen. Kratzer sind prinzipiell nicht zu befürchten, wenn man mal aus versehen mit seinen Fingernägeln ans Gehäuse kommt, allerdings sollte man nicht zu rabiat mit dem guten Stück umgehen und die Hochglanz-Bereiche erfahrungsgemäß sehr vorsichtig behandeln. 😉
Auf der Rückseite erwartet den ein oder anderen wohlmöglich eine kleine Überraschung, denn wer sich zuvor nur auf den Produktseiten von AOC über die technischen Spezifikationen des G2790PX informiert hat, wird keine Informationen zu dem vorhandenen 3,5mm Kopfhörerausgang sowie dem 3,5mm Audio-Eingang gefunden haben, die definitiv vorhanden sind. Für den Anschluss von Videosignalen stehen euch zwei HDMI-Ports (V1.4), ein DisplayPort (V1.2) sowie ein VGA-Port zur Verfügung. Wünschenswert wäre vielleicht noch ein zweiter DisplayPort gewesen, um HDMI rein für andere Quellen wie z. B. Spielekonsolen nutzen zu können, doch für den Betrieb eines PCs sind genügend Optionen vorhanden – selbst im Multi-Monitor-Setup. Auch für den Betrieb diverser USB-Geräte wie z. B. Maus, Tastaturen, USB-Speicher oder externe Webcams, stehen euch vier USB 3.0-Ports zur Verfügung. Alle Smartphone-Nutzer oder Fans kabelloser Gaming-Mäuse werden sich vermutlich freuen zu hören, dass einer der USB-Ports die Stromversorgung selbst beim ausgeschaltetem Monitor bereitstellt und einem vollen Akku somit nichts mehr im Wege steht. Das USB-Anschlusskabel zur Verbindung mit dem PC fällt mit 1,5 Meter allerdings recht kurz aus und hätte gerne länger sein dürfen. Zur Sättigung des kleinen Stromhungers von maximal 32 Watt kommt auch bei diesem 27-Zöller ein internes Netzteil zum Einsatz. Für die Montage an der Wand oder einer anderen Vorrichtung, ist der Monitor durch den VESA-Mount (100 x 100mm) bestens vorbereitet. Durch die zwei Lautsprecher mit jeweils 2 Watt ist eine direkte Audio-Ausgabe möglich, allerdings sollte man keinen qualitativ hochwertigen Klang erzeugen – was allerdings weniger überraschend sein sollte.
Unserem Testmuster lagen sehr wahrscheinlich ein paar Kabel mehr dabei, allerdings dürfte dem Lieferumfang nach meiner Rechnung jeweils ein Video-Kabel für HDMI, DisplayPort & VGA, ein Audiokabel, das USB-Verbindungskabel sowie ein Kaltegerätekabel beiliegen. Somit ist quasi alles dabei, um den Monitor direkt in Betrieb zu nehmen.
Sobald das erste Bild auf dem G2790PX erstrahlt, könnte sich bei dem ein oder anderen die erste Ernüchterung breit machen. Das eingangs erwähnte rahmenlose Display, entpuppt sich leider als eine Mogelpackung und wer sich schon auf einen überaus dünnen Rand ala Eizo FlexScan EV2455-BK zwecks nahtlosen Multi-Monitor-Betrieb gefreut hat, ist spätestens jetzt wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Streng genommen liegt die dicke des Rahmens bei lediglich 2mm pro Seite, allerdings hört das Panel bereits links, rechts und oben 5mm vorher auf. Stellt man zwei Displays nebeneinander, macht dies eine optische Lücke von 1,4 cm! Mich stört dies persönlich nicht, da ich zum Spielen nur einen 27″-Monitor verwende. Hat man den ersten kleinen Schock überwunden, kann man sich als Entschädigung auf ein kontrastreiches sowie kräftiges Bild mit einer maximalen Auflösung von 1920 x 1080p in 16:9 bei absolut Spielefreundlichen 144Hz freuen. Die Standardkonfiguration des Monitors liefert bereits ein gutes optisches Ergebnis und nach einem kurzen Feintuning im Menü, war das Bild für meinen Geschmack sogar nahezu perfekt. Auch beim G2790PX setzt AOC auf das günstigere TN-Panel mit WLED-Hintergrundbeleuchtung und erweitert die Anzahl an Farbabstufungen dank FRC auf 253 (6Bit + 2Bit FRC). In der Regel kann der Einsatz von FRC zu deutlichem flackern führen, allerdings hat AOC mit der Flicker-Free Technologie entsprechende Vorkehrungen getroffen, die Belastung auf den Augen durch störendes Flackern auf ein Minimum zu reduzieren. Wer zusätzlich noch das blaue Licht zur Schonung seiner Augen blockieren möchte, kann optional den Low Blue Light-Modus im Menü aktivieren. Anders als über herkömmliche Filter oder der Entfernung von blauem Licht unter Windows 10, erhält das Bild keinen Gelbstich und verliert nicht großartig an Helligkeit. Auf dem Papier wirkt das Kontrastverhältnis von 1000:1 bei einer Helligkeit von 400cd/m² eher recht unspektakulär, aber für meinen Geschmack ist das Bild absolut zufriedenstellend und die Ausleuchtung mehr als ausreichend. Neben kontrastreichen Spielszenen mit guten Farbverläufen, werden helle sowie dunkle Farbtöne detailliert dargestellt und bilden stets einen fließenden Übergang. Durch Shadow Control können dunkle Szenen bei Bedarf leicht aufgehellt und erneut eingedunkelt werden, was eine gerade bei rasanten Titeln eine interessante Option sein könnte, allerdings etwas zu Lasten der Bildqualität geht. Bei ganz dunklen Szenen ist ein sehr leichtes Backlight Bleeding zu bemerken, was jedoch absolut im Rahmen bleibt.
Während sich Besitzer von AMD-Grafikkarten natürlich über die FreeSync-Unterstützung des G2790PX freuen werden, kommen auch nVIDIA-Fans aufgrund der sehr niedrigen Reaktionszeit von 1ms günstig auf ihre Kosten. Selbst ohne die passende Synchronisierungstechnologie, konnte ich bei rasanten Spielen wie Call of Duty: WW2 oder Rocket League zu keiner Zeit Bildprobleme (Tearing, Input-Lags oder Ruckler) feststellen, wenngleich das Resultat mit eingeschaltetem VSync natürlich etwas besser war. Die Framerate bliebt trotz VSync unter Einsatz meiner 1070 GTX recht stabil und ging gegenüber einem deaktivieren VSync nur wenige FPS nach unten. Allerdings sollte man die Übersteuerung, welche die Schaltzeiten noch einmal dramatisch verkürzt, ohne FreeSync nicht aktivieren. Das Menü erreicht man im Übrigen durch einen frei beweglichen Stick auf der Rückseite, der etwa 5cm vom unteren Rand auf der rechten Seite positioniert ist. Dieser Stick dient ebenfalls als Ein- und Ausschalter, wobei das ausschalten nicht so gut gelingt, wenn das Eingangssignal kurz vorher nicht mehr vorhanden ist. Während man den G2790PX sonst durch Betätigung des Sticks für 3 Sek. ausschaltet, dauert dieser Vorgang mindestens 4-Mal so lang, wenn kein Signal mehr am Monitor ankommt – also z. B. nach dem Herunterfahren des Rechners. Hier muss man warten, bis das System vermutlich alle Quellen nach einem Eingangssignal abgesucht hat, bevor der Stick wieder eine Funktion besitzt.
Ob man als Besitzer einer nVIDIA-Karte jedoch die deftige Preisdifferenz zu einem G-Sync Monitor im Austausch des eher geringeren Mehrwerts in Kauf nehmen möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Aktuell bekommt man den G2790PX schon für günstige 290€. Bleibt man bei AOC und sucht nach einer Alternative mit G-Sync, wäre die nächste Option der AG271QG aus der Agon-Serie, der immerhin mit 698€ zur Buche schlägt – rund 140% mehr! Dafür erhält man natürlich auch ein IPS-Display mit einer etwas höheren Auflösung und 165Hz bei 4ms Reaktionszeit. Sollte es preislich nicht zu sehr auseinander gehen, kann man nur auf den 24-Zöller G2460PG ausweichen, der jedoch mit rund 380€ trotz der des kleineren Displays noch immer rund 100€ teurer ist.