Nach dem Kampf auf dem Rasen in FIFA 14 haben wir uns auch dem Kampf auf dem Eis gestellt und testen für euch das neue NHL 14 für die Xbox 360. Also, ab auf’s Eis!

Anspannung, aufsteigende Nervosität, Hitze und warmer Schweiß unter der schweren Körperpanzerung – so fühlt es sich vermutlich an, wenn man als Teil seines Teams auf dem Gang bereit steht, bevor man endlich auf’s Eis darf. Ein kurzer Blick in die Menge, ein kurzer Plausch mit Mitspielern oder Gegnern und die Ordner machen den Weg frei. Angefeuert von den Fans stürmt man unter schallender Musik sowie einer riesigen Lightshow auf die Eisfläche und vergisst für einen Moment seine Anspannung. Nach einigen Runden auf dem Eis geht es auch schon in die Mitte und der Schiedsrichter läutet den Bully ein…

Jedes Jahr versorgt uns Electronic Arts neben FIFA, NBA Live und MADDEN NFL auch mit einem neuen Ableger aus der NHL-Reihe. Das Ziel: Mach’s besser, mach’s größer und mach’s umfangreicher als letztes Jahr…und bring’ uns natürlich Geld rein!

Tolle Grafik mit teils stark einbrechender Framerate

Ob “bigger and better” immer das richtige Rezept ist, wage ich persönlich zu bezweifeln, aber in punkto Grafik hat EA bei NHL 14 eine solide Backmischung kreiert! Nie sah NHL auf der Xbox 360 so gut aus, wie dieses Jahr. Das Innere der Halle mit all den Leuchttafeln, die sich teilweise auch auf dem Eis spiegeln, das Glas um die Eisfläche sowie die Eisfläche selbst sieht wirklich richtig schick aus. Auch die Spieler samt ihrem Equipment lassen kaum Wünsche offen und fügen sich harmonisch in das Gesamtbild ein. Das hat jedoch zumindest auf der Xbox 360 seinen Preis, denn bei Zwischensequenzen oder vielen Spielern im eigenen Torraum kommt es zur sehr starken Rucklern, die gerade beim eigentlichen Gameplay störend sind. Da die Ruckler nicht nur manchmal, sondern bei jedem Spiel vorkommen, hätte dies eigentlich auffallen müssen. Glücklicherweise kommen diese nur in den genannten Situationen vor, so dass man sich schon fast darauf einstellen kann. Im übrigen Verlauf hingegen, läuft das Spiel butterweich.

NHL 14

Mindestens genau so gut, wie die Grafik selbst, sind die Animationen der Spieler, während des Gameplays. Bewegungen werden authentisch umgesetzt und sind für meinen Geschmack keiner weiteren Anpassung nötig. Anders hingegen sieht es bei den Kämpfen aus. Sicherlich ist man auf dem Eis nicht so Standfest wie auf festem Boden, aber durch die erstmals hier eingesetzte Enforcer Engine, die immerhin aus der Fight-Night-Serie stammt, hätte ich mir etwas ansehnlichere Kämpfe gewünscht. Vielleicht auch durch die Belegung von Buttons für Kinnhaken und Schläge, anstatt das hoch und runter des rechten Sticks zu nutzen. Schade, denn ich hatte mir wirklich mehr versprochen. Immerhin wird nach einem Kampf auch auf ein kleines Detail geachtet: Steckt man während einem harten Kampf einige Treffer ein, sind diese auf dem Gesicht erkennbar. Passiert dieser Kampf nun z. B. in einem Turnier- oder ein Liga-Spiel, sieht man noch eine Spiel-Woche später leichte Blessuren wie blaue Augen oder leichte Kampfwunden, was zumindest mir zum ersten Mal aufgefallen ist. Gefällt mir und wirkt auch Realistisch! Viele andere Animationen spielen jedoch eher in der 2. Liga. Während man noch bei einigen “unwichtigen” Animationen hinweg sehen kann (Beispiel: Schlechte Gesichtszüge und Fragwürdige Bewegungen beim entgegen nehmen eines Pokals), sollten für das Spielgefühl wichtige Animationen doch mehr Beachtung finden. Stellt euch mal vor, ihr befindet euch im letzten drittel des Turnier-Endspiels und liegt 4:3 zurück. 24 Sekunden vor Schluß gewinnt ihr das Bully in der eigenen Hälfte, haltet den Puck sauber zurück bis sich eure Flügel und Spitzen günstig positionieren. Wie von der Biene gestochen, flitzt ihr anschließend und völlig überraschend auf das Tor zu und macht Anstalten einen Schuß vorzunehmen. Die Gegner ahnen böses und nehmen euch auf’s Korn. Ihr habt euer Ziel erreicht und die Gegner widmen euch ihre ganze Aufmerksamkeit. Also schnell, ein traumhafter Pass zum freistehenden rechten Flügel, gefolgt von einem direkten One-timer in die lange linke Ecke und drin….7 Sekunden vor Schluss das 4:4 und die Verlängerung ist so gut wie sicher! Man müßte vor Freude ausflippen wie die Sau, aber in der Animation gleitet der Torschütze langsam in Richtung eigene Reservebank und klatscht alle Kollegen mit einem Elan ab, als wäre es ein Montag morgen und man müßte zur Arbeit. Sorry, aber sowas killt die Stimmung!

Gigantische Atmosphäre dank eindrucksvollem Sound!

Zum Glück gibt es aber nicht nur Stimmungs-Killer, denn wenn es um das Thema “Sound” geht, macht EA dieses Jahr keine halben Sachen. Besonders in 5.1 kommt mit passender Lautstärke ein richtiges Stadion-Feeling auf, dass bei mir bereits kurz nach dem einlaufen auf die Eisfläche eine Gänsehaut hervorruft. Die Fans, die hallende Musik, die Schüsse sowie Bodychecks….es hört sich einfach alles richtig cool an. Die englischen Kommentatoren setzen dem ganzen die Krone auf, denn auch nach einigen Stunden kamen mir keine großartigen Satz-Wiederholungen vor und die Kommentare passten weitestgehend zum eigentlichen Spielgeschehen.

NHL 14

Nette neue Features & Modis mit Einschränkungen

Natürlich hat sich EA auch dieses Jahr wieder ein paar Gedanken gemacht und NHL 14 ein paar neue Features sowie Modis spendiert. Abseits einiger zuvor genannten Gameplay-Features, gibt es dieses Jahr zum Jubiläum einen NHL94-Modus, der euch das alte NHL-Gameplay-Feeling von 1994 zurückbringen soll. Wer nun wie ich voller Vorfreude denkt, er könne eine Partie NHL Hockey ’94 spielen, wird leider enttäuscht. Es handelt sich hier nur um eine Anlehnung an den alten Klassiker und ihr spielt die Versus-Matches nur mit dem bekannten Stern als Spielermarkierung im schnelleren und vereinfachten Gameplay. Zwar nicht das, was man sich vielleicht erhofft hatte, aber alles in allem doch ein netter Modus, den ich persönlich gerne spiele. Neben dem bereits bekannten Hockey Ultimate Team-Modus, der nun mit einem verbesserten Auf- und Abstiegssystem aufwartet, hat mich persönlich der neue Be a Pro Karriere-Modus neugierig gemacht, der euch nun auch in NHL die Möglichkeit bietet, eine echte Karriere zu durchleben. Bevor ihr jedoch einen Platz in der Amateur-Mannschaft einnehmen könnt, müßt ihr euren Pro (Spieler) erstellen. Für das optische Erscheinungsbild stehen euch leider nur sehr begrenzte Mittel zur Verfügung. Ihr könnt zwar die Größe, das Alter, sowie Gewicht und die damit verbundene Statur frei wählen, aber gerade im Gesichtsbereich gibt es nur eine magere Auswahl an fertigen Kombinationen. Ein detailierter Eingriff in die Gesichtsmuskulatur oder dem Augenabstand ist z. B. nicht möglich. Ein Hockey-Spieler wäre nichts ohne sein Equipment und somit dürft ihr eurem Pro auch bei der Auswahl des Sticks, der Handschuhe sowie des Helms behilflich sein. Löblich: Eure gewählte Kombination beeinflusst dabei auch einige Eigenschaften Positiv als auch Negativ. Was nun noch fehlt ist die gewünschte Position auf dem Feld, sowie seine persönliche Eigenschaft und euer Pro ist bereit für das Eis!

NHL 14

Sei ein Pro, aber fühle dich nicht so

Was hier wie ein schlechter Reim klingt, trifft meiner Meinung nach voll ins schwarze. Dabei ist der Be A Pro-Modus wirklich toll und macht mir großen Spaß, aber in manchen Sachen wird euch doch etwas die Handbremse gezogen, was euch das Gefühl ein “echtes” Mitglied eurer Teams erschwert. Keine Frage, ihr spielt während eurer Laufbahn zahlreiche Spiele, erfüllt dutzende der vom Management geforderten Ziele, gibt unzählige Pressekonferenzen in der eure Antworten gleichzeitig euer Verhältnis zum Umfeld beeinflußen, unterschreibt dutzende Werbeverträge und werdet von vielen Teams abgeworben, was alles in allem wirklich ein tolles Gefühl vermittelt. Auf dem Eis fühlt man sich hingegen oft wie der siebte Spieler auf dem Feld. Warum? Ganz einfach: Wenn man vom Trainer auf die Bank beordert wird, oder selbst die Line wechselt, sitzt man steif auf der Bank und darf sich nicht mal mit dem Stick selbst umsehen (also die Kamera beeinflussen). Während man die Kollegen links und rechts schön schreien und loben hört, darf man selbst keine Buttons drücken, um den Mitspielern nach einem Tor mal einen Jubel entgegen zu wirken. Schießt man selbst Tore und klatscht danach die gesamte Spielerbank ab, kommt komischer Weise nie ein KI-Mitspieler nach seinem Tor nur in die Nähe einer Bank um gefeiert zu werden, wenn ihr darauf sitzt. Wie geil wäre es denn bitte, wenn der Mitspieler sich von der gesamten Bank mit einem Abklatscher loben lassen würde und man dürfte per Tastendruck selbst den Handschuh raushalten. Zugegeben ist das ein jammern auf hohem Niveau, aber wenn man schon an Details wie Wunden nach einem Kampf denkt, die sich noch Spiele hinziehen, kann man doch auch noch diese “kleinen” Sachen einbringen, die dem Spielgefühl noch mal einen drauf setzen würden.

Tolle KI bei solidem Schwierigkeitsgrad

NHL 14 macht auch wieder deutlich, wie schnell sich manche Zeiten ändern können. Wer von euch nun nach ein paar Jahren wieder die Lust auf ein neues NHL hat, wird sich vermutlich über den anfangs doch recht hohen Schwierigkeitsgrad wundern. Selbst auf dem untersten Rookie-Level bei einfacher NHL94-Steuerung kriegt man zu beginn schon etwas auf die Mütze und der ein oder andere Männerabend mit dem Motto: “Mal eben ne Runde NHL anspielen” könnte für jemand neues in der NHL-Serie übel ausgehen. Hat man sich hingegen etwas eingespielt, werden die Matches von mal zu mal interessanter und knackiger. Die KI ist dabei wirklich auf beiden Seiten genial. Die Gegner machen es einem nicht zu leicht, kontern mit cleveren Spielzügen und auch die eigene KI kann in den Modis überzeugen. Wer keine Lust hat, sein Studium in NHL-Controlling zu machen, da NHL 14 eigentlich jeden Button belegt hat, kann auf die zuvor erwähnte NHL94-Steuerung umsteigen, die sich auf das wesentliche beschränkt. Für den Einstieg sicher keine schlechte Wahl.

Wertungskasten
Grafik
9
Gameplay
8
Sound
10
WebsiteOffizielle Website
test-nhl-14Electronic Arts hat mit NHL 14 wieder einen grandiosen Ableger in das heimische Wohnzimmer gebracht. Zugegeben, muss EA in diesem Genre keine Konkurrenz mehr fürchten, aber selbst wenn es diese geben würde, wäre es schwer zu toppen! Die tolle Atmosphäre mit einem grandiosen Sound sowie schicker Grafik, wird von einigen Rucklern gebremst. Ebenfalls ein Teil der Animationen wirken nicht ganz fertig und können sich nicht passend in das Spiel einbringen. Das Gameplay und die KI siegt hier jedoch auf ganzer Linie, wenn auch wenige Momente noch Verbesserungswürdig wären. Die versprochenen Features & Modis wurden zum Teil gut umgesetzt und bereichern den Titel. Besonders der "Be A Pro"-Modus macht hier am meisten Spaß, wenn auch im Detail noch einiges nicht ganz stimmig wirkt. Alles in allem ist NHL 14 eine klare Kaufempfehlung für Eishockey-Fans. EA hat ihre Monopol-Stellung auch dieses Jahr erneut ausgebaut!

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