KRITIK

Filmkritik: Der Super Mario Bros. Film

Sucht man nach dem bekanntesten Medien-Franchise, lässt Super Mario nicht lang auf sich warten. Denn neben Mickey Maus und Pikachu ist der schnauzbärtige Klempner mit der roten Mütze wohl eines der bekanntesten Gesichter auf Videospiel-Verpackungen, aber auch auf Tassen, Schulranzen, Schokoriegeln und Baby-Stramplern. Nach den Kino-Erfolgen von Pokemon: Meisterdetektiv Pikachu (2019) und Sonic the Hedgehog (2020) war es also eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Nintendo sein Alpha-Maskottchen auf die große Spielfilmleinwand bringt. Mit Unterstützung von dem Minions (2015)-Animationsstudio Illumination Entertainment und einem erfahrenen Sprecher-Cast wagt sich Nintendo mit Der Super Mario Bros. Film jetzt also auch in das bedrohliche Minenfeld der Videospiel-Verfilmungen und erschafft dabei ein visuell kunterbuntes Bildspektakel mit mauer Minimalhandlung, viel wachstumspotenzial, aber vor allem einem Referenzfeuerwerk, das die Feuerblume in jedem Fan-Herz zum Erblühen bringt.

Inhaltsangabe

Das Pilzkönigreich steckt in Schwierigkeiten! Der fiese Koopa-König Bowser ist in den Besitz eines Power-Sterns gelangt, der ihm die Macht verleiht, ganze Welten zu vernichten. Einzig die mutige Prinzessin Peach will sich ihm entgegenstellen und ist dafür auf der Suche nach mächtigen Verbündeten. Währenddessen fristen die sympathischen Klempnerbrüder Mario und Luigi ein einfaches Dasein im Brooklyn der Menschenwelt, bis die beiden eines Tages versehentlich in eine magische Röhre hineingesogen werden, die sie in andere Welten und inmitten des Konfliktes befördert. Dabei werden die Brüder jedoch voneinander getrennt und es bleibt an Mario, neue Verbündete zu finden, den Umgang mit mächtigen Power-Ups zu erlernen und sich Bowser entgegenzustellen, um letztlich seinen geliebten Bruder zu retten, der in den Fängen des Koopa-Königs gelandet ist.

(from left) Mario (Chris Pratt) and Luigi (Charlie Day) in Nintendo and IlluminationÕs The Super Mario Bros. Movie, directed by Aaron Horvath and Michael Jelenic.
© Universal Pictures

Kritik

Wer schon irgendwann einmal ein Super Mario Bros.-Spiel gespielt hat, dem dürfte die simple Plotgestaltung recht vertraut erscheinen. Denn viel mehr als der Beschreibungstext oben erzählt, inszeniert der Film erzählerisch nicht – quasi ganz im Tenor mit der meist ebenfalls sehr basalen Handlungsmotivation, die der Spieler eines Super Mario-Videospiels zu sehen bekommt. Jemand wird entführt (im Film dankenswerterweise mal nicht die Prinzessin), der Bösewicht gelangt an ein mächtiges Artefakt und Welten drohen, vernichtet zu werden. Während die Videospiele nicht viel mehr als diesen Klappentext brauchen, um Spaß zu machen, könnte man von einem Film durchaus erwarten, etwas mehr Story-Fleisch hinter seinen hübschen Bildern verstecken, gerade weil man im Kino eben nicht selbst zum Pad greifen kann. Dennoch macht Der Super Mario Bros. Film zunächst einmal einfach Spaß, was vor allen Dingen an seiner großartigen Inszenierung liegt.

So übertreffen sich die Visual-Effects-Artists von Illumination ästhetisch definitiv selbst. Es ist nämlich sicher keine leichte Aufgabe, den distinktiven Artstyle der Nintendo-Figuren für ein komplett neues Bildmedium zu visualisieren, in dem die Figuren deutlich mehr zu sagen haben als immer die gleichen „Let’s-a-go!“-Ausrufe. Das Animationsstudio verleiht den Figuren leicht angepasste Designs, die Mario, Peach, Bowser und Co. visuell so expressiv erscheinen lassen wie noch nie und bewahrt dabei dennoch die gewohnte Memorabilität. Dabei hilft auch das hervorragende Sprechercast, dem es gelingt, die charakterlichen Eigenheiten der Figuren hörbar zu machen. Charlie Days Luigi stammelt ängstlich vor sich her, Jack Blacks Bowser brummt und brüllt furchteinflößend, während Chris Pratts und Anya Taylor-Joys Performances ihre Figuren Mario und Peach stimmlich über 90 Minuten hinweg deutlich erträglicher machen, als es mit ihren Videospiel-Stimmen der Fall gewesen wäre. Trotzdem muss man auf Marios bekannte Stimme, gesprochen von Charles Martinet, nicht gänzlich verzichten, denn…

Der Super Mario Bros. Film ist eine Referenz-Galore at it’s best! Wenn bereits in den ersten fünf Filmminuten Punch-Out-, Wrecking Crew– und Game & Watch-Anspielungen fallen und Marios Handyklingelton den Gamecube-Jingle spielt, ist schnell klar: Dieser Film ist ein wahres Spieleparadies für Nintendo-Nerds. Quasi minütlich läuft im Bildhintergrund eine bekannte Nebenfigur vorbei und ein gewohnter musikalischer Jingle erinnert die Gamer-Ohren an lange Spielstunden vor dem NES. Doch auch neben diesen eher kleinen Augenzwinkern gelingt es dem Film, altbekannte Elemente des Franchise als Teil seiner Fantasiewelt zu kultivieren und die Mario-Welt bereichernd zu erweitern. So sehen wir das Feuerblumen-Power-Up aus den bekannten Fragezeichenboxen hier in auf einem hübschen Feld in einem Blumenmeer wachsen und die berüchtigte Regenbogenstrecke aus der Mario Kart-Serie bildet hier eine Passage zwischen Welten, die mit Hilfe von Go-Karts befahren werden kann (Womit auch sonst?) Doch bei all der Hyperreferenzialität und den Meta-Gags, bei denen Nintendo-Fans, wie im ‚Pointing Leonardio DiCaprio‘-Meme, aufgeregt mit dem Finger auf die Leinwand zeigen und ihrer Nebenperson kenntlich machen, dass sie die Referenz verstanden haben, fällt irgendwann dann doch auf…

(from left, centered) Bowser (Jack Black) and Kamek (Kevin Michael Richardson) in Nintendo and Illumination’s The Super Mario Bros. Movie, directed by Aaron Horvath and Michael Jelenic.
© 2023 Nintendo and Universal Studios

Es ist nicht alles ein Gold-Pilz, was glänzt. Denn so virtuos die bunte Ästhetik szenisch umgesetzt und so liebevoll der Nintendo-Charme realisiert ist, hat Der Super Mario Bros. Film leider beeindruckend wenig zu erzählen. Der Film rast mit einem rasanten Tempo von einer Action-Sequenz zur nächsten, ohne erkennbare Entwicklung in den Figuren oder tieferer Handlungsmotivation. Das wird insbesondere dann deutlich, wenn sich der Film dann doch mal ein oder zwei Szenen nimmt, um die brüderliche Verbundenheit von Mario und Luigi durch einen szenischen Rückblick in ihre Kindheit zu verdeutlichen, oder wenn Prinzessin Peach nachdenklich davon spricht, dass sie gerne wüsste, woher sie ursprünglich kommt, bevor sie bei den Toads eine neue Familie gefunden hat. Momente wie diese, die die Figuren nachdenklich, verletzlich und menschlich zeigen, Momente, die vielleicht auch mal Konflikte eröffnen und Charakterentwicklungen zulassen, fehlen dem Film leider fast in Gänze. Und dass, obwohl bereits Spiele der Paper Mario-Reihe recht offensiv mit unüblich-melancholischem Storytelling brillierten und bewiesen, dass es der leichtherzigen Mario-Welt erzählerische Mehrdimensionalität erstaunlich gut steht. Hier ist wiederum gar nicht so leicht zu sagen, was denn eigentlich das zu Grunde liegende Thema des Films ist. Klar, es geht darum, wie Mario letztlich den Tag rettet, aber was will der Film damit erzählen? Mehr als das typische „Gemeinsam schaffen wir alles!“-Motiv bleibt leider nicht hängen. Und das liegt bei weitem nicht nur daran, dass sich Der Super Mario Bros. Film nun mal vorrangig an Kinder richtet, denn bereits Toy Story (1995), Oben (2009), oder der ebenfalls von Illumination produzierte Minions (2015)-Film besprechen Themen, in denen auch Erwachsene Botschaften wiederfinden, die sie auch noch nach dem Erdunkeln der Leinwand mit nach Hause begleiten.

Fazit

Der Super Mario Bros. Film ist ein vielversprechender Einstand einer spektakulär inszenierten Videospielwelt, die mit ihren bunten Farben verzaubert, ihrem charmanten Humor zum Lachen bringt und mit ihrer Vorlagentreue Fan-Herzen höherschlagen lässt. Doch gerade weil Ästhetik, Musik und Sprecher-Cast sich so stimmig die Hand geben und jeder Frame nur so vor liebevollen Anspielungen sprudelt, fällt das dünne Drehbuch leider umso deutlicher auf. Dabei würde den sympathischen Figuren und der reichen Mario-Welt ein Anstrich Tiefe, den die Spiele durchaus zu zeigen vermögen, gut stehen. Da ein Sequel quasi unvermeidbar ist, bleibt hier nur die Hoffnung, in der zweiten Runde doch noch ein sinnvolles Power-Up zu bekommen, das Nintendos Filmfranchise dann sogar auf eine Qualitätsstufe mit den Animationsgiganten Pixar und Dreamworks stellen könnte. (Und BITTE, BEIM GROßEN KAMEK, GEBT UNS DANN EINEN LUIGIS MANSION-FILM!!)

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Der Super Mario Bros. Film ist ein vielversprechender Einstand einer spektakulär inszenierten Videospielwelt, die mit ihren bunten Farben verzaubert, ihrem charmanten Humor zum Lachen bringt und mit ihrer Vorlagentreue Fan-Herzen höherschlagen lässt. Doch gerade weil Ästhetik, Musik und Sprecher-Cast sich so stimmig die Hand geben und jeder Frame nur so vor liebevollen Anspielungen sprudelt, fällt das dünne Drehbuch leider umso deutlicher auf. Dabei würde den sympathischen Figuren und der reichen Mario-Welt ein Anstrich Tiefe, den die Spiele durchaus zu zeigen vermögen, gut stehen. Da ein Sequel quasi unvermeidbar ist, bleibt hier nur die Hoffnung, in der zweiten Runde doch noch ein sinnvolles Power-Up zu bekommen, das Nintendos Filmfranchise dann sogar auf eine Qualitätsstufe mit den Animationsgiganten Pixar und Dreamworks stellen könnte. (Und BITTE, BEIM GROßEN KAMEK, GEBT UNS DANN EINEN LUIGIS MANSION-FILM!!)Filmkritik: Der Super Mario Bros. Film