Test

Test: Harvest Moon – Licht der Hoffnung

Hobby- Farmer und Landschaftsgärtner aufgepasst: die Farming Simulation Harvest Moon ist zurück. Zwar weiterhin unter dem Mantel von Neu-Entwickler Natsume, das 20-jährige Jubiläum möchte die japanische Spieleschmiede aber dennoch gebührend zelebrieren. Während Harvest Moon Schöpfer Marvelous Entertainment mittlerweile das Bauerhof-Prinzip in der Spielereihe Story of Seasons ambitioniert verfolgt und das Indie-Projekt Stardew Valley sämtlichen Freizeit-Bauern-Simulationen den Rang abläuft, soll Harvest Moon Licht der Hoffnung die Spiele-Reihe zurück zu ihren Wurzeln führen.

Seit dem 28. Juni kann Harvest Moon Licht der Hoffnung nun ebenfalls für die Nintendo Switch sowie die PlayStation 4 in einer Special Edition erworben werden, nachdem ihr das Farming-Abenteuer bereits im letzten Jahr auf dem PC erleben konntet. Zur Feier des 20-jährige Geburtstages des Franchises Harvest Moon, haben wir uns das neuste Abenteuer einmal genauer angesehen. Wie sich Natsume bei einem weiteren Abenteuer auf dem Bauernhof schlägt und ob man dem derzeitigen Genre-König Stardew Valley den Thron streitig machen kann, erfahrt ihr in unserem Test.

Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht

In ‘Harvest Moon Licht der Hoffnung’ könnt ihr in die Haut eines namenlosen Helden als auch Heldin schlüpfen und die verlassene Hafenstadt Leuchtdorf erkunden. In einem Sturm auf hoher See habt ihr zuvor Schiffbruch erlitten und seid seither durch die Rettung von Ärztin Holly in dem mysteriöse Dorf rund um einen defizitären Leuchtturm gestrandet, der seinen Zweck schon seit Jahren nicht mehr zu erfüllen vermag. Euer Ziel ist es nun allen voran, die Stadt wieder mit Leben zu erfüllen, die brachialen Häuser der Dorfbewohner zu reparieren und vor allem dem mysteriösen Leuchtturm sein Licht zurückzubringen.

Um das alles zu erreichen werdet ihr neben den Arbeiten für euren landwirtschaftlichen Betrieb in diversen Quest-Reihen dazu genötig Items und Sammlergegenstände aufzutreiben, Gespräche zu führen und eure neue (Wahl)Heimat zu erkunden. Euer neues landwirtschaftliches Handwerk rückt dabei derart stark in den Hintergrund, dass sich vor allem ab Mitte des Spiels der Eindruck aufdrängt ihr wärt lediglich nebenberuflich Bauer. Das reguläre Farmleben hätte Entwickler Natsume ruhig gekonnter in eure Aufgaben als persönliche Assistenz der Dorfbewohner verstricken können, so entsteht der Eindruck einer inkonsequenten und pflügen Erzählstruktur, die die Illusion eines simulierten Umgebung aufzuheben versucht und damit dem zugeordneten Genre jegliche Substanz stiehlt.

Um den Vergleich mit Genrekönig und Indie-Veteran Stardew Valley – leider auch notwendigerweise – aufrechtzuerhalten: Die kleine Hafenstadt inmitten von ‘Licht der Hoffnung’ wirkt recht unbeweglich, anorganisch sowie leblos. Die Bewohner zeigen nur kleinere Bewegungsabläufe zu gewohnten Tageszeiten, Laufwege werden in einigen Situationen durch einfache Teleportationen ersetzt, Gespräche abseits der Hauptstory mit euren Nachbarn bestehen lediglich aus substanzlosen, redundanten Satzfetzen. Tiefgehende Hintergrundabläufe und Thematiken werdet ihr in Natsume’s ‘Harvest Moon Licht der Hoffnung’ nicht zu Gesicht bekommen, ein Problem, dass das Franchise sich in der Hand von Marvelous Entertainment selten zu Schulden kommen ließ.

Rettet den Leuchtturm! Euer Ziel ist es das Licht im Leuchtturm wieder zum Strahlen zu bringen.

Umschulung vom Framer zum Minenarbeiter

Spielerisch bleibt Natsume der Reihe grundlegend treu und wirft euch in ein wahres Bauernparadies samt kleinerer, umso mehr vermeidbarer Abstriche. Leider beginnt das Spiel – ähnlich populärer Genre Vertreter – recht träge und verlagert den Fokus auf euer gut-gedüngtes Erntebeet. Erst nach einigen Spielstunden werdet ihr dann endlich die Möglichkeit erhalten euch auch mit der Fauna auf eurem Hof zu beschäftigen. Die Farmarbeit rückt wieder einmal stark in den Hintergrund. Ein Problem der Priorisierung mit dem ‘Licht der Hoffnung’ in weiteren Belangen zu kämpfen haben wird. Während die Auswahl an Zuchttieren für euren Bauernhof angemessen erscheint, lässt die Quantität der Feldfrüchte starken Zweifel zu. Abseits davon ist die Tierzucht ab sofort kein Gewinngarant mehr. Eure Haupteinnahmequellen sind zukünftig vor allem das Angeln als auch die Arbeit in den Minen. Ein fataler Fehler im Balancing, der die Farmarbeit für das Vorankommen im Spiel nicht mehr unbedingt notwendig macht und vor allem das so wichtige Erfolgsgefühl im dem freien Spielgefüge der Farming-Simulation ausbremst. Die Preise für eure Zuchttiere sind im Vergleich zur wirklich unbestreitbar lächerlichen Einnahmequellen der Erzeugnisse so immens hoch, dass sich die Hobby-Bauern unter euch direkt nach der nächsten Umschulung umsehen werden.

Die Minenarbeit in ‘Harvest Moon Licht der Hoffnung’ ähnelt dabei stark der Nebenbeschäftigung aus Stardew Valley mit dem einzigen Unterschied, dass ihr euch in den dunklen Gefilden keiner Gegner erwehren müsst. Ein Fakt, welcher die Forschung unter Tage zwar qualitativ nicht unbedingt herab setzt, euch allerdings auch eine abwechslungsreiche und eine der wenigen actionreichen Komponente stiehlt. Die zufallsgenerierten Dungeons gehören ebenfalls zu den eher unausgeglichen Elementen der Farming-Simulation. So lassen sich die grundlegendsten Erze und Materialien auf den obersten Ebene nur sehr schwierig finden, während die kostspielige Teile aufgrund der Minenstruktur auf den späteren Ebenen viel einfacher zu sammeln sind.

In Harvest Moon Light of Hope stehen euch einige, bekannte Nebenbeschäftigungen zur Verfügung.

Konsolenportierung im Mobile-Look

Einige grundlegende Elemente der ursprünglichen Harvest Moon-Reihe bleiben auch bei Entwickler Natsume erhalten. So könnt ihr euch natürlich mit den Dorfbewohnern anfreunden, die große Liebe finden sowie Nachwuchs zeugen. Dabei stehen euch insgesamt 16 Junggesellen zur Verfügung, sechs davon haben erst in der Special Edition auf der PlayStation 4 und der Nintendo Switch Einzug gehalten. Auch die populären Dorffeste finden nach wie vor in allen vier Jahreszeiten statt. Auch hier dürft ihr euch über ein exklusives einzigartiges Festlichkeit freuen. Mit dem Hunderennenfest hat die Konsolenversion so ebenfalls exklusiven Content spendiert bekommen.

Das erwähnenswerteste Feature von ‘Harvest Moon Licht der Hoffnung’ – und zugleich auch ein mittlerweile im Standard von Farming Simulationen angekommene Element – ist der lokale Koop-Modus. So ist es möglich, dass sich jederzeit ein Freund an eurer Konsole mit euch ins Farmleben stürzt. Dabei übernimmt dieser allerdings vorerst lediglich die Rolle der Elfe Soleil, der es möglich ist sich um eure Tiere zu kümmern und die Ernte zu pflegen. Wer sich gut mit seinem Koop Partner nach Harvest Moon Manier anfreundet, sollte seinen Mitspieler schon bald in einen Menschen verwandeln können und damit ebenfalls zum geheimen Heiratskandidaten machen. Ein Koop-Modus, der erst einmal zwar sehr halbgar wirkt, aber eine nette Erweiterung für alle die bietet, die ihren Bauernhof schon immer mit dem besten Freund teilen wollten.

Optisch gewinnt Harvest Moon Licht Hoffnung keine großen Preise, enttäuscht aber auch nicht auf ganzer Linie. Der Stil ist auf der Nintendo Switch recht zurückhaltend gestaltet, ähnelt einem ambitionierten Mobile-Titel mit einigen zusätzlichen Details. Für eine vollwertigen Ableger der Reihe bleibt der minimalistischen Stil aber nach wie vor hinter den Erwartungen zurück.
Technisch ist die Farming Simulation nicht ganz so standhaft. Abstürze sind auf der von uns getesteten Nintendo Switch Fassung zwar selten gewesen, aber eben doch leider vorhanden. Viel mehr dürften aber vor allem die weniger spektakulär gestalteten Ladebildschirme stören, die beim Wechseln von kleinen Map-Teilen so wie nach Gesprächen oder beim Speichern ihren Zeitanteil fordern.

Harvest Moon Light of Hope präsentiert sich in einem minimalistischen Comic-Look.

Fazit

Das größte Problem von ‘Harvest Moon Licht der Hoffnung’ ist schlussendlich die Existenz von Konkurrent Stardew Valley und der damit verbundene Beweis wie es schlichtweg besser geht. Quests und Aufgaben in ‘Licht der Hoffnung’ sind äußerst repetitiv und lockern den ohnehin schon monotonen Bauernalltag nur geringfügig auf. Das äußerst obskure Balancing der Einnahmequellen auf dem Bauernhof und den gewinnbringenden Nebenbeschäftigungen ist mehr als fragwürdig und motivationsraubend. Exklusive Features für die Nintendo Switch sowie die PlayStation 4, eine ausschweifende (Hintergrund)Geschichte sowie animierende Kartenerweiterungen im Spielverlauf zeigen allerdings erste Ambitionen von Entwickler Natsume die Framing-Reihe zurück zu den erfolgreichen Wurzeln zu befördern. In Kombination mit der anorganischen und leblosen Spielewelt und der zwecklosen Priorisierung der Hauptquests wirkt ‘Licht der Hoffnung’ wie ein ambitioniert aber nicht zu ende gedachter Versuch die Harvest Moon Reihe aus dem Sumpf der Belanglosigkeiten herauszuziehen. Eine Kampf mit Genre König Stardew Valley wagt die Farming Simulation allerdings zu keinem Zeitpunkt - die Chancen gegen das Genre Schwergewicht wären auch wahrlich aussichtslos. Der über 30€ teurere Konkurrent ‘Harvest Moon Licht der Hoffnung’ verliert nicht nur in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer sich ein idyllisches Leben auf dem Bauernhof wünscht - ohne Abstriche, technische Fehler und in liebevoller Pixel Optik - sollte auch weiterhin zum Indie-Hit Stardew Valley greifen.
Das größte Problem von ‘Harvest Moon Licht der Hoffnung’ ist schlussendlich die Existenz von Konkurrent Stardew Valley und der damit verbundene Beweis wie es schlichtweg besser geht. Quests und Aufgaben in ‘Licht der Hoffnung’ sind äußerst repetitiv und lockern den ohnehin schon monotonen Bauernalltag nur geringfügig auf. Das äußerst obskure Balancing der Einnahmequellen auf dem Bauernhof und den gewinnbringenden Nebenbeschäftigungen ist mehr als fragwürdig und motivationsraubend. Exklusive Features für die Nintendo Switch sowie die PlayStation 4, eine ausschweifende (Hintergrund)Geschichte sowie animierende Kartenerweiterungen im Spielverlauf zeigen allerdings erste Ambitionen von Entwickler Natsume die Framing-Reihe zurück zu den erfolgreichen Wurzeln zu befördern. In Kombination mit der anorganischen und leblosen Spielewelt und der zwecklosen Priorisierung der Hauptquests wirkt ‘Licht der Hoffnung’ wie ein ambitioniert aber nicht zu ende gedachter Versuch die Harvest Moon Reihe aus dem Sumpf der Belanglosigkeiten herauszuziehen. Eine Kampf mit Genre König Stardew Valley wagt die Farming Simulation allerdings zu keinem Zeitpunkt - die Chancen gegen das Genre Schwergewicht wären auch wahrlich aussichtslos. Der über 30€ teurere Konkurrent ‘Harvest Moon Licht der Hoffnung’ verliert nicht nur in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer sich ein idyllisches Leben auf dem Bauernhof wünscht - ohne Abstriche, technische Fehler und in liebevoller Pixel Optik - sollte auch weiterhin zum Indie-Hit Stardew Valley greifen. Test: Harvest Moon - Licht der Hoffnung